Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

in Beantwortung auf ein Gesuch, es in seinen Be-
strebungen, eine evangelische Studienanstalt zu er-
richten, bei der Stadt zu unterstützen, klipp und
klar erklärt, "daß der Herr Minister überhaupt
nicht mit der Errichtung weiterer Studienanstalten
einverstanden sei. Er sei der Überzeugung, daß die
Abschlußprüfung eines Lyzeums bzw. Oberlyzeums
für die weibliche Ausbildung vollkommen aus-
reiche, auch eine genügende Vorbildung für das
Universitätsstudium bilde. Eine Bevorzugung der
Abiturienten einer Studienanstalt finde nicht statt.
Hingegen bilde die Absolvierung eines Lyzeums
und Oberlyzeums in jedem Falle einen voll-
kommenen Abschluß in der Bildung. Allerdings
würden diejenigen jungen Mädchen, die die
Studienanstalt besuchen und dann sofort die Hoch-
schule beziehen, um später Oberlehrerinnen zu
werden, ein Jahr vor den Lyzeumsabsolventinnen
voraus haben, die, ehe sie zum Studium zugelassen
werden, erst noch drei Seminarjahre und ein Probe-
jahr durchzumachen hätten. Der Herr Minister
selbst sei dafür, daß es für die jungen Damen durch-
aus besser sei, wenn sie nicht bereits schon mit
19 Jahren die Universität bezögen, sondern erst in
gereifteren Jahren. Ferner sei es für die Absol-
ventinnen des Oberlyzeums durchaus nicht
schwierig, die für die Maturität erforderlichen
Kenntnisse im Lateinischen und ev. Griechischen,

in Beantwortung auf ein Gesuch, es in seinen Be-
strebungen, eine evangelische Studienanstalt zu er-
richten, bei der Stadt zu unterstützen, klipp und
klar erklärt, „daß der Herr Minister überhaupt
nicht mit der Errichtung weiterer Studienanstalten
einverstanden sei. Er sei der Überzeugung, daß die
Abschlußprüfung eines Lyzeums bzw. Oberlyzeums
für die weibliche Ausbildung vollkommen aus-
reiche, auch eine genügende Vorbildung für das
Universitätsstudium bilde. Eine Bevorzugung der
Abiturienten einer Studienanstalt finde nicht statt.
Hingegen bilde die Absolvierung eines Lyzeums
und Oberlyzeums in jedem Falle einen voll-
kommenen Abschluß in der Bildung. Allerdings
würden diejenigen jungen Mädchen, die die
Studienanstalt besuchen und dann sofort die Hoch-
schule beziehen, um später Oberlehrerinnen zu
werden, ein Jahr vor den Lyzeumsabsolventinnen
voraus haben, die, ehe sie zum Studium zugelassen
werden, erst noch drei Seminarjahre und ein Probe-
jahr durchzumachen hätten. Der Herr Minister
selbst sei dafür, daß es für die jungen Damen durch-
aus besser sei, wenn sie nicht bereits schon mit
19 Jahren die Universität bezögen, sondern erst in
gereifteren Jahren. Ferner sei es für die Absol-
ventinnen des Oberlyzeums durchaus nicht
schwierig, die für die Maturität erforderlichen
Kenntnisse im Lateinischen und ev. Griechischen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0153" n="149"/>
in Beantwortung auf ein Gesuch, es in seinen Be-<lb/>
strebungen, eine evangelische Studienanstalt zu er-<lb/>
richten, bei der Stadt zu unterstützen, klipp und<lb/>
klar erklärt, &#x201E;daß der Herr Minister überhaupt<lb/>
nicht mit der Errichtung weiterer Studienanstalten<lb/>
einverstanden sei. Er sei der Überzeugung, daß die<lb/>
Abschlußprüfung eines Lyzeums bzw. Oberlyzeums<lb/>
für die weibliche Ausbildung vollkommen aus-<lb/>
reiche, auch eine genügende Vorbildung für das<lb/>
Universitätsstudium bilde. Eine Bevorzugung der<lb/>
Abiturienten einer Studienanstalt finde nicht statt.<lb/>
Hingegen bilde die Absolvierung eines Lyzeums<lb/>
und Oberlyzeums in jedem Falle einen voll-<lb/>
kommenen Abschluß in der Bildung. Allerdings<lb/>
würden diejenigen jungen Mädchen, die die<lb/>
Studienanstalt besuchen und dann sofort die Hoch-<lb/>
schule beziehen, um später Oberlehrerinnen zu<lb/>
werden, ein Jahr vor den Lyzeumsabsolventinnen<lb/>
voraus haben, die, ehe sie zum Studium zugelassen<lb/>
werden, erst noch drei Seminarjahre und ein Probe-<lb/>
jahr durchzumachen hätten. Der Herr Minister<lb/>
selbst sei dafür, daß es für die jungen Damen durch-<lb/>
aus besser sei, wenn sie nicht bereits schon mit<lb/>
19 Jahren die Universität bezögen, sondern erst in<lb/>
gereifteren Jahren. Ferner sei es für die Absol-<lb/>
ventinnen des Oberlyzeums durchaus nicht<lb/>
schwierig, die für die Maturität erforderlichen<lb/>
Kenntnisse im Lateinischen und ev. Griechischen,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0153] in Beantwortung auf ein Gesuch, es in seinen Be- strebungen, eine evangelische Studienanstalt zu er- richten, bei der Stadt zu unterstützen, klipp und klar erklärt, „daß der Herr Minister überhaupt nicht mit der Errichtung weiterer Studienanstalten einverstanden sei. Er sei der Überzeugung, daß die Abschlußprüfung eines Lyzeums bzw. Oberlyzeums für die weibliche Ausbildung vollkommen aus- reiche, auch eine genügende Vorbildung für das Universitätsstudium bilde. Eine Bevorzugung der Abiturienten einer Studienanstalt finde nicht statt. Hingegen bilde die Absolvierung eines Lyzeums und Oberlyzeums in jedem Falle einen voll- kommenen Abschluß in der Bildung. Allerdings würden diejenigen jungen Mädchen, die die Studienanstalt besuchen und dann sofort die Hoch- schule beziehen, um später Oberlehrerinnen zu werden, ein Jahr vor den Lyzeumsabsolventinnen voraus haben, die, ehe sie zum Studium zugelassen werden, erst noch drei Seminarjahre und ein Probe- jahr durchzumachen hätten. Der Herr Minister selbst sei dafür, daß es für die jungen Damen durch- aus besser sei, wenn sie nicht bereits schon mit 19 Jahren die Universität bezögen, sondern erst in gereifteren Jahren. Ferner sei es für die Absol- ventinnen des Oberlyzeums durchaus nicht schwierig, die für die Maturität erforderlichen Kenntnisse im Lateinischen und ev. Griechischen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-12-07T10:34:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/153
Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/153>, abgerufen am 26.04.2024.