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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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Er sei nämlich, wie eine in unaufhaltsamem Fluge
begriffene Kugel über das Ziel, den himmlischen
Raum, hinausgeschossen immer weiter und weiter
in das sogenannte große Nichts, habe freilich,
sobald er des Irrthums inne geworden sei, Kehrt
gemacht, indessen doch durch seinen übermäßigen
Schuß Zeit und Weg verloren. Was die Erlösung
betreffe, so werde diese am dreizehnten December
Schlag acht Uhr erfolgen. -- Engel empfahl sich darauf.
Dämon lachte und sagte: Wenn ich am dreizehnten
December erlöset werde, so will ich Hans heißen.
Ich habe noch etwas auf dem Herzen und ehe das
nicht herunter ist, kein Gedanke an Erlösung.

Was hast du auf dem Herzen? fragte Kern-
beißer. Herr, fraget nicht danach, antwortete der
Dämon, es ist ein verfängliches Ding, Keinem
nütz, Zweien zu großem Schaden! Eschenmichel
wurde verlegen und bat Kernbeißer'n, von weite-
rem Eindringen abzustehen, man müsse auch gegen
Dämonen discret seyn. Nein, sagte Kernbeißer,
wenn er etwas auf dem Herzen hat, da wird nicht
eher Ruhe, als bis es herunter ist.

Ach, der Dämon hatte wohl Recht gehabt!
Am dreizehnten December Abends acht Uhr keine

Er ſei nämlich, wie eine in unaufhaltſamem Fluge
begriffene Kugel über das Ziel, den himmliſchen
Raum, hinausgeſchoſſen immer weiter und weiter
in das ſogenannte große Nichts, habe freilich,
ſobald er des Irrthums inne geworden ſei, Kehrt
gemacht, indeſſen doch durch ſeinen übermäßigen
Schuß Zeit und Weg verloren. Was die Erlöſung
betreffe, ſo werde dieſe am dreizehnten December
Schlag acht Uhr erfolgen. — Engel empfahl ſich darauf.
Dämon lachte und ſagte: Wenn ich am dreizehnten
December erlöſet werde, ſo will ich Hans heißen.
Ich habe noch etwas auf dem Herzen und ehe das
nicht herunter iſt, kein Gedanke an Erlöſung.

Was haſt du auf dem Herzen? fragte Kern-
beißer. Herr, fraget nicht danach, antwortete der
Dämon, es iſt ein verfängliches Ding, Keinem
nütz, Zweien zu großem Schaden! Eſchenmichel
wurde verlegen und bat Kernbeißer’n, von weite-
rem Eindringen abzuſtehen, man müſſe auch gegen
Dämonen discret ſeyn. Nein, ſagte Kernbeißer,
wenn er etwas auf dem Herzen hat, da wird nicht
eher Ruhe, als bis es herunter iſt.

Ach, der Dämon hatte wohl Recht gehabt!
Am dreizehnten December Abends acht Uhr keine

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[311/0329] Er ſei nämlich, wie eine in unaufhaltſamem Fluge begriffene Kugel über das Ziel, den himmliſchen Raum, hinausgeſchoſſen immer weiter und weiter in das ſogenannte große Nichts, habe freilich, ſobald er des Irrthums inne geworden ſei, Kehrt gemacht, indeſſen doch durch ſeinen übermäßigen Schuß Zeit und Weg verloren. Was die Erlöſung betreffe, ſo werde dieſe am dreizehnten December Schlag acht Uhr erfolgen. — Engel empfahl ſich darauf. Dämon lachte und ſagte: Wenn ich am dreizehnten December erlöſet werde, ſo will ich Hans heißen. Ich habe noch etwas auf dem Herzen und ehe das nicht herunter iſt, kein Gedanke an Erlöſung. Was haſt du auf dem Herzen? fragte Kern- beißer. Herr, fraget nicht danach, antwortete der Dämon, es iſt ein verfängliches Ding, Keinem nütz, Zweien zu großem Schaden! Eſchenmichel wurde verlegen und bat Kernbeißer’n, von weite- rem Eindringen abzuſtehen, man müſſe auch gegen Dämonen discret ſeyn. Nein, ſagte Kernbeißer, wenn er etwas auf dem Herzen hat, da wird nicht eher Ruhe, als bis es herunter iſt. Ach, der Dämon hatte wohl Recht gehabt! Am dreizehnten December Abends acht Uhr keine

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/329>, abgerufen am 28.04.2024.