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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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nun ihren Gang gehen. -- Sie packte ein Bündel-
chen Wäsche zusammen und gab ihrem Hänfling
Futter auf acht Tage. Dann legte sie ihre Näh-
sachen in saubergefaltete Packete, reichte diese einem
Jungen und hieß ihm, sie den Leuten zurückzubrin-
gen, mit der Bestellung, sie könne nicht mehr ar-
beiten, denn sie habe einen Dämon im Leibe.

Während dieser kleinen Beschäftigungen kamen
Kernbeißer und Eschenmichel, denen schon etwas
angesagt worden war. Dürr, welcher, als die bei-
den Doctoren eintraten, mitten in der Stube
stand, sagte groß und ruhig, wie Falstaff, als er
den Percy bringt: Da habt Ihr den Dämon!

Wir führten die Schnotterbaum im Triumph
nach dem Etablissement und gaben ihr ein kleines
Familienfest aus dem Stegereif. Dürr ging oder
taumelte vielmehr bald nach seinem Stalle, worin
er ein für allemal seine Wohnung aufgeschlagen
hatte, der außerordentliche Mensch. Kernbeißer
ließ zur Ehre der Magie den Stall mit bunten
Lampen erleuchten.

Sehr glücklich sanken wir Alle auf unser Lager.
Wir glaubten über alle Berge zu seyn. Eschen-
michel stand nur in Zweifel, ob er den Dämon

nun ihren Gang gehen. — Sie packte ein Bündel-
chen Wäſche zuſammen und gab ihrem Hänfling
Futter auf acht Tage. Dann legte ſie ihre Näh-
ſachen in ſaubergefaltete Packete, reichte dieſe einem
Jungen und hieß ihm, ſie den Leuten zurückzubrin-
gen, mit der Beſtellung, ſie könne nicht mehr ar-
beiten, denn ſie habe einen Dämon im Leibe.

Während dieſer kleinen Beſchäftigungen kamen
Kernbeißer und Eſchenmichel, denen ſchon etwas
angeſagt worden war. Dürr, welcher, als die bei-
den Doctoren eintraten, mitten in der Stube
ſtand, ſagte groß und ruhig, wie Falſtaff, als er
den Percy bringt: Da habt Ihr den Dämon!

Wir führten die Schnotterbaum im Triumph
nach dem Etabliſſement und gaben ihr ein kleines
Familienfeſt aus dem Stegereif. Dürr ging oder
taumelte vielmehr bald nach ſeinem Stalle, worin
er ein für allemal ſeine Wohnung aufgeſchlagen
hatte, der außerordentliche Menſch. Kernbeißer
ließ zur Ehre der Magie den Stall mit bunten
Lampen erleuchten.

Sehr glücklich ſanken wir Alle auf unſer Lager.
Wir glaubten über alle Berge zu ſeyn. Eſchen-
michel ſtand nur in Zweifel, ob er den Dämon

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[292/0310] nun ihren Gang gehen. — Sie packte ein Bündel- chen Wäſche zuſammen und gab ihrem Hänfling Futter auf acht Tage. Dann legte ſie ihre Näh- ſachen in ſaubergefaltete Packete, reichte dieſe einem Jungen und hieß ihm, ſie den Leuten zurückzubrin- gen, mit der Beſtellung, ſie könne nicht mehr ar- beiten, denn ſie habe einen Dämon im Leibe. Während dieſer kleinen Beſchäftigungen kamen Kernbeißer und Eſchenmichel, denen ſchon etwas angeſagt worden war. Dürr, welcher, als die bei- den Doctoren eintraten, mitten in der Stube ſtand, ſagte groß und ruhig, wie Falſtaff, als er den Percy bringt: Da habt Ihr den Dämon! Wir führten die Schnotterbaum im Triumph nach dem Etabliſſement und gaben ihr ein kleines Familienfeſt aus dem Stegereif. Dürr ging oder taumelte vielmehr bald nach ſeinem Stalle, worin er ein für allemal ſeine Wohnung aufgeſchlagen hatte, der außerordentliche Menſch. Kernbeißer ließ zur Ehre der Magie den Stall mit bunten Lampen erleuchten. Sehr glücklich ſanken wir Alle auf unſer Lager. Wir glaubten über alle Berge zu ſeyn. Eſchen- michel ſtand nur in Zweifel, ob er den Dämon

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/310>, abgerufen am 27.04.2024.