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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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Du sollst dich nicht allzu satt essen, und immer
noch ein Stück Brod auf dem Tische lassen, denn
es heißt: wir haben gegessen, und sind satt gewor-
den, und es ist sehr viel übrig geblieben, 2 Chron.
31. V. 10. Wer kein Brod auf dem Tisch läßt,
wird nimmermehr gesegnet und reich werden*).

Du sollst aber kein ganzes Brod auf dem Ti-
sche übrig lassen, weil es sonst scheinen möchte, als
ob du Abgötterei damit triebest**).

Das Salz ist ein nothwendiges Erforderniß
auf der jüdischen Tafel, indem diese als ein Altar
und die Speisen als Opfer betrachtet werden; die
Opfer aber, nach der mosaischen Verordnung gesal-
zen seyn müssen. Außer dem lieben Essen und
Trinken haben die Juden noch ein Ersatzmittel (Sur-
rogat) der leider, nicht mehr gebräuchlichen Opfer,
nemlich zwei kleine Gebete, worin sie des Morgens
und zu andern Zeiten Gott danken, daß er ihnen
das Gesetz und die Opfer gegeben hat. Opfern
wir, sagen ihre Talmudisten, jetzt da der Tempel
zerstört ist, auch keine natürliche Kälber mehr, so
opfern wir dafür die Kälber unserer Lippen, und
das ist hinreichend, denn der Prophet spricht: Laßt
uns die Kälber unserer Lippen opfern. Hos. 14.
V. 8.

*) Sanhedrin Kap. 11.
**) Rabbi Elieser in s. Pirkhe.


Du ſollſt dich nicht allzu ſatt eſſen, und immer
noch ein Stuͤck Brod auf dem Tiſche laſſen, denn
es heißt: wir haben gegeſſen, und ſind ſatt gewor-
den, und es iſt ſehr viel uͤbrig geblieben, 2 Chron.
31. V. 10. Wer kein Brod auf dem Tiſch laͤßt,
wird nimmermehr geſegnet und reich werden*).

Du ſollſt aber kein ganzes Brod auf dem Ti-
ſche uͤbrig laſſen, weil es ſonſt ſcheinen moͤchte, als
ob du Abgoͤtterei damit triebeſt**).

Das Salz iſt ein nothwendiges Erforderniß
auf der juͤdiſchen Tafel, indem dieſe als ein Altar
und die Speiſen als Opfer betrachtet werden; die
Opfer aber, nach der moſaiſchen Verordnung geſal-
zen ſeyn muͤſſen. Außer dem lieben Eſſen und
Trinken haben die Juden noch ein Erſatzmittel (Sur-
rogat) der leider, nicht mehr gebraͤuchlichen Opfer,
nemlich zwei kleine Gebete, worin ſie des Morgens
und zu andern Zeiten Gott danken, daß er ihnen
das Geſetz und die Opfer gegeben hat. Opfern
wir, ſagen ihre Talmudiſten, jetzt da der Tempel
zerſtoͤrt iſt, auch keine natuͤrliche Kaͤlber mehr, ſo
opfern wir dafuͤr die Kaͤlber unſerer Lippen, und
das iſt hinreichend, denn der Prophet ſpricht: Laßt
uns die Kaͤlber unſerer Lippen opfern. Hoſ. 14.
V. 8.

*) Sanhedrin Kap. 11.
**) Rabbi Elieſer in ſ. Pirkhe.
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[156/0156] Du ſollſt dich nicht allzu ſatt eſſen, und immer noch ein Stuͤck Brod auf dem Tiſche laſſen, denn es heißt: wir haben gegeſſen, und ſind ſatt gewor- den, und es iſt ſehr viel uͤbrig geblieben, 2 Chron. 31. V. 10. Wer kein Brod auf dem Tiſch laͤßt, wird nimmermehr geſegnet und reich werden *). Du ſollſt aber kein ganzes Brod auf dem Ti- ſche uͤbrig laſſen, weil es ſonſt ſcheinen moͤchte, als ob du Abgoͤtterei damit triebeſt **). Das Salz iſt ein nothwendiges Erforderniß auf der juͤdiſchen Tafel, indem dieſe als ein Altar und die Speiſen als Opfer betrachtet werden; die Opfer aber, nach der moſaiſchen Verordnung geſal- zen ſeyn muͤſſen. Außer dem lieben Eſſen und Trinken haben die Juden noch ein Erſatzmittel (Sur- rogat) der leider, nicht mehr gebraͤuchlichen Opfer, nemlich zwei kleine Gebete, worin ſie des Morgens und zu andern Zeiten Gott danken, daß er ihnen das Geſetz und die Opfer gegeben hat. Opfern wir, ſagen ihre Talmudiſten, jetzt da der Tempel zerſtoͤrt iſt, auch keine natuͤrliche Kaͤlber mehr, ſo opfern wir dafuͤr die Kaͤlber unſerer Lippen, und das iſt hinreichend, denn der Prophet ſpricht: Laßt uns die Kaͤlber unſerer Lippen opfern. Hoſ. 14. V. 8. *) Sanhedrin Kap. 11. **) Rabbi Elieſer in ſ. Pirkhe.

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/156>, abgerufen am 07.05.2024.