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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.

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III. Absch. von Anlegung und Gründung
hung der Abgaben selten aus so gutem Grunde und mit
so vieler Weisheit geschehen kann, als zu diesem End-
zwecke. Es würde mathematisch durch richtige Aus-
rechnungen zu erweisen seyn, daß man besser thut durch
großen Aufwand binnen kurzer Zeit den Nahrungs-
stand blühend zu machen, als wenn man wenig auf-
wendet und dargegen viele Jahre und vielleicht ein hal-
bes Jahrhundert verfließen läßt, ehe man einen blü-
henden Nahrungsstand darstellet. Wobey noch zu er-
wägen ist, daß die Stärke und die Macht des Staats
auf einem blühenden Nahrungsstande größtentheils be-
ruhet und daß die Unterthanen eben durch diesen blü-
henden Nahrungsstand gar bald in die Beschaffenheit
gesetzet werden, die erhöheten Abgaben ohne ihre Be-
schwehrlichkeit zu ertragen. Unterdessen befinden sich
nicht alle Länder in Ansehung der unumschränkten
Macht und der Menge der Einwohner in einer solchen
Beschaffenheit wie Frankreich, daß dieses Mittel zu
gebrauchen keine Bedenklichkeiten vorwalteten, und
daß die Regierung eben so viel vor die Manufacturen
und Fabriken aufzuwenden im Stande wäre. Frank-
reich war auch damals nicht von allen Manufacturen
entblößt. Man hatte schon unter Heinrich dem vierten
einen guten Anfang gemacht. Es kam nur darauf an,
die Manufacturen binnen kurzer Zeit in einen blühen-
den Zustand zu setzen. Hierzu waren diese Belohnun-
gen das sicherste und wirksamste Mittel. Allein viel-
leicht würde es nicht einmal zugereichet haben, wenn
die Manufacturen zuerst hätten angefangen und ge-
gründet werden sollen. Es ist also nöthig, daß wir

noch

III. Abſch. von Anlegung und Gruͤndung
hung der Abgaben ſelten aus ſo gutem Grunde und mit
ſo vieler Weisheit geſchehen kann, als zu dieſem End-
zwecke. Es wuͤrde mathematiſch durch richtige Aus-
rechnungen zu erweiſen ſeyn, daß man beſſer thut durch
großen Aufwand binnen kurzer Zeit den Nahrungs-
ſtand bluͤhend zu machen, als wenn man wenig auf-
wendet und dargegen viele Jahre und vielleicht ein hal-
bes Jahrhundert verfließen laͤßt, ehe man einen bluͤ-
henden Nahrungsſtand darſtellet. Wobey noch zu er-
waͤgen iſt, daß die Staͤrke und die Macht des Staats
auf einem bluͤhenden Nahrungsſtande groͤßtentheils be-
ruhet und daß die Unterthanen eben durch dieſen bluͤ-
henden Nahrungsſtand gar bald in die Beſchaffenheit
geſetzet werden, die erhoͤheten Abgaben ohne ihre Be-
ſchwehrlichkeit zu ertragen. Unterdeſſen befinden ſich
nicht alle Laͤnder in Anſehung der unumſchraͤnkten
Macht und der Menge der Einwohner in einer ſolchen
Beſchaffenheit wie Frankreich, daß dieſes Mittel zu
gebrauchen keine Bedenklichkeiten vorwalteten, und
daß die Regierung eben ſo viel vor die Manufacturen
und Fabriken aufzuwenden im Stande waͤre. Frank-
reich war auch damals nicht von allen Manufacturen
entbloͤßt. Man hatte ſchon unter Heinrich dem vierten
einen guten Anfang gemacht. Es kam nur darauf an,
die Manufacturen binnen kurzer Zeit in einen bluͤhen-
den Zuſtand zu ſetzen. Hierzu waren dieſe Belohnun-
gen das ſicherſte und wirkſamſte Mittel. Allein viel-
leicht wuͤrde es nicht einmal zugereichet haben, wenn
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[98/0126] III. Abſch. von Anlegung und Gruͤndung hung der Abgaben ſelten aus ſo gutem Grunde und mit ſo vieler Weisheit geſchehen kann, als zu dieſem End- zwecke. Es wuͤrde mathematiſch durch richtige Aus- rechnungen zu erweiſen ſeyn, daß man beſſer thut durch großen Aufwand binnen kurzer Zeit den Nahrungs- ſtand bluͤhend zu machen, als wenn man wenig auf- wendet und dargegen viele Jahre und vielleicht ein hal- bes Jahrhundert verfließen laͤßt, ehe man einen bluͤ- henden Nahrungsſtand darſtellet. Wobey noch zu er- waͤgen iſt, daß die Staͤrke und die Macht des Staats auf einem bluͤhenden Nahrungsſtande groͤßtentheils be- ruhet und daß die Unterthanen eben durch dieſen bluͤ- henden Nahrungsſtand gar bald in die Beſchaffenheit geſetzet werden, die erhoͤheten Abgaben ohne ihre Be- ſchwehrlichkeit zu ertragen. Unterdeſſen befinden ſich nicht alle Laͤnder in Anſehung der unumſchraͤnkten Macht und der Menge der Einwohner in einer ſolchen Beſchaffenheit wie Frankreich, daß dieſes Mittel zu gebrauchen keine Bedenklichkeiten vorwalteten, und daß die Regierung eben ſo viel vor die Manufacturen und Fabriken aufzuwenden im Stande waͤre. Frank- reich war auch damals nicht von allen Manufacturen entbloͤßt. Man hatte ſchon unter Heinrich dem vierten einen guten Anfang gemacht. Es kam nur darauf an, die Manufacturen binnen kurzer Zeit in einen bluͤhen- den Zuſtand zu ſetzen. Hierzu waren dieſe Belohnun- gen das ſicherſte und wirkſamſte Mittel. Allein viel- leicht wuͤrde es nicht einmal zugereichet haben, wenn die Manufacturen zuerſt haͤtten angefangen und ge- gruͤndet werden ſollen. Es iſt alſo noͤthig, daß wir noch

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/126>, abgerufen am 30.04.2024.