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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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Anlangend Mazdorfs Brief, so schrieb ich ihm blos kurz ohne
Weiteres -- 5 Ld. in Ld., was mit Agio 48 leichte Gulden macht. --

Ich werde bald reisen; aber ich bitt' euch alle herzlich, schreibt mir
unterdessen unsäglich, damit ich den Tisch vol finde, wenn ich wieder-
komme.5

Den alten theuern redlichen Klöter solst du oder Albrecht (und er
sich von mir) recht herzlich grüssen.

Lebe wohl, wohl, wohl!

R.
110. An Sophie von Brüningk in Hohenberg.
[Kopie]10

Was könte Ihr Bild zuhängen oder weghängen? -- [Ich] stehe
nicht dafür, ob [ich] nicht im Herbst mit den Kramtsvögeln aus Norden
komme, aber in keine andere Schnait als in Ihre, die ich noch in Gestalt
einer Cravatte trage. Der inmitten meines Herzens wohnende Bluts-
freund meines Geistes.15

111. An Matzdorff in Berlin.
[Kopie]

In-Korrektor. Die Huldigung hat meine. --



112. In Wilhelm Körtes Stammbuch.[82]


Der Mensch in den Nebeln der Weltgeschichte glaubt, der Unend-20
liche sei verdunkelt, ob es gleich nur die Erde ist; eben so sehen wir für
eine Sonnenfinsternis an, was eigentlich eine Erdfinsternis ist. --



Die Bücher vermehren nur das Licht, nicht die Gluth, wie die
Brengläser den Mondschein nur heller machen, aber nicht warm.
Wie der Riese Antäus, finden wir alle erst aus der Mutter-Erde die25
Kraft durch Handlung und Kampf. -- --

Geliebter Bruder der geliebten Schwester! möge Sie dieses
Blätgen an meinen Glauben und meinen ephemerischen Durch-
flug erinnern! --

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Jean Paul Fr. Richter30

Anlangend Mazdorfs Brief, ſo ſchrieb ich ihm blos kurz ohne
Weiteres — 5 Ld. in Ld., was mit Agio 48 leichte Gulden macht. —

Ich werde bald reiſen; aber ich bitt’ euch alle herzlich, ſchreibt mir
unterdeſſen unſäglich, damit ich den Tiſch vol finde, wenn ich wieder-
komme.5

Den alten theuern redlichen Klöter ſolſt du oder Albrecht (und er
ſich von mir) recht herzlich grüſſen.

Lebe wohl, wohl, wohl!

R.
110. An Sophie von Brüningk in Hohenberg.
[Kopie]10

Was könte Ihr Bild zuhängen oder weghängen? — [Ich] ſtehe
nicht dafür, ob [ich] nicht im Herbſt mit den Kramtsvögeln aus Norden
komme, aber in keine andere Schnait als in Ihre, die ich noch in Geſtalt
einer Cravatte trage. Der inmitten meines Herzens wohnende Bluts-
freund meines Geiſtes.15

111. An Matzdorff in Berlin.
[Kopie]

In-Korrektor. Die Huldigung hat meine. —



112. In Wilhelm Körtes Stammbuch.[82]


Der Menſch in den Nebeln der Weltgeſchichte glaubt, der Unend-20
liche ſei verdunkelt, ob es gleich nur die Erde iſt; eben ſo ſehen wir für
eine Sonnenfinſternis an, was eigentlich eine Erdfinſternis iſt. —



Die Bücher vermehren nur das Licht, nicht die Gluth, wie die
Brengläſer den Mondſchein nur heller machen, aber nicht warm.
Wie der Rieſe Antäus, finden wir alle erſt aus der Mutter-Erde die25
Kraft durch Handlung und Kampf. — —

Geliebter Bruder der geliebten Schweſter! möge Sie dieſes
Blätgen an meinen Glauben und meinen ephemeriſchen Durch-
flug erinnern! —

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Jean Paul Fr. Richter30
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[75/0083] Anlangend Mazdorfs Brief, ſo ſchrieb ich ihm blos kurz ohne Weiteres — 5 Ld. in Ld., was mit Agio 48 leichte Gulden macht. — Ich werde bald reiſen; aber ich bitt’ euch alle herzlich, ſchreibt mir unterdeſſen unſäglich, damit ich den Tiſch vol finde, wenn ich wieder- komme. 5 Den alten theuern redlichen Klöter ſolſt du oder Albrecht (und er ſich von mir) recht herzlich grüſſen. Lebe wohl, wohl, wohl! R. 110. An Sophie von Brüningk in Hohenberg. [Leipzig, 13. Juli 1798] 10 Was könte Ihr Bild zuhängen oder weghängen? — [Ich] ſtehe nicht dafür, ob [ich] nicht im Herbſt mit den Kramtsvögeln aus Norden komme, aber in keine andere Schnait als in Ihre, die ich noch in Geſtalt einer Cravatte trage. Der inmitten meines Herzens wohnende Bluts- freund meines Geiſtes. 15 111. An Matzdorff in Berlin. [Leipzig, Mitte Juli 1798] In-Korrektor. Die Huldigung hat meine. — 112. In Wilhelm Körtes Stammbuch. Der Menſch in den Nebeln der Weltgeſchichte glaubt, der Unend- 20 liche ſei verdunkelt, ob es gleich nur die Erde iſt; eben ſo ſehen wir für eine Sonnenfinſternis an, was eigentlich eine Erdfinſternis iſt. — Die Bücher vermehren nur das Licht, nicht die Gluth, wie die Brengläſer den Mondſchein nur heller machen, aber nicht warm. Wie der Rieſe Antäus, finden wir alle erſt aus der Mutter-Erde die 25 Kraft durch Handlung und Kampf. — — Geliebter Bruder der geliebten Schweſter! möge Sie dieſes Blätgen an meinen Glauben und meinen ephemeriſchen Durch- flug erinnern! — Halberstadt d. 25. Jul. 98. Jean Paul Fr. Richter 30

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/83>, abgerufen am 30.04.2024.