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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 9. Berlin, 1964.

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ungewöhnlichen Talenten ein pikanteres verdient als gewöhnlich
die Schwerfälligkeit der deutschen Dedikatoren gibt: so hab' ich die
gedachte Dedikazion doch vorher an den Herzog selber den 29ten July
mit der Frage abgeschickt, ob er sie erlaube. Seine 6 Seiten lange
erste Antwort voll Scherz, Witz und Phantasie und Güte gehört aus5
Gründen, die ihn selber angehen, nur für meine Augen. Auf meine
Antwort darauf, daß ich seinen Scherz als Einwill[ig]ung des Drucks
annähme und die Dedikazion abschickte: bekam ich den zweiten
Brief, der wie der dritte hier zur Ansicht beiliegt und worin das Ja
für jeden aus[ge]drückt ist, der Witz versteht. Von beiden Briefen10
kann ich aber aus Ehrfurcht für den Herzog keine Kopie erlauben.
Die Wahrheit dieses alles bekräftige ich hier an Eides Statt und
mit meinem Siegel. Bayreuth d. 4. Sept. 1804

Jean Paul Fr. Richter
Legazionsrath
15

Sollte der H. Zensor -- nach Vorlegung dieser 2 Herzoglichen
Briefe und meiner Versicherung -- wider alle Wahrscheinlichkeit
noch das Imprimatur verweigern: so lassen Sie die Dedikazion
freilich weg; sagen Sie ihm aber, daß ich dann zwar nicht wüßte,
was der Herzog dazu sagen würde, der sie erwartete, daß ich aber20
wüßte, daß ich sie dann einzeln in Hamburg sammt einer satirischen
Vorrede drucken ließe, welche ihm nicht gefallen würde.

Note: Da ich mit dem Herzoge in der schönsten Verbindung stehe:
so erlaubt er mir leicht den scherzhaften Solo-Abdruck der Dedikazion
und der Satire über das Verkennen ihrer Absicht.25

11. An Christian Otto in Bayreuth.

Guten Morgen! Solltest du in meiner Brief-Riesentasche
Benekens Aufsätze finden, die sich leicht mit ihrer Dicke verrathen:
so lege sie mir bei Seite, weil Holdefreund, der nach Meiningen30
geht, sie zu Wagner mitnehmen will.

Ich möchte wissen, ob heute am Ascher-Dienstag in dieser Ascher-
Zeit irgendwo öffentl. großer Spaß wäre.

R.

ungewöhnlichen Talenten ein pikanteres verdient als gewöhnlich
die Schwerfälligkeit der deutſchen Dedikatoren gibt: ſo hab’ ich die
gedachte Dedikazion doch vorher an den Herzog ſelber den 29ten July
mit der Frage abgeſchickt, ob er ſie erlaube. Seine 6 Seiten lange
erſte Antwort voll Scherz, Witz und Phantaſie und Güte gehört aus5
Gründen, die ihn ſelber angehen, nur für meine Augen. Auf meine
Antwort darauf, daß ich ſeinen Scherz als Einwill[ig]ung des Drucks
annähme und die Dedikazion abſchickte: bekam ich den zweiten
Brief, der wie der dritte hier zur Anſicht beiliegt und worin das Ja
für jeden aus[ge]drückt iſt, der Witz verſteht. Von beiden Briefen10
kann ich aber aus Ehrfurcht für den Herzog keine Kopie erlauben.
Die Wahrheit dieſes alles bekräftige ich hier an Eides Statt und
mit meinem Siegel. Bayreuth d. 4. Sept. 1804

Jean Paul Fr. Richter
Legazionsrath
15

Sollte der H. Zenſor — nach Vorlegung dieſer 2 Herzoglichen
Briefe und meiner Verſicherung — wider alle Wahrſcheinlichkeit
noch das Imprimatur verweigern: ſo laſſen Sie die Dedikazion
freilich weg; ſagen Sie ihm aber, daß ich dann zwar nicht wüßte,
was der Herzog dazu ſagen würde, der ſie erwartete, daß ich aber20
wüßte, daß ich ſie dann einzeln in Hamburg ſammt einer ſatiriſchen
Vorrede drucken ließe, welche ihm nicht gefallen würde.

Note: Da ich mit dem Herzoge in der ſchönſten Verbindung ſtehe:
ſo erlaubt er mir leicht den ſcherzhaften Solo-Abdruck der Dedikazion
und der Satire über das Verkennen ihrer Abſicht.25

11. An Chriſtian Otto in Bayreuth.

Guten Morgen! Sollteſt du in meiner Brief-Rieſentaſche
Benekens Aufſätze finden, die ſich leicht mit ihrer Dicke verrathen:
ſo lege ſie mir bei Seite, weil Holdefreund, der nach Meiningen30
geht, ſie zu Wagner mitnehmen will.

Ich möchte wiſſen, ob heute am Aſcher-Dienſtag in dieſer Aſcher-
Zeit irgendwo öffentl. großer Spaß wäre.

R.
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[8/0015] ungewöhnlichen Talenten ein pikanteres verdient als gewöhnlich die Schwerfälligkeit der deutſchen Dedikatoren gibt: ſo hab’ ich die gedachte Dedikazion doch vorher an den Herzog ſelber den 29ten July mit der Frage abgeſchickt, ob er ſie erlaube. Seine 6 Seiten lange erſte Antwort voll Scherz, Witz und Phantaſie und Güte gehört aus 5 Gründen, die ihn ſelber angehen, nur für meine Augen. Auf meine Antwort darauf, daß ich ſeinen Scherz als Einwill[ig]ung des Drucks annähme und die Dedikazion abſchickte: bekam ich den zweiten Brief, der wie der dritte hier zur Anſicht beiliegt und worin das Ja für jeden aus[ge]drückt iſt, der Witz verſteht. Von beiden Briefen 10 kann ich aber aus Ehrfurcht für den Herzog keine Kopie erlauben. Die Wahrheit dieſes alles bekräftige ich hier an Eides Statt und mit meinem Siegel. Bayreuth d. 4. Sept. 1804 Jean Paul Fr. Richter Legazionsrath 15 Sollte der H. Zenſor — nach Vorlegung dieſer 2 Herzoglichen Briefe und meiner Verſicherung — wider alle Wahrſcheinlichkeit noch das Imprimatur verweigern: ſo laſſen Sie die Dedikazion freilich weg; ſagen Sie ihm aber, daß ich dann zwar nicht wüßte, was der Herzog dazu ſagen würde, der ſie erwartete, daß ich aber 20 wüßte, daß ich ſie dann einzeln in Hamburg ſammt einer ſatiriſchen Vorrede drucken ließe, welche ihm nicht gefallen würde. Note: Da ich mit dem Herzoge in der ſchönſten Verbindung ſtehe: ſo erlaubt er mir leicht den ſcherzhaften Solo-Abdruck der Dedikazion und der Satire über das Verkennen ihrer Abſicht. 25 11. An Chriſtian Otto in Bayreuth. [Bayreuth, 14. Febr. 1809] Guten Morgen! Sollteſt du in meiner Brief-Rieſentaſche Benekens Aufſätze finden, die ſich leicht mit ihrer Dicke verrathen: ſo lege ſie mir bei Seite, weil Holdefreund, der nach Meiningen 30 geht, ſie zu Wagner mitnehmen will. Ich möchte wiſſen, ob heute am Aſcher-Dienſtag in dieſer Aſcher- Zeit irgendwo öffentl. großer Spaß wäre. R.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:36:37Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:36:37Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 9. Berlin, 1964, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe09_1964/15>, abgerufen am 29.04.2024.