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Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811.

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Gestohlen ist dem Land' die schöne Jugend,
Um Pfeffer und Muskaten einzuhandeln.
List gegen List jetzt, schaff' er das Attest
Für Ruprecht mir, und alles geb ich ihm
Zum Dank, was er nur redlich fordern kann.
Walter.
Das machtest du nicht gut.
Eve.
List gegen List.
Walter.
Drauf er?
Eve.
"Das wird sich finden," spricht er, "Evchen,
Vom Dank nachher, jetzt gilt es das Attest.
Wann soll der Ruprecht gehn?" -- In diesen Tagen.
"Gut," spricht er, "gut. Es trifft sich eben günstig.
Denn heut noch kommt der Physikus in's Amt;
Da kann ich gleich mein Heil mit ihm versuchen.
Wie lange bleibt der Garten bei dir offen?"
Bei mir der Garten, frag' ich? -- "Ja, der Garten."
Bis gegen Zehn, sag' ich. Warum, Herr Richter?
"Vielleicht kann ich den Schein dir heut noch bringen." --
Er mir den Schein! Ei, wohin denkt er auch?
Ich werd' den Schein mir morgen früh schon holen. --
"Auch gut," spricht er. "Gleichviel. So holst du ihn.
Glock halb auf neun früh Morgens bin ich auf."
Geſtohlen iſt dem Land’ die ſchoͤne Jugend,
Um Pfeffer und Muskaten einzuhandeln.
Liſt gegen Liſt jetzt, ſchaff’ er das Atteſt
Fuͤr Ruprecht mir, und alles geb ich ihm
Zum Dank, was er nur redlich fordern kann.
Walter.
Das machteſt du nicht gut.
Eve.
Liſt gegen Liſt.
Walter.
Drauf er?
Eve.
„Das wird ſich finden,“ ſpricht er, „Evchen,
Vom Dank nachher, jetzt gilt es das Atteſt.
Wann ſoll der Ruprecht gehn?“ — In dieſen Tagen.
„Gut,“ ſpricht er, „gut. Es trifft ſich eben guͤnſtig.
Denn heut noch kommt der Phyſikus in’s Amt;
Da kann ich gleich mein Heil mit ihm verſuchen.
Wie lange bleibt der Garten bei dir offen?“
Bei mir der Garten, frag’ ich? — „Ja, der Garten.“
Bis gegen Zehn, ſag’ ich. Warum, Herr Richter?
„Vielleicht kann ich den Schein dir heut noch bringen.“ —
Er mir den Schein! Ei, wohin denkt er auch?
Ich werd’ den Schein mir morgen fruͤh ſchon holen. —
„Auch gut,“ ſpricht er. „Gleichviel. So holſt du ihn.
Glock halb auf neun fruͤh Morgens bin ich auf.“
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[156/0162] Geſtohlen iſt dem Land’ die ſchoͤne Jugend, Um Pfeffer und Muskaten einzuhandeln. Liſt gegen Liſt jetzt, ſchaff’ er das Atteſt Fuͤr Ruprecht mir, und alles geb ich ihm Zum Dank, was er nur redlich fordern kann. Walter. Das machteſt du nicht gut. Eve. Liſt gegen Liſt. Walter. Drauf er? Eve. „Das wird ſich finden,“ ſpricht er, „Evchen, Vom Dank nachher, jetzt gilt es das Atteſt. Wann ſoll der Ruprecht gehn?“ — In dieſen Tagen. „Gut,“ ſpricht er, „gut. Es trifft ſich eben guͤnſtig. Denn heut noch kommt der Phyſikus in’s Amt; Da kann ich gleich mein Heil mit ihm verſuchen. Wie lange bleibt der Garten bei dir offen?“ Bei mir der Garten, frag’ ich? — „Ja, der Garten.“ Bis gegen Zehn, ſag’ ich. Warum, Herr Richter? „Vielleicht kann ich den Schein dir heut noch bringen.“ — Er mir den Schein! Ei, wohin denkt er auch? Ich werd’ den Schein mir morgen fruͤh ſchon holen. — „Auch gut,“ ſpricht er. „Gleichviel. So holſt du ihn. Glock halb auf neun fruͤh Morgens bin ich auf.“

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Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/162>, abgerufen am 29.04.2024.