Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

fordern. Ob nun gerade elf oder zehn, neun oder
acht Stunden das zulässige Maximalmaß darstellen,
läßt sich bei dem heutigen Stande der Wissenschaft
nicht exakt beantworten. Man kann nur sagen:
je weniger, je besser." Außer den gesundheitlichen
Gründen spricht für die Verkürzung des Arbeits-
tages für die Arbeiterin ihr häufiger Doppelberuf:
die Anteilnahme der eheweiblichen Arbeit ist groß
genug.

Eingehende Studien dieser Frage haben er-
geben, daß nur zwingende Gründe die verheiratete
Arbeiterin veranlassen, die Fabrik aufzusuchen,
daß diese sich aber auffallend mehren, daß sie
hauptsächlich in der Unmöglichkeit des Mannes,
genügend für die Familie sorgen zu können, liegen.
Je mehr Kinder sie ihr Eigen nennt, je not-
wendiger sie also zuhause wäre, um so eher muß sie
in die Fabrik gehen, wenn sie mit den Kindern
nicht darben will. Ein Verbot der eheweiblichen
Arbeit ist daher unmöglich. Das geeignete Abhilfe-
mittel ist auch hier Verkürzung des Arbeitstages,
um ihr für Kinder, Mann und Hauswesen Zeit zu
schaffen. Schließlich muß auch, um der Arbeiterin
Muße, Erholung und Teilnahme an der Kultur zu
ermöglichen, ein verkürzter Arbeitstag gewünscht
werden. Für die jugendlichen Arbeiterinnen muß
eine noch größere Herabsetzung der Maximalarbeit
auf etwa sechs Stunden verlangt werden, da Über-

fordern. Ob nun gerade elf oder zehn, neun oder
acht Stunden das zulässige Maximalmaß darstellen,
läßt sich bei dem heutigen Stande der Wissenschaft
nicht exakt beantworten. Man kann nur sagen:
je weniger, je besser.“ Außer den gesundheitlichen
Gründen spricht für die Verkürzung des Arbeits-
tages für die Arbeiterin ihr häufiger Doppelberuf:
die Anteilnahme der eheweiblichen Arbeit ist groß
genug.

Eingehende Studien dieser Frage haben er-
geben, daß nur zwingende Gründe die verheiratete
Arbeiterin veranlassen, die Fabrik aufzusuchen,
daß diese sich aber auffallend mehren, daß sie
hauptsächlich in der Unmöglichkeit des Mannes,
genügend für die Familie sorgen zu können, liegen.
Je mehr Kinder sie ihr Eigen nennt, je not-
wendiger sie also zuhause wäre, um so eher muß sie
in die Fabrik gehen, wenn sie mit den Kindern
nicht darben will. Ein Verbot der eheweiblichen
Arbeit ist daher unmöglich. Das geeignete Abhilfe-
mittel ist auch hier Verkürzung des Arbeitstages,
um ihr für Kinder, Mann und Hauswesen Zeit zu
schaffen. Schließlich muß auch, um der Arbeiterin
Muße, Erholung und Teilnahme an der Kultur zu
ermöglichen, ein verkürzter Arbeitstag gewünscht
werden. Für die jugendlichen Arbeiterinnen muß
eine noch größere Herabsetzung der Maximalarbeit
auf etwa sechs Stunden verlangt werden, da Über-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0056" n="52"/>
fordern. Ob nun gerade elf oder zehn, neun oder<lb/>
acht Stunden das zulässige Maximalmaß darstellen,<lb/>
läßt sich bei dem heutigen Stande der Wissenschaft<lb/>
nicht exakt beantworten. Man kann nur sagen:<lb/>
je weniger, je besser.&#x201C; Außer den gesundheitlichen<lb/>
Gründen spricht für die Verkürzung des Arbeits-<lb/>
tages für die Arbeiterin ihr häufiger Doppelberuf:<lb/>
die Anteilnahme der eheweiblichen Arbeit ist groß<lb/>
genug.</p><lb/>
            <p>Eingehende Studien dieser Frage haben er-<lb/>
geben, daß nur zwingende Gründe die verheiratete<lb/>
Arbeiterin veranlassen, die Fabrik aufzusuchen,<lb/>
daß diese sich aber auffallend mehren, daß sie<lb/>
hauptsächlich in der Unmöglichkeit des Mannes,<lb/>
genügend für die Familie sorgen zu können, liegen.<lb/>
Je mehr Kinder sie ihr Eigen nennt, je not-<lb/>
wendiger sie also zuhause wäre, um so eher muß sie<lb/>
in die Fabrik gehen, wenn sie mit den Kindern<lb/>
nicht darben will. Ein Verbot der eheweiblichen<lb/>
Arbeit ist daher unmöglich. Das geeignete Abhilfe-<lb/>
mittel ist auch hier Verkürzung des Arbeitstages,<lb/>
um ihr für Kinder, Mann und Hauswesen Zeit zu<lb/>
schaffen. Schließlich muß auch, um der Arbeiterin<lb/>
Muße, Erholung und Teilnahme an der Kultur zu<lb/>
ermöglichen, ein verkürzter Arbeitstag gewünscht<lb/>
werden. Für die jugendlichen Arbeiterinnen muß<lb/>
eine noch größere Herabsetzung der Maximalarbeit<lb/>
auf etwa sechs Stunden verlangt werden, da Über-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0056] fordern. Ob nun gerade elf oder zehn, neun oder acht Stunden das zulässige Maximalmaß darstellen, läßt sich bei dem heutigen Stande der Wissenschaft nicht exakt beantworten. Man kann nur sagen: je weniger, je besser.“ Außer den gesundheitlichen Gründen spricht für die Verkürzung des Arbeits- tages für die Arbeiterin ihr häufiger Doppelberuf: die Anteilnahme der eheweiblichen Arbeit ist groß genug. Eingehende Studien dieser Frage haben er- geben, daß nur zwingende Gründe die verheiratete Arbeiterin veranlassen, die Fabrik aufzusuchen, daß diese sich aber auffallend mehren, daß sie hauptsächlich in der Unmöglichkeit des Mannes, genügend für die Familie sorgen zu können, liegen. Je mehr Kinder sie ihr Eigen nennt, je not- wendiger sie also zuhause wäre, um so eher muß sie in die Fabrik gehen, wenn sie mit den Kindern nicht darben will. Ein Verbot der eheweiblichen Arbeit ist daher unmöglich. Das geeignete Abhilfe- mittel ist auch hier Verkürzung des Arbeitstages, um ihr für Kinder, Mann und Hauswesen Zeit zu schaffen. Schließlich muß auch, um der Arbeiterin Muße, Erholung und Teilnahme an der Kultur zu ermöglichen, ein verkürzter Arbeitstag gewünscht werden. Für die jugendlichen Arbeiterinnen muß eine noch größere Herabsetzung der Maximalarbeit auf etwa sechs Stunden verlangt werden, da Über-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-12-07T10:34:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/56
Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/56>, abgerufen am 29.04.2024.