Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.

Bild:
<< vorherige Seite
Anno 1530.
Philippi vnd Brentij schreiben an den Landgraffen zu Hessen.

DVrchleuchtiger / Hochgeborner Fürst / gnediger Herr / wir haben die schrifft / vns zugestalt / die Brüderschafft belangend / mit fleis verlesen / vnd bitten in vnterthenigkeit / E. F. G. wolle vnsere antwort gnediglich vernemen. Denn Gott ist vnser zeuge / das wir ja / sonderlich in diesem fall / niemands zu lieb oder zu leid handeln. Denn dieser zwispalt ist vns von hertzen leid / haben auch auff Erden kein grösser betrübnis / dann von dieser sachen / das wir sehen wie man zufellet auff vngegründete opiniones, daraus grosse spaltung in der Kirchen / darzu vnrichtigkeit in gewissen folget / dadurch man hernach weiter fellet auff andere schedliche gedancken / wie wir dann sehen / das vielen jetzund widerfaren / welche erstlich vom Abendmal haben allegorisiret / kommen nun vnd allegorisiren von mehr artickeln / als nemlich Campanus / Martinus Cellarius / Carlstad / Felinus / darüber kein ruhe haben / sondern practicken machen / wie man solches mit gewalt hinaus füre / daraus nicht allein ein grewlich groß blutuergiessen zubesorgen / sondern auch grössere spaltungen in geistlichen sachen / vnd zerrüttung der Regiment / das sie in hundert jharen / ja nimmermehr biß zum ende der Welt / wieder zuflicken sind. Ach Herr Gott / wie ein schrecklicher anblick ists / solch grewlich ding bedencken. Derhalben mag vns ewer F. G. gleuben / das wir warlich in grosser betrübnis sind / vnd nicht lust haben / wie man vielleicht gedencket / das wir vnsers rhums halben viel zancken. Darumb bitten wir gantz vntertheniglich / E. F. G. wollen vnser antwort gnediglich vernemen / die wir auffs kürtzeste gefasset haben / E. F. G. nicht lang auffzuhalten. Welche man inn Religions sachen / für Brüder erkennen vnd annemen / vnd welche man dafür nicht halten sol.So achten wir / es sey nicht noth / auff alle stück der schrifft / so vns zugestellt / zuantworten. Erstlich / der brüderschafft halben / mag sein / das man Christen / so jrren / vnd doch jrrthumb nicht vertheidigen / als Brüder dulden solle / wie Christus selbs seine Jünger geduldet hat. Aber die jenigen / so vngegründte lehr fürgeben vnd vertheidigen / kan man nicht für Brüder halten / Denn man sol ja nicht willigen in vnrechte lehr. Darumb alles / so in gedachter schrifft nach der lenge disputiret wird / das man die schwachen dulden sol / kan nicht anders gedeutet werden / dann auff solche schwache / so jhre vngewisse lehre nicht vertheidigen / wie auch Paulus die Galater angenommen / hat aber daneben von den jenigen / so vnrechte lehr fürgaben / gesprochen: Ich wolte das die / so euch beschneiden / weggeschnitten würden. Diß ist vnser einfeltige meinung / wie wir es gegen Gott dencken zu verantworten. Denn wie können wir doch Bruderschafft mit vnserm Wiederpart machen / vnd also willigen / das sie jhre lehr vertheidigen / für recht vnd gewiß / so doch vnser gewissen anders fület vnd helt / vnd

Anno 1530.
Philippi vnd Brentij schreiben an den Landgraffen zu Hessen.

DVrchleuchtiger / Hochgeborner Fürst / gnediger Herr / wir haben die schrifft / vns zugestalt / die Brüderschafft belangend / mit fleis verlesen / vnd bitten in vnterthenigkeit / E. F. G. wolle vnsere antwort gnediglich vernemen. Denn Gott ist vnser zeuge / das wir ja / sonderlich in diesem fall / niemands zu lieb oder zu leid handeln. Denn dieser zwispalt ist vns von hertzen leid / haben auch auff Erden kein grösser betrübnis / dann von dieser sachen / das wir sehen wie man zufellet auff vngegründete opiniones, daraus grosse spaltung in der Kirchen / darzu vnrichtigkeit in gewissen folget / dadurch man hernach weiter fellet auff andere schedliche gedancken / wie wir dann sehen / das vielen jetzund widerfaren / welche erstlich vom Abendmal haben allegorisiret / kommen nun vnd allegorisiren von mehr artickeln / als nemlich Campanus / Martinus Cellarius / Carlstad / Felinus / darüber kein ruhe haben / sondern practicken machen / wie man solches mit gewalt hinaus füre / daraus nicht allein ein grewlich groß blutuergiessen zubesorgen / sondern auch grössere spaltungen in geistlichen sachen / vnd zerrüttung der Regiment / das sie in hundert jharen / ja nimmermehr biß zum ende der Welt / wieder zuflicken sind. Ach Herr Gott / wie ein schrecklicher anblick ists / solch grewlich ding bedencken. Derhalben mag vns ewer F. G. gleuben / das wir warlich in grosser betrübnis sind / vnd nicht lust haben / wie man vielleicht gedencket / das wir vnsers rhums halben viel zancken. Darumb bitten wir gantz vntertheniglich / E. F. G. wollen vnser antwort gnediglich vernemen / die wir auffs kürtzeste gefasset haben / E. F. G. nicht lang auffzuhalten. Welche mã inn Religions sachen / für Brüder erkennen vñ annemen / vnd welche man dafür nicht halten sol.So achten wir / es sey nicht noth / auff alle stück der schrifft / so vns zugestellt / zuantworten. Erstlich / der brüderschafft halben / mag sein / das man Christen / so jrren / vnd doch jrrthumb nicht vertheidigen / als Brüder dulden solle / wie Christus selbs seine Jünger geduldet hat. Aber die jenigen / so vngegründte lehr fürgeben vnd vertheidigen / kan man nicht für Brüder halten / Denn man sol ja nicht willigen in vnrechte lehr. Darumb alles / so in gedachter schrifft nach der lenge disputiret wird / das man die schwachen dulden sol / kan nicht anders gedeutet werden / dann auff solche schwache / so jhre vngewisse lehre nicht vertheidigen / wie auch Paulus die Galater angenommen / hat aber daneben von den jenigen / so vnrechte lehr fürgaben / gesprochen: Ich wolte das die / so euch beschneiden / weggeschnitten würden. Diß ist vnser einfeltige meinung / wie wir es gegen Gott dencken zu verantworten. Denn wie können wir doch Bruderschafft mit vnserm Wiederpart machen / vnd also willigen / das sie jhre lehr vertheidigen / für recht vnd gewiß / so doch vnser gewissen anders fület vnd helt / vnd

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0128" n="112"/>
        <note place="left">Anno 1530.</note>
      </div>
      <div>
        <head>Philippi vnd Brentij schreiben an den Landgraffen zu Hessen.</head>
        <p>DVrchleuchtiger / Hochgeborner Fürst / gnediger Herr / wir haben die schrifft /                      vns zugestalt / die Brüderschafft belangend / mit fleis verlesen / vnd bitten in                      vnterthenigkeit / E. F. G. wolle vnsere antwort gnediglich vernemen. Denn Gott                      ist vnser zeuge / das wir ja / sonderlich in diesem fall / niemands zu lieb oder                      zu leid handeln. Denn dieser zwispalt ist vns von hertzen leid / haben auch auff                      Erden kein grösser betrübnis / dann von dieser sachen / das wir sehen wie man                      zufellet auff vngegründete opiniones, daraus grosse spaltung in der Kirchen /                      darzu vnrichtigkeit in gewissen folget / dadurch man hernach weiter fellet auff                      andere schedliche gedancken / wie wir dann sehen / das vielen jetzund widerfaren                      / welche erstlich vom Abendmal haben allegorisiret / kommen nun vnd                      allegorisiren von mehr artickeln / als nemlich Campanus / Martinus Cellarius /                      Carlstad / Felinus / darüber kein ruhe haben / sondern practicken machen / wie                      man solches mit gewalt hinaus füre / daraus nicht allein ein grewlich groß                      blutuergiessen zubesorgen / sondern auch grössere spaltungen in geistlichen                      sachen / vnd zerrüttung der Regiment / das sie in hundert jharen / ja nimmermehr                      biß zum ende der Welt / wieder zuflicken sind. Ach Herr Gott / wie ein                      schrecklicher anblick ists / solch grewlich ding bedencken. Derhalben mag vns                      ewer F. G. gleuben / das wir warlich in grosser betrübnis sind / vnd nicht lust                      haben / wie man vielleicht gedencket / das wir vnsers rhums halben viel zancken.                      Darumb bitten wir gantz vntertheniglich / E. F. G. wollen vnser antwort                      gnediglich vernemen / die wir auffs kürtzeste gefasset haben / E. F. G. nicht                      lang auffzuhalten. <note place="left">Welche ma&#x0303; inn                          Religions sachen / für Brüder erkennen vn&#x0303; annemen / vnd                          welche man dafür nicht halten sol.</note>So achten wir / es sey nicht noth /                      auff alle stück der schrifft / so vns zugestellt / zuantworten. Erstlich / der                      brüderschafft halben / mag sein / das man Christen / so jrren / vnd doch                      jrrthumb nicht vertheidigen / als Brüder dulden solle / wie Christus selbs seine                      Jünger geduldet hat. Aber die jenigen / so vngegründte lehr fürgeben vnd                      vertheidigen / kan man nicht für Brüder halten / Denn man sol ja nicht willigen                      in vnrechte lehr. Darumb alles / so in gedachter schrifft nach der lenge                      disputiret wird / das man die schwachen dulden sol / kan nicht anders gedeutet                      werden / dann auff solche schwache / so jhre vngewisse lehre nicht vertheidigen                      / wie auch Paulus die Galater angenommen / hat aber daneben von den jenigen / so                      vnrechte lehr fürgaben / gesprochen: Ich wolte das die / so euch beschneiden /                      weggeschnitten würden. Diß ist vnser einfeltige meinung / wie wir es gegen Gott                      dencken zu verantworten. Denn wie können wir doch Bruderschafft mit vnserm                      Wiederpart machen / vnd also willigen / das sie jhre lehr vertheidigen / für                      recht vnd gewiß / so doch vnser gewissen anders fület vnd helt / vnd
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0128] Philippi vnd Brentij schreiben an den Landgraffen zu Hessen. DVrchleuchtiger / Hochgeborner Fürst / gnediger Herr / wir haben die schrifft / vns zugestalt / die Brüderschafft belangend / mit fleis verlesen / vnd bitten in vnterthenigkeit / E. F. G. wolle vnsere antwort gnediglich vernemen. Denn Gott ist vnser zeuge / das wir ja / sonderlich in diesem fall / niemands zu lieb oder zu leid handeln. Denn dieser zwispalt ist vns von hertzen leid / haben auch auff Erden kein grösser betrübnis / dann von dieser sachen / das wir sehen wie man zufellet auff vngegründete opiniones, daraus grosse spaltung in der Kirchen / darzu vnrichtigkeit in gewissen folget / dadurch man hernach weiter fellet auff andere schedliche gedancken / wie wir dann sehen / das vielen jetzund widerfaren / welche erstlich vom Abendmal haben allegorisiret / kommen nun vnd allegorisiren von mehr artickeln / als nemlich Campanus / Martinus Cellarius / Carlstad / Felinus / darüber kein ruhe haben / sondern practicken machen / wie man solches mit gewalt hinaus füre / daraus nicht allein ein grewlich groß blutuergiessen zubesorgen / sondern auch grössere spaltungen in geistlichen sachen / vnd zerrüttung der Regiment / das sie in hundert jharen / ja nimmermehr biß zum ende der Welt / wieder zuflicken sind. Ach Herr Gott / wie ein schrecklicher anblick ists / solch grewlich ding bedencken. Derhalben mag vns ewer F. G. gleuben / das wir warlich in grosser betrübnis sind / vnd nicht lust haben / wie man vielleicht gedencket / das wir vnsers rhums halben viel zancken. Darumb bitten wir gantz vntertheniglich / E. F. G. wollen vnser antwort gnediglich vernemen / die wir auffs kürtzeste gefasset haben / E. F. G. nicht lang auffzuhalten. So achten wir / es sey nicht noth / auff alle stück der schrifft / so vns zugestellt / zuantworten. Erstlich / der brüderschafft halben / mag sein / das man Christen / so jrren / vnd doch jrrthumb nicht vertheidigen / als Brüder dulden solle / wie Christus selbs seine Jünger geduldet hat. Aber die jenigen / so vngegründte lehr fürgeben vnd vertheidigen / kan man nicht für Brüder halten / Denn man sol ja nicht willigen in vnrechte lehr. Darumb alles / so in gedachter schrifft nach der lenge disputiret wird / das man die schwachen dulden sol / kan nicht anders gedeutet werden / dann auff solche schwache / so jhre vngewisse lehre nicht vertheidigen / wie auch Paulus die Galater angenommen / hat aber daneben von den jenigen / so vnrechte lehr fürgaben / gesprochen: Ich wolte das die / so euch beschneiden / weggeschnitten würden. Diß ist vnser einfeltige meinung / wie wir es gegen Gott dencken zu verantworten. Denn wie können wir doch Bruderschafft mit vnserm Wiederpart machen / vnd also willigen / das sie jhre lehr vertheidigen / für recht vnd gewiß / so doch vnser gewissen anders fület vnd helt / vnd Welche mã inn Religions sachen / für Brüder erkennen vñ annemen / vnd welche man dafür nicht halten sol.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/128
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/128>, abgerufen am 26.04.2024.