Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>


wohl in Acht, bei dem Leichenbegängniß den Frauen
nicht zu nahe zu kommen, weil der Todesengel vor
denselben hertanzt, und sie leicht mit seinem Wür-
gerschwert verwunden könnte. Beim Einsenken des
Sarges spricht einer der männlichen Erben den
Segen Hazor damim oder ein Lob des wahren Schö-
pfers genannt: "Gelobet sey Gott, der euch alle
nach Gericht und Gerechtigkeit gebildet, erschaffen,
gespeist, ernährt, erhalten und wieder getödtet hat.
Er kennt eure Zahl und wird euch zu seiner Zeit
auferwecken. Gelobt sey Gott, der tödtet und le-
bendig macht." Außerdem wird an manchen Orten
ein langes Gebet Tzidduck Haddin hergesagt, und
die Versammelten gehen heulend und wehklagend
siebenmal um das Grab.

Dann nehmen die Todtengräber einen Beutel
aus dem Sarge, und reichen ihn den zunächst Ste-
henden, welche ihn mit Erde von dem Grabe an-
füllen, und ihn den erstern zurückgeben, um ihn
der Leiche statt eines Kissens unter das Haupt zu
legen. Manche fromme Jsraeliten suchen Erde aus
Kanaan zu bekommen, die ihnen nach ihrem Ab-
scheiden in einem Beutel als Kopfkissen untergelegt
werden muß, damit sie desto sanfter ruhen, und
nicht sich, wie schon früher gemeldet worden, unter
der Erde hinweg nach Kanaan wälzen müssen. Ein
spekulirender Kopf, wie Baron Amschel, könnte
mit solcher heiligen Erde bei seinen Glaubensgenossen


wohl in Acht, bei dem Leichenbegaͤngniß den Frauen
nicht zu nahe zu kommen, weil der Todesengel vor
denſelben hertanzt, und ſie leicht mit ſeinem Wuͤr-
gerſchwert verwunden koͤnnte. Beim Einſenken des
Sarges ſpricht einer der maͤnnlichen Erben den
Segen Hazor damim oder ein Lob des wahren Schoͤ-
pfers genannt: »Gelobet ſey Gott, der euch alle
nach Gericht und Gerechtigkeit gebildet, erſchaffen,
geſpeist, ernaͤhrt, erhalten und wieder getoͤdtet hat.
Er kennt eure Zahl und wird euch zu ſeiner Zeit
auferwecken. Gelobt ſey Gott, der toͤdtet und le-
bendig macht.« Außerdem wird an manchen Orten
ein langes Gebet Tzidduck Haddin hergeſagt, und
die Verſammelten gehen heulend und wehklagend
ſiebenmal um das Grab.

Dann nehmen die Todtengraͤber einen Beutel
aus dem Sarge, und reichen ihn den zunaͤchſt Ste-
henden, welche ihn mit Erde von dem Grabe an-
fuͤllen, und ihn den erſtern zuruͤckgeben, um ihn
der Leiche ſtatt eines Kiſſens unter das Haupt zu
legen. Manche fromme Jſraeliten ſuchen Erde aus
Kanaan zu bekommen, die ihnen nach ihrem Ab-
ſcheiden in einem Beutel als Kopfkiſſen untergelegt
werden muß, damit ſie deſto ſanfter ruhen, und
nicht ſich, wie ſchon fruͤher gemeldet worden, unter
der Erde hinweg nach Kanaan waͤlzen muͤſſen. Ein
ſpekulirender Kopf, wie Baron Amſchel, koͤnnte
mit ſolcher heiligen Erde bei ſeinen Glaubensgenoſſen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0434" n="434"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
wohl in Acht, bei dem Leichenbega&#x0364;ngniß den Frauen<lb/>
nicht zu nahe zu kommen, weil der Todesengel vor<lb/>
den&#x017F;elben hertanzt, und &#x017F;ie leicht mit &#x017F;einem Wu&#x0364;r-<lb/>
ger&#x017F;chwert verwunden ko&#x0364;nnte. Beim Ein&#x017F;enken des<lb/>
Sarges &#x017F;pricht einer der ma&#x0364;nnlichen Erben den<lb/>
Segen Hazor damim oder ein Lob des wahren Scho&#x0364;-<lb/>
pfers genannt: »Gelobet &#x017F;ey Gott, der euch alle<lb/>
nach Gericht und Gerechtigkeit gebildet, er&#x017F;chaffen,<lb/>
ge&#x017F;peist, erna&#x0364;hrt, erhalten und wieder geto&#x0364;dtet hat.<lb/>
Er kennt eure Zahl und wird euch zu &#x017F;einer Zeit<lb/>
auferwecken. Gelobt &#x017F;ey Gott, der to&#x0364;dtet und le-<lb/>
bendig macht.« Außerdem wird an manchen Orten<lb/>
ein langes Gebet Tzidduck Haddin herge&#x017F;agt, und<lb/>
die Ver&#x017F;ammelten gehen heulend und wehklagend<lb/>
&#x017F;iebenmal um das Grab.</p><lb/>
        <p>Dann nehmen die Todtengra&#x0364;ber einen Beutel<lb/>
aus dem Sarge, und reichen ihn den zuna&#x0364;ch&#x017F;t Ste-<lb/>
henden, welche ihn mit Erde von dem Grabe an-<lb/>
fu&#x0364;llen, und ihn den er&#x017F;tern zuru&#x0364;ckgeben, um ihn<lb/>
der Leiche &#x017F;tatt eines Ki&#x017F;&#x017F;ens unter das Haupt zu<lb/>
legen. Manche fromme J&#x017F;raeliten &#x017F;uchen Erde aus<lb/>
Kanaan zu bekommen, die ihnen nach ihrem Ab-<lb/>
&#x017F;cheiden in einem Beutel als Kopfki&#x017F;&#x017F;en untergelegt<lb/>
werden muß, damit &#x017F;ie de&#x017F;to &#x017F;anfter ruhen, und<lb/>
nicht &#x017F;ich, wie &#x017F;chon fru&#x0364;her gemeldet worden, unter<lb/>
der Erde hinweg nach Kanaan wa&#x0364;lzen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Ein<lb/>
&#x017F;pekulirender Kopf, wie Baron Am&#x017F;chel, ko&#x0364;nnte<lb/>
mit &#x017F;olcher heiligen Erde bei &#x017F;einen Glaubensgeno&#x017F;&#x017F;en<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[434/0434] wohl in Acht, bei dem Leichenbegaͤngniß den Frauen nicht zu nahe zu kommen, weil der Todesengel vor denſelben hertanzt, und ſie leicht mit ſeinem Wuͤr- gerſchwert verwunden koͤnnte. Beim Einſenken des Sarges ſpricht einer der maͤnnlichen Erben den Segen Hazor damim oder ein Lob des wahren Schoͤ- pfers genannt: »Gelobet ſey Gott, der euch alle nach Gericht und Gerechtigkeit gebildet, erſchaffen, geſpeist, ernaͤhrt, erhalten und wieder getoͤdtet hat. Er kennt eure Zahl und wird euch zu ſeiner Zeit auferwecken. Gelobt ſey Gott, der toͤdtet und le- bendig macht.« Außerdem wird an manchen Orten ein langes Gebet Tzidduck Haddin hergeſagt, und die Verſammelten gehen heulend und wehklagend ſiebenmal um das Grab. Dann nehmen die Todtengraͤber einen Beutel aus dem Sarge, und reichen ihn den zunaͤchſt Ste- henden, welche ihn mit Erde von dem Grabe an- fuͤllen, und ihn den erſtern zuruͤckgeben, um ihn der Leiche ſtatt eines Kiſſens unter das Haupt zu legen. Manche fromme Jſraeliten ſuchen Erde aus Kanaan zu bekommen, die ihnen nach ihrem Ab- ſcheiden in einem Beutel als Kopfkiſſen untergelegt werden muß, damit ſie deſto ſanfter ruhen, und nicht ſich, wie ſchon fruͤher gemeldet worden, unter der Erde hinweg nach Kanaan waͤlzen muͤſſen. Ein ſpekulirender Kopf, wie Baron Amſchel, koͤnnte mit ſolcher heiligen Erde bei ſeinen Glaubensgenoſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/434
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/434>, abgerufen am 07.05.2024.