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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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Attika genährten, 181/2 jährigen Jüngling. Ich kan davon amputieren
was ich wil; und das Überbein mich betreffend müste ohnehin weg. Ja,
wenn Sie es forderten, könte man den Vorbericht wegschneiden. --
Vielen Dank für das Mode Journal! Und für das London und Paris,
das Sie mir etwa schicken.5

219. An Böttiger.

Auch Ihr alzeitfertiger Billeteur hätte viel zu fragen und zu ant-
worten; und doch komm' ich zu keiner freien Abendstunde.

Dasmal hab' ich blos nach einem einsylbigen Ja oder Nein über10
Owen's Epigramm[en] zu fragen.

Haben Sie irgend eine gelehrte Zeitung oder den Merkur oder
M[ode] Journal vom Februar zu haben: so trägt es meine Iris oder
Merkuria gern.

Richter
220. An Christian Otto.15

Hier, Lieber, sind zwei Blätgen von der mehr zu schnellen als zu
steten Kalb, eines an dich und eines an Amöne. Sie schrieb sie bei
Kopfschmerz. Sie wil nämlich Amönen -- und dir -- entgegenfahren
bis (Gera anfangs; aber der Weg ist unwegsam) Eisenberg oder was20
ihr wählt. Ihr bestimt den Tag der Ankunft; aber freilich -- sogleich.
Sie bleibt nur kaum diesen Monat hier; und hat im neuen Zölibat
gerade den stärksten Wunsch. Ich fahre auf alle Fälle nicht mit; weil
ich sonst -- zumal bei dem Projekte so vieler diesjähriger Reisen, sogar
nach Holstein -- den 2ten Weg nicht wieder machte, wenn ich dich ge-25
sehen hätte. Nur denke sich Amöne das Leben bei dieser Frau nicht so
vol Lustbarkeiten wie mein hiesiges ist. Doch wird sie genug haben, --
Freiheit der Lage und concerts spirituels ohnehin; und mich dazu. Über
[180]mich hab' ich schon so mit K. pazißiert, daß ich mit Amöne in Beisein
der K. umgehe als wäre Caroline dabei und umgekehrt. -- Zögern30
würde alles verderben. -- Ich denke, mit einer Frau von mehr Geistes-
freiheit, Tiefe und Kraft und Toleranz als ich je eine gekant, wird sich
wohl A. befreunden. -- Versäume ihre Bekantschaft nicht, da sie deine
so wünscht. -- Sage Amönen meine Freude über ihre Nähe -- K. wil
mich dan mit ihr in meiner chambre tres garnie besuchen -- ein weib-35

Attika genährten, 18½ jährigen Jüngling. Ich kan davon amputieren
was ich wil; und das Überbein mich betreffend müſte ohnehin weg. Ja,
wenn Sie es forderten, könte man den Vorbericht wegſchneiden. —
Vielen Dank für das Mode Journal! Und für das London und Paris,
das Sie mir etwa ſchicken.5

219. An Böttiger.

Auch Ihr alzeitfertiger Billeteur hätte viel zu fragen und zu ant-
worten; und doch komm’ ich zu keiner freien Abendſtunde.

Dasmal hab’ ich blos nach einem einſylbigen Ja oder Nein über10
Owen’s Epigramm[en] zu fragen.

Haben Sie irgend eine gelehrte Zeitung oder den Merkur oder
M[ode] Journal vom Februar zu haben: ſo trägt es meine Iris oder
Merkuria gern.

Richter
220. An Chriſtian Otto.15

Hier, Lieber, ſind zwei Blätgen von der mehr zu ſchnellen als zu
ſteten Kalb, eines an dich und eines an Amöne. Sie ſchrieb ſie bei
Kopfſchmerz. Sie wil nämlich Amönen — und dir — entgegenfahren
bis (Gera anfangs; aber der Weg iſt unwegſam) Eisenberg oder was20
ihr wählt. Ihr beſtimt den Tag der Ankunft; aber freilich — ſogleich.
Sie bleibt nur kaum dieſen Monat hier; und hat im neuen Zölibat
gerade den ſtärkſten Wunſch. Ich fahre auf alle Fälle nicht mit; weil
ich ſonſt — zumal bei dem Projekte ſo vieler diesjähriger Reiſen, ſogar
nach Holſtein — den 2ten Weg nicht wieder machte, wenn ich dich ge-25
ſehen hätte. Nur denke ſich Amöne das Leben bei dieſer Frau nicht ſo
vol Luſtbarkeiten wie mein hieſiges iſt. Doch wird ſie genug haben, —
Freiheit der Lage und concerts spirituels ohnehin; und mich dazu. Über
[180]mich hab’ ich ſchon ſo mit K. paziſziert, daß ich mit Amöne in Beiſein
der K. umgehe als wäre Caroline dabei und umgekehrt. — Zögern30
würde alles verderben. — Ich denke, mit einer Frau von mehr Geiſtes-
freiheit, Tiefe und Kraft und Toleranz als ich je eine gekant, wird ſich
wohl A. befreunden. — Verſäume ihre Bekantſchaft nicht, da ſie deine
ſo wünſcht. — Sage Amönen meine Freude über ihre Nähe — K. wil
mich dan mit ihr in meiner chambre très garnie beſuchen — ein weib-35

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[162/0176] Attika genährten, 18½ jährigen Jüngling. Ich kan davon amputieren was ich wil; und das Überbein mich betreffend müſte ohnehin weg. Ja, wenn Sie es forderten, könte man den Vorbericht wegſchneiden. — Vielen Dank für das Mode Journal! Und für das London und Paris, das Sie mir etwa ſchicken. 5 219. An Böttiger. [Weimar, Anfang März 1799] Auch Ihr alzeitfertiger Billeteur hätte viel zu fragen und zu ant- worten; und doch komm’ ich zu keiner freien Abendſtunde. Dasmal hab’ ich blos nach einem einſylbigen Ja oder Nein über 10 Owen’s Epigramm[en] zu fragen. Haben Sie irgend eine gelehrte Zeitung oder den Merkur oder M[ode] Journal vom Februar zu haben: ſo trägt es meine Iris oder Merkuria gern. Richter 220. An Chriſtian Otto. 15 EiligſtWeimar d. 4. März 99. Hier, Lieber, ſind zwei Blätgen von der mehr zu ſchnellen als zu ſteten Kalb, eines an dich und eines an Amöne. Sie ſchrieb ſie bei Kopfſchmerz. Sie wil nämlich Amönen — und dir — entgegenfahren bis (Gera anfangs; aber der Weg iſt unwegſam) Eisenberg oder was 20 ihr wählt. Ihr beſtimt den Tag der Ankunft; aber freilich — ſogleich. Sie bleibt nur kaum dieſen Monat hier; und hat im neuen Zölibat gerade den ſtärkſten Wunſch. Ich fahre auf alle Fälle nicht mit; weil ich ſonſt — zumal bei dem Projekte ſo vieler diesjähriger Reiſen, ſogar nach Holſtein — den 2ten Weg nicht wieder machte, wenn ich dich ge- 25 ſehen hätte. Nur denke ſich Amöne das Leben bei dieſer Frau nicht ſo vol Luſtbarkeiten wie mein hieſiges iſt. Doch wird ſie genug haben, — Freiheit der Lage und concerts spirituels ohnehin; und mich dazu. Über mich hab’ ich ſchon ſo mit K. paziſziert, daß ich mit Amöne in Beiſein der K. umgehe als wäre Caroline dabei und umgekehrt. — Zögern 30 würde alles verderben. — Ich denke, mit einer Frau von mehr Geiſtes- freiheit, Tiefe und Kraft und Toleranz als ich je eine gekant, wird ſich wohl A. befreunden. — Verſäume ihre Bekantſchaft nicht, da ſie deine ſo wünſcht. — Sage Amönen meine Freude über ihre Nähe — K. wil mich dan mit ihr in meiner chambre très garnie beſuchen — ein weib- 35 [180]

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/176>, abgerufen am 26.04.2024.