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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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Ach, ich bitte Sie, mir das unbedachte Wort
nicht übel zu nehmen und es ja nicht den andern
Herren zu verrathen. Nein, ich wollte vielmehr
sagen, wo, während ich im hitzigen Fieber liege,
das Ding in mir zu reden anfängt, daß dann, sage
ich, der Grobschmidt auch nur Magistersachen zu
sagen weiß, und der Affe des Magisters ist. Eine
andere Erklärung kann ich Ihnen nicht geben. --

Was war damit erklärt? Die Auslegung er-
schien doch gar zu dürftig. Und so blieb dieses
große Räthsel der Geisterwelt ungelost.

Wurde sogar mit jedem Tage dunkler. Be-
fragten wir nämlich den Grobschmidtsdämon, ob
er sich der Vorfälle aus seinem Erdenleben wohl
noch erinnere, so antwortete er: O ja, er wisse
die Stunde noch ganz genau, da er im Stift zum
erstenmale lateinische Stunde gegeben. Erkundigte
man sich, was ihm in gegenwärtiger Zurückgezogen-
heit am leidesten thue? versetzte er, daß er seinen
Juvenal nicht bei sich habe.



Ach, ich bitte Sie, mir das unbedachte Wort
nicht übel zu nehmen und es ja nicht den andern
Herren zu verrathen. Nein, ich wollte vielmehr
ſagen, wo, während ich im hitzigen Fieber liege,
das Ding in mir zu reden anfängt, daß dann, ſage
ich, der Grobſchmidt auch nur Magiſterſachen zu
ſagen weiß, und der Affe des Magiſters iſt. Eine
andere Erklärung kann ich Ihnen nicht geben. —

Was war damit erklärt? Die Auslegung er-
ſchien doch gar zu dürftig. Und ſo blieb dieſes
große Räthſel der Geiſterwelt ungeloſt.

Wurde ſogar mit jedem Tage dunkler. Be-
fragten wir nämlich den Grobſchmidtsdämon, ob
er ſich der Vorfälle aus ſeinem Erdenleben wohl
noch erinnere, ſo antwortete er: O ja, er wiſſe
die Stunde noch ganz genau, da er im Stift zum
erſtenmale lateiniſche Stunde gegeben. Erkundigte
man ſich, was ihm in gegenwärtiger Zurückgezogen-
heit am leideſten thue? verſetzte er, daß er ſeinen
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[302/0320] Ach, ich bitte Sie, mir das unbedachte Wort nicht übel zu nehmen und es ja nicht den andern Herren zu verrathen. Nein, ich wollte vielmehr ſagen, wo, während ich im hitzigen Fieber liege, das Ding in mir zu reden anfängt, daß dann, ſage ich, der Grobſchmidt auch nur Magiſterſachen zu ſagen weiß, und der Affe des Magiſters iſt. Eine andere Erklärung kann ich Ihnen nicht geben. — Was war damit erklärt? Die Auslegung er- ſchien doch gar zu dürftig. Und ſo blieb dieſes große Räthſel der Geiſterwelt ungeloſt. Wurde ſogar mit jedem Tage dunkler. Be- fragten wir nämlich den Grobſchmidtsdämon, ob er ſich der Vorfälle aus ſeinem Erdenleben wohl noch erinnere, ſo antwortete er: O ja, er wiſſe die Stunde noch ganz genau, da er im Stift zum erſtenmale lateiniſche Stunde gegeben. Erkundigte man ſich, was ihm in gegenwärtiger Zurückgezogen- heit am leideſten thue? verſetzte er, daß er ſeinen Juvenal nicht bei ſich habe.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/320>, abgerufen am 28.04.2024.