Kirchner, Timotheus: Leichpredigt aus dem 90. Psalm : Bey der Fürstlichen Begrebnis, des ... Herrn Friderichs des jüngern, Hertzogen zu Sachsen. Jena, 1587.vns Moyses reitzen wil die sicherheit faren zu lassen / auff ein besser vnnd seliger Leben zu trachten. Aber hieuon im folgenden Punct weiter. Vom vierden Punct. IN betrachtung dieses möcht einer gedencken / es were nicht müglich / das menschlich hertz in solchem grausamen elend vnd jammer der kranckheiten vnnd des Todes / damit es gepresset wirdt / so frech vnnd sicher sein solle. Aber Moyses klaget / das der weniger teil solchs straffen vnd plagen zu hertzen neme. Der grössest hauffe lasse Gott zürnen / drewen / straffen / mit kranckheiten den menschen plagen / vnd endlich durch den Todt würgen / neme sich aber dessen nichts vber all an / sondern gehe drunter hin / als were jhm nichts drumb zu thun / vnnd als könte man Gotte seinen gerechten zorn wol aussitzen. Gleich wie der Schecher am Creutz zur lincken seiten / ob er wol dem tode vbergeben vnnd gecreutziget war / dennoch des Herrn Christi vnd seines mitgesellen noch darzu spottet. Lieber woher kömbt doch solche erschreckliche sicherheit? Erstlich daher / das menschliche vernunfft weder verstehet1. Vrsach der sicherheit menschliches hertzens. noch gleubet / das der mensch in Sünden empfangen vnnd geboren sey / vnnd das er derwegen vnter Gottes grimmigen zorn haffte / wie droben durch Moysen ist angedeutet worden. Was Erbsünde saget die vernunfft / solt Gott vmb dieses schadens willen so hefftig zürnen / es ist nicht müglich? Sie wil aber mutwillig nicht wissen / das der sünden solt der todt sey Rom. 6. Zum andern doher / das der leidige Sathan das menschliche2. Vrsach. hertz verblendet (denn er ist krefftig in den kindern vns Moyses reitzen wil die sicherheit faren zu lassen / auff ein besser vnnd seliger Leben zu trachten. Aber hieuon im folgenden Punct weiter. Vom vierden Punct. IN betrachtung dieses möcht einer gedencken / es were nicht müglich / das menschlich hertz in solchem grausamen elend vnd jammer der kranckheiten vnnd des Todes / damit es gepresset wirdt / so frech vnnd sicher sein solle. Aber Moyses klaget / das der weniger teil solchs straffen vnd plagen zu hertzen neme. Der grössest hauffe lasse Gott zürnen / drewen / straffen / mit kranckheiten den menschen plagen / vnd endlich durch den Todt würgen / neme sich aber dessen nichts vber all an / sondern gehe drunter hin / als were jhm nichts drumb zu thun / vnnd als könte man Gotte seinen gerechten zorn wol aussitzen. Gleich wie der Schecher am Creutz zur lincken seiten / ob er wol dem tode vbergeben vnnd gecreutziget war / dennoch des Herrn Christi vnd seines mitgesellen noch darzu spottet. Lieber woher kömbt doch solche erschreckliche sicherheit? Erstlich daher / das menschliche vernunfft weder verstehet1. Vrsach der sicherheit menschliches hertzens. noch gleubet / das der mensch in Sünden empfangen vnnd geboren sey / vnnd das er derwegen vnter Gottes grimmigen zorn haffte / wie droben durch Moysen ist angedeutet worden. Was Erbsünde saget die vernunfft / solt Gott vmb dieses schadens willen so hefftig zürnen / es ist nicht müglich? Sie wil aber mutwillig nicht wissen / das der sünden solt der todt sey Rom. 6. Zum andern doher / das der leidige Sathan das menschliche2. Vrsach. hertz verblendet (denn er ist krefftig in den kindern <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0033"/> vns Moyses reitzen wil die sicherheit faren zu lassen / auff ein besser vnnd seliger Leben zu trachten. 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vns Moyses reitzen wil die sicherheit faren zu lassen / auff ein besser vnnd seliger Leben zu trachten. Aber hieuon im folgenden Punct weiter.
Vom vierden Punct.
IN betrachtung dieses möcht einer gedencken / es were nicht müglich / das menschlich hertz in solchem grausamen elend vnd jammer der kranckheiten vnnd des Todes / damit es gepresset wirdt / so frech vnnd sicher sein solle.
Aber Moyses klaget / das der weniger teil solchs straffen vnd plagen zu hertzen neme. Der grössest hauffe lasse Gott zürnen / drewen / straffen / mit kranckheiten den menschen plagen / vnd endlich durch den Todt würgen / neme sich aber dessen nichts vber all an / sondern gehe drunter hin / als were jhm nichts drumb zu thun / vnnd als könte man Gotte seinen gerechten zorn wol aussitzen. Gleich wie der Schecher am Creutz zur lincken seiten / ob er wol dem tode vbergeben vnnd gecreutziget war / dennoch des Herrn Christi vnd seines mitgesellen noch darzu spottet.
Lieber woher kömbt doch solche erschreckliche sicherheit?
Erstlich daher / das menschliche vernunfft weder verstehet noch gleubet / das der mensch in Sünden empfangen vnnd geboren sey / vnnd das er derwegen vnter Gottes grimmigen zorn haffte / wie droben durch Moysen ist angedeutet worden. Was Erbsünde saget die vernunfft / solt Gott vmb dieses schadens willen so hefftig zürnen / es ist nicht müglich? Sie wil aber mutwillig nicht wissen / das der sünden solt der todt sey Rom. 6.
1. Vrsach der sicherheit menschliches hertzens. Zum andern doher / das der leidige Sathan das menschliche hertz verblendet (denn er ist krefftig in den kindern
2. Vrsach.
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Leichpredigt aus dem 90. Psalm : Bey der Fürstlichen Begrebnis, des ... Herrn Friderichs des jüngern, Hertzogen zu Sachsen. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_leichpredigt_1587/33>, abgerufen am 28.05.2023. |