Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

und Theorie des Himmels.
wie wir aus den vorigen Hauptstücken wissen, bey
denen obersten Himmelskörpern von überschwengli-
cher Dünnigkeit ist, sich von geringen Graden Wär-
me ausbreiten zu lassen. Jndessen, nachdem der
Planet in etlichen Umschwüngen zu dem Abstande,
da er jetzt schwebet, gebracht worden; verlohr er in
einem so gemäßigten Clima nach und nach die em-
pfangene Wärme, und die Dünste, welche von
seiner Oberfläche sich noch immer um ihn verbreite-
ten, liessen nach und nach ab, sich bis in Schwei-
fen zu erheben. Es stiegen auch nicht mehr neue so
häufig auf, um die alten zu vermehren: kurz, die
schon ihn umgebenden Dünste blieben durch Ursa-
chen, welche wir gleich anführen wollen, um ihn
schweben, und erhielten ihm das Merkmal seiner
ehemaligen cometenähnlichen Natur in einem be-
ständigen Ringe, indessen, daß sein Körper die Hi-
tze verhauchte, und zuletzt ein ruhiger und gereinig-
ter Planet wurde. Nun wollen wir das Geheim-
niß anzeigen, das dem Himmelskörper seine aufge-
stiegene Dünste frey schwebend hat erhalten kön-
nen, ja, sie aus einer rund um ihn ausgebreiteten
Atmosphäre, in die Form eines allenthalben abstehen-
den Ringes, verändert hat. Jch nehme an: Sa-
turn habe eine Umdrehung um die Achse gehabt;
und nichts mehr, als dieses, ist nöthig, um das
ganze Geheimniß aufzudecken. Kein anderes
Triebwerk, als dieses einzige, hat durch einen un-
mittelbaren mechanischen Erfolg, gedachtes Phä-
nomenon dem Planeten zuwege gebracht; und ich
getraue mir es zu behaupten, daß in der ganzen

Na-

und Theorie des Himmels.
wie wir aus den vorigen Hauptſtuͤcken wiſſen, bey
denen oberſten Himmelskoͤrpern von uͤberſchwengli-
cher Duͤnnigkeit iſt, ſich von geringen Graden Waͤr-
me ausbreiten zu laſſen. Jndeſſen, nachdem der
Planet in etlichen Umſchwuͤngen zu dem Abſtande,
da er jetzt ſchwebet, gebracht worden; verlohr er in
einem ſo gemaͤßigten Clima nach und nach die em-
pfangene Waͤrme, und die Duͤnſte, welche von
ſeiner Oberflaͤche ſich noch immer um ihn verbreite-
ten, lieſſen nach und nach ab, ſich bis in Schwei-
fen zu erheben. Es ſtiegen auch nicht mehr neue ſo
haͤufig auf, um die alten zu vermehren: kurz, die
ſchon ihn umgebenden Duͤnſte blieben durch Urſa-
chen, welche wir gleich anfuͤhren wollen, um ihn
ſchweben, und erhielten ihm das Merkmal ſeiner
ehemaligen cometenaͤhnlichen Natur in einem be-
ſtaͤndigen Ringe, indeſſen, daß ſein Koͤrper die Hi-
tze verhauchte, und zuletzt ein ruhiger und gereinig-
ter Planet wurde. Nun wollen wir das Geheim-
niß anzeigen, das dem Himmelskoͤrper ſeine aufge-
ſtiegene Duͤnſte frey ſchwebend hat erhalten koͤn-
nen, ja, ſie aus einer rund um ihn ausgebreiteten
Atmoſphaͤre, in die Form eines allenthalben abſtehen-
den Ringes, veraͤndert hat. Jch nehme an: Sa-
turn habe eine Umdrehung um die Achſe gehabt;
und nichts mehr, als dieſes, iſt noͤthig, um das
ganze Geheimniß aufzudecken. Kein anderes
Triebwerk, als dieſes einzige, hat durch einen un-
mittelbaren mechaniſchen Erfolg, gedachtes Phaͤ-
nomenon dem Planeten zuwege gebracht; und ich
getraue mir es zu behaupten, daß in der ganzen

Na-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0143" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Theorie des Himmels.</hi></fw><lb/>
wie wir aus den vorigen Haupt&#x017F;tu&#x0364;cken wi&#x017F;&#x017F;en, bey<lb/>
denen ober&#x017F;ten Himmelsko&#x0364;rpern von u&#x0364;ber&#x017F;chwengli-<lb/>
cher Du&#x0364;nnigkeit i&#x017F;t, &#x017F;ich von geringen Graden Wa&#x0364;r-<lb/>
me ausbreiten zu la&#x017F;&#x017F;en. Jnde&#x017F;&#x017F;en, nachdem der<lb/>
Planet in etlichen Um&#x017F;chwu&#x0364;ngen zu dem Ab&#x017F;tande,<lb/>
da er jetzt &#x017F;chwebet, gebracht worden; verlohr er in<lb/>
einem &#x017F;o gema&#x0364;ßigten Clima nach und nach die em-<lb/>
pfangene Wa&#x0364;rme, und die Du&#x0364;n&#x017F;te, welche von<lb/>
&#x017F;einer Oberfla&#x0364;che &#x017F;ich noch immer um ihn verbreite-<lb/>
ten, lie&#x017F;&#x017F;en nach und nach ab, &#x017F;ich bis in Schwei-<lb/>
fen zu erheben. Es &#x017F;tiegen auch nicht mehr neue &#x017F;o<lb/>
ha&#x0364;ufig auf, um die alten zu vermehren: kurz, die<lb/>
&#x017F;chon ihn umgebenden Du&#x0364;n&#x017F;te blieben durch Ur&#x017F;a-<lb/>
chen, welche wir gleich anfu&#x0364;hren wollen, um ihn<lb/>
&#x017F;chweben, und erhielten ihm das Merkmal &#x017F;einer<lb/>
ehemaligen cometena&#x0364;hnlichen Natur in einem be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigen Ringe, inde&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ein Ko&#x0364;rper die Hi-<lb/>
tze verhauchte, und zuletzt ein ruhiger und gereinig-<lb/>
ter Planet wurde. Nun wollen wir das Geheim-<lb/>
niß anzeigen, das dem Himmelsko&#x0364;rper &#x017F;eine aufge-<lb/>
&#x017F;tiegene Du&#x0364;n&#x017F;te frey &#x017F;chwebend hat erhalten ko&#x0364;n-<lb/>
nen, ja, &#x017F;ie aus einer rund um ihn ausgebreiteten<lb/>
Atmo&#x017F;pha&#x0364;re, in die Form eines allenthalben ab&#x017F;tehen-<lb/>
den Ringes, vera&#x0364;ndert hat. Jch nehme an: Sa-<lb/>
turn habe eine Umdrehung um die Ach&#x017F;e gehabt;<lb/>
und nichts mehr, als die&#x017F;es, i&#x017F;t no&#x0364;thig, um das<lb/>
ganze Geheimniß aufzudecken. Kein anderes<lb/>
Triebwerk, als die&#x017F;es einzige, hat durch einen un-<lb/>
mittelbaren mechani&#x017F;chen Erfolg, gedachtes Pha&#x0364;-<lb/>
nomenon dem Planeten zuwege gebracht; und ich<lb/>
getraue mir es zu behaupten, daß in der ganzen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Na-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0143] und Theorie des Himmels. wie wir aus den vorigen Hauptſtuͤcken wiſſen, bey denen oberſten Himmelskoͤrpern von uͤberſchwengli- cher Duͤnnigkeit iſt, ſich von geringen Graden Waͤr- me ausbreiten zu laſſen. Jndeſſen, nachdem der Planet in etlichen Umſchwuͤngen zu dem Abſtande, da er jetzt ſchwebet, gebracht worden; verlohr er in einem ſo gemaͤßigten Clima nach und nach die em- pfangene Waͤrme, und die Duͤnſte, welche von ſeiner Oberflaͤche ſich noch immer um ihn verbreite- ten, lieſſen nach und nach ab, ſich bis in Schwei- fen zu erheben. Es ſtiegen auch nicht mehr neue ſo haͤufig auf, um die alten zu vermehren: kurz, die ſchon ihn umgebenden Duͤnſte blieben durch Urſa- chen, welche wir gleich anfuͤhren wollen, um ihn ſchweben, und erhielten ihm das Merkmal ſeiner ehemaligen cometenaͤhnlichen Natur in einem be- ſtaͤndigen Ringe, indeſſen, daß ſein Koͤrper die Hi- tze verhauchte, und zuletzt ein ruhiger und gereinig- ter Planet wurde. Nun wollen wir das Geheim- niß anzeigen, das dem Himmelskoͤrper ſeine aufge- ſtiegene Duͤnſte frey ſchwebend hat erhalten koͤn- nen, ja, ſie aus einer rund um ihn ausgebreiteten Atmoſphaͤre, in die Form eines allenthalben abſtehen- den Ringes, veraͤndert hat. Jch nehme an: Sa- turn habe eine Umdrehung um die Achſe gehabt; und nichts mehr, als dieſes, iſt noͤthig, um das ganze Geheimniß aufzudecken. Kein anderes Triebwerk, als dieſes einzige, hat durch einen un- mittelbaren mechaniſchen Erfolg, gedachtes Phaͤ- nomenon dem Planeten zuwege gebracht; und ich getraue mir es zu behaupten, daß in der ganzen Na-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/143
Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/143>, abgerufen am 26.04.2024.