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Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629.

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Ordnung vnd Abtheilung
Seneca[ - 1 Zeichen fehlt].Leuten damit dienet. Seneca sagt: Quantum temporis &
aetatis est, dispensandum erat, ut sufficeret necessarijs,

Das ist: Man sol Zeit vnd Alter allzeit auff das nötigste an-
wenden. Bornitius sagt abermal: Ubi plus voluptuarijs
quam necessarijs utilibus ac fructuosis indulgetur, actun
est de sufficientia rerum.
Das ist: Wo man mehres auff
Wollust/ denn auff Nothdurfft vnd Nutzbarkeit wendet/ ists
bald geschehen/ das nichts klecken wil. Wie denn eben erstge-
Idem habet:
Autor
des
Buchs vom
Geldmangel.
melter Autor/ von Fewerwercken vnd dergleichen sagt: Vo-
luptas parvi momenti in oculis spectantium, sed magni
detrimenti inloculis & fisco principum,
Das ist: Fewer-
werck sind den Augen des Zusehers ein vergenglicher Schertz
dem Beutel des Verlegers ein langwiriger Schmertz. Die
Sap. 13. 11.
Sap. 8.
Matth. 6.
H. Schrifft vermahnet auch zutrachten vor allem/ nach dem/
das man braucht zur Nothdurfft im Leben/ vnd welches das
aller nützlichest ist. Vnd aus der Information vnsers HErrn
vnd Heylands Christi werden wir gelehrt zu beten/ wie vmb
geistliche/ also auch vmb leibliche Nothwendigkeit/ als dessen
was zur Leibes vnd Lebens Nahrung vnnd Nothdurfft ge-
höret/ etc.

Plato theilet alle vnd jede Nothwendigkeit menschliches
Lebens kurtzlich also:

I. In Naturalem, Was zur fürnembsten vnd vnver-
meidlichen Nothdurfft vnd Zugehörung des Lebens nützet/
dadurch des Menschen Natur vnd Zustand Leibes vnd Lebens
in seinen qualiteten erhalten wird.
II. In Civilem, Welches sonsten vnd zum vbrigen
Wolstand des Lebens dienet. Vnd in diesen zweyen ist gleichs-
fals alles begriffen/ was entweder durch die Natur/ oder Mit-
Iu resp ad
Artic. Bavar.
tel der Menschen Hende bereitet wird. Daher sagt Philippus
Melant. Ad fines corporales bonos creaturae certae con-

ditae

Ordnung vnd Abtheilung
Seneca[ – 1 Zeichen fehlt].Leuten damit dienet. Seneca ſagt: Quantum temporis &
ætatis eſt, diſpenſandum erat, ut ſufficeret neceſſarijs,

Das iſt: Man ſol Zeit vnd Alter allzeit auff das noͤtigſte an-
wenden. Bornitius ſagt abermal: Ubi plùs voluptuarijs
quàm neceſſarijs utilibus ac fructuoſis indulgetur, actũ
eſt de ſufficientia rerum.
Das iſt: Wo man mehres auff
Wolluſt/ denn auff Nothdurfft vnd Nutzbarkeit wendet/ iſts
bald geſchehen/ das nichts klecken wil. Wie denn eben erſtge-
Idem habet:
Autor
des
Buchs vom
Geldmangel.
melter Autor/ von Fewerwercken vnd dergleichen ſagt: Vo-
luptas parvi momenti in oculis ſpectantium, ſed magni
detrimenti inloculis & fiſco principum,
Das iſt: Fewer-
werck ſind den Augen des Zuſehers ein vergenglicher Schertz
dem Beutel des Verlegers ein langwiriger Schmertz. Die
Sap. 13. 11.
Sap. 8.
Matth. 6.
H. Schrifft vermahnet auch zutrachten vor allem/ nach dem/
das man braucht zur Nothdurfft im Leben/ vnd welches das
aller nuͤtzlicheſt iſt. Vnd aus der Information vnſers HErrn
vnd Heylands Chriſti werden wir gelehrt zu beten/ wie vmb
geiſtliche/ alſo auch vmb leibliche Nothwendigkeit/ als deſſen
was zur Leibes vnd Lebens Nahrung vnnd Nothdurfft ge-
hoͤret/ ꝛc.

Plato theilet alle vnd jede Nothwendigkeit menſchliches
Lebens kurtzlich alſo:

I. In Naturalem, Was zur fuͤrnembſten vnd vnver-
meidlichen Nothdurfft vnd Zugehoͤrung des Lebens nuͤtzet/
dadurch des Menſchen Natur vnd Zuſtand Leibes vnd Lebens
in ſeinen qualiteten erhalten wird.
II. In Civilem, Welches ſonſten vnd zum vbrigen
Wolſtand des Lebens dienet. Vnd in dieſen zweyen iſt gleichs-
fals alles begriffen/ was entweder durch die Natur/ oder Mit-
Iu reſp ad
Artic. Bavar.
tel der Menſchen Hende bereitet wird. Daher ſagt Philippus
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[82/0094] Ordnung vnd Abtheilung Leuten damit dienet. Seneca ſagt: Quantum temporis & ætatis eſt, diſpenſandum erat, ut ſufficeret neceſſarijs, Das iſt: Man ſol Zeit vnd Alter allzeit auff das noͤtigſte an- wenden. Bornitius ſagt abermal: Ubi plùs voluptuarijs quàm neceſſarijs utilibus ac fructuoſis indulgetur, actũ eſt de ſufficientia rerum. Das iſt: Wo man mehres auff Wolluſt/ denn auff Nothdurfft vnd Nutzbarkeit wendet/ iſts bald geſchehen/ das nichts klecken wil. Wie denn eben erſtge- melter Autor/ von Fewerwercken vnd dergleichen ſagt: Vo- luptas parvi momenti in oculis ſpectantium, ſed magni detrimenti inloculis & fiſco principum, Das iſt: Fewer- werck ſind den Augen des Zuſehers ein vergenglicher Schertz dem Beutel des Verlegers ein langwiriger Schmertz. Die H. Schrifft vermahnet auch zutrachten vor allem/ nach dem/ das man braucht zur Nothdurfft im Leben/ vnd welches das aller nuͤtzlicheſt iſt. Vnd aus der Information vnſers HErrn vnd Heylands Chriſti werden wir gelehrt zu beten/ wie vmb geiſtliche/ alſo auch vmb leibliche Nothwendigkeit/ als deſſen was zur Leibes vnd Lebens Nahrung vnnd Nothdurfft ge- hoͤret/ ꝛc. Seneca_. Idem habet: Autor des Buchs vom Geldmangel. Sap. 13. 11. Sap. 8. Matth. 6. Plato theilet alle vnd jede Nothwendigkeit menſchliches Lebens kurtzlich alſo: I. In Naturalem, Was zur fuͤrnembſten vnd vnver- meidlichen Nothdurfft vnd Zugehoͤrung des Lebens nuͤtzet/ dadurch des Menſchen Natur vnd Zuſtand Leibes vnd Lebens in ſeinen qualiteten erhalten wird. II. In Civilem, Welches ſonſten vnd zum vbrigen Wolſtand des Lebens dienet. Vnd in dieſen zweyen iſt gleichs- fals alles begriffen/ was entweder durch die Natur/ oder Mit- tel der Menſchen Hende bereitet wird. Daher ſagt Philippus Melant. Ad fines corporales bonos creaturæ certæ con- ditæ

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Zitationshilfe: Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629/94>, abgerufen am 26.04.2024.