Neuer deutscher Geist ist uns aufgewacht unter dem Donner, der nicht vom Himmel kam.
538. An Mohr & Zimmer in Heidelberg.5
Bayreuth d. 21. Jun. 1808.
Gut, so wollen wir denn gemeinschaftlich die Zeit tragen. Sie zahlen mir also in der ersten Woche des Septembers und Januars, jedesmal 200 rtl. und das Buch erscheint zur O[ster] M[esse] 1809. Nur daß meine geistige Saat so lange ohne Boden trocken liegen10 soll, thut mir dabei wehe. Übrigens schlagen sich meine Bücher schon durch die Zeit durch. Erst diesen Winter noch konnte mir Perthes den für eine gewisse Zahl abgesetzter Exemplare der Aesthetik ausbe- dungnen 6tenLouisd'or jedes Bogens nachbezahlen.
In Ihrem Briefe steht die Ankunft meines Mspts nicht bestimmt15 erwähnt.
Werden mir Rezensier-Bücher gesandt: so lassen Sie doch die Heidelberger Jahrbücher weg, um die ich gebeten hatte; endlich zirkulieren sie auch hier.
Ich schließe mit der Versicherung meiner herzlichen Achtung für20 Sie, welche durch die schöne Weise, womit Sie mir Ihren Vorschlag vortrugen, blos wachsen konnte. Leben Sie wol!
Jean Paul Fr. Richter
N. S. Eben denk' ich daran, daß heute der längste Tag ist. Mög' er auch in anderem Sinne das längste Jahr und die längste Nacht25 endigen!
Meine herzlichen Grüße an die würdigen Männer, die mir ge- schrieben haben.
*539. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Juni 1808]30
Guten Morgen, guter Emanuel! Zwei Seltenheiten kann ich Ihnen darbringen, das weniger abgebrochne als abgebrauchte Federmesser, womit ich alle Federn von den Mumien an bis zum
537. An Vieweg.
[Kopie]
[Bayreuth, 14. Juni 1808]
Neuer deutſcher Geiſt iſt uns aufgewacht unter dem Donner, der nicht vom Himmel kam.
538. An Mohr & Zimmer in Heidelberg.5
Bayreuth d. 21. Jun. 1808.
Gut, ſo wollen wir denn gemeinſchaftlich die Zeit tragen. Sie zahlen mir alſo in der erſten Woche des Septembers und Januars, jedesmal 200 rtl. und das Buch erſcheint zur O[ſter] M[eſſe] 1809. Nur daß meine geiſtige Saat ſo lange ohne Boden trocken liegen10 ſoll, thut mir dabei wehe. Übrigens ſchlagen ſich meine Bücher ſchon durch die Zeit durch. Erſt dieſen Winter noch konnte mir Perthes den für eine gewiſſe Zahl abgeſetzter Exemplare der Aeſthetik ausbe- dungnen 6tenLouisd’or jedes Bogens nachbezahlen.
In Ihrem Briefe ſteht die Ankunft meines Mſpts nicht beſtimmt15 erwähnt.
Werden mir Rezenſier-Bücher geſandt: ſo laſſen Sie doch die Heidelberger Jahrbücher weg, um die ich gebeten hatte; endlich zirkulieren ſie auch hier.
Ich ſchließe mit der Verſicherung meiner herzlichen Achtung für20 Sie, welche durch die ſchöne Weiſe, womit Sie mir Ihren Vorſchlag vortrugen, blos wachſen konnte. Leben Sie wol!
Jean Paul Fr. Richter
N. S. Eben denk’ ich daran, daß heute der längſte Tag iſt. Mög’ er auch in anderem Sinne das längſte Jahr und die längſte Nacht25 endigen!
Meine herzlichen Grüße an die würdigen Männer, die mir ge- ſchrieben haben.
*539. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Juni 1808]30
Guten Morgen, guter Emanuel! Zwei Seltenheiten kann ich Ihnen darbringen, das weniger abgebrochne als abgebrauchte Federmeſſer, womit ich alle Federn von den Mumien an bis zum
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[222/0238]
537. An Vieweg.
[Kopie][Bayreuth, 14. Juni 1808]
Neuer deutſcher Geiſt iſt uns aufgewacht unter dem Donner, der
nicht vom Himmel kam.
538. An Mohr & Zimmer in Heidelberg. 5
Bayreuth d. 21. Jun. 1808.
Gut, ſo wollen wir denn gemeinſchaftlich die Zeit tragen. Sie
zahlen mir alſo in der erſten Woche des Septembers und Januars,
jedesmal 200 rtl. und das Buch erſcheint zur O[ſter] M[eſſe] 1809.
Nur daß meine geiſtige Saat ſo lange ohne Boden trocken liegen 10
ſoll, thut mir dabei wehe. Übrigens ſchlagen ſich meine Bücher ſchon
durch die Zeit durch. Erſt dieſen Winter noch konnte mir Perthes den
für eine gewiſſe Zahl abgeſetzter Exemplare der Aeſthetik ausbe-
dungnen 6ten Louisd’or jedes Bogens nachbezahlen.
In Ihrem Briefe ſteht die Ankunft meines Mſpts nicht beſtimmt 15
erwähnt.
Werden mir Rezenſier-Bücher geſandt: ſo laſſen Sie doch die
Heidelberger Jahrbücher weg, um die ich gebeten hatte; endlich
zirkulieren ſie auch hier.
Ich ſchließe mit der Verſicherung meiner herzlichen Achtung für 20
Sie, welche durch die ſchöne Weiſe, womit Sie mir Ihren Vorſchlag
vortrugen, blos wachſen konnte. Leben Sie wol!
Jean Paul Fr. Richter
N. S. Eben denk’ ich daran, daß heute der längſte Tag iſt. Mög’
er auch in anderem Sinne das längſte Jahr und die längſte Nacht 25
endigen!
Meine herzlichen Grüße an die würdigen Männer, die mir ge-
ſchrieben haben.
*539. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Juni 1808] 30
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Ihnen darbringen, das weniger abgebrochne als abgebrauchte
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/238>, abgerufen am 27.07.2024.
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