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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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nach Rittergebrauch um Beystand bey der
Gefahr anzuflehen schienen. Der Italie-
ner antwortete ihm kalt: "Allerdings, und
"ich hoffe, unser General wird ihn dafür
"zur Hölle schicken, daß er, ein unter sei-
"nem Befehl stehender Ritter, es gewagt
"hat, die schönste Ziege der Welt aus sei-
"nem Zelte zu entführen, während er her-
"umritt, das Lager des Feinds zu erken-
"nen." Faust trat zurück, schüttelte den
Kopf, und wußte nicht ob er wachte oder
träumte. Der Teufel ließ ihn einige Au-
genblicke in dieser Verwirrung, endlich sag-
te er ihm etwas in's Ohr, wobey Faust er-
röthete, und das das Papier besudeln wür-
de. Der Zweykampf gieng mittlerweile im-
mer hitzig fort, bis das Schwerdt des päpst-
lichen Generals eine Oefnung in dem Pan-
zer des Ritters fand, und ihn in seinem
Blut auf den Boden streckte. Er blies sei-
ne Seele unter Flüchen weg, und nahm
mit seinem lezten Blick zärtlich von der Zie-
ge Abschied. Der General ward von den

An-

nach Rittergebrauch um Beyſtand bey der
Gefahr anzuflehen ſchienen. Der Italie-
ner antwortete ihm kalt: „Allerdings, und
„ich hoffe, unſer General wird ihn dafuͤr
„zur Hoͤlle ſchicken, daß er, ein unter ſei-
„nem Befehl ſtehender Ritter, es gewagt
„hat, die ſchoͤnſte Ziege der Welt aus ſei-
„nem Zelte zu entfuͤhren, waͤhrend er her-
„umritt, das Lager des Feinds zu erken-
„nen.“ Fauſt trat zuruͤck, ſchuͤttelte den
Kopf, und wußte nicht ob er wachte oder
traͤumte. Der Teufel ließ ihn einige Au-
genblicke in dieſer Verwirrung, endlich ſag-
te er ihm etwas in’s Ohr, wobey Fauſt er-
roͤthete, und das das Papier beſudeln wuͤr-
de. Der Zweykampf gieng mittlerweile im-
mer hitzig fort, bis das Schwerdt des paͤpſt-
lichen Generals eine Oefnung in dem Pan-
zer des Ritters fand, und ihn in ſeinem
Blut auf den Boden ſtreckte. Er blies ſei-
ne Seele unter Fluͤchen weg, und nahm
mit ſeinem lezten Blick zaͤrtlich von der Zie-
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[299/0310] nach Rittergebrauch um Beyſtand bey der Gefahr anzuflehen ſchienen. Der Italie- ner antwortete ihm kalt: „Allerdings, und „ich hoffe, unſer General wird ihn dafuͤr „zur Hoͤlle ſchicken, daß er, ein unter ſei- „nem Befehl ſtehender Ritter, es gewagt „hat, die ſchoͤnſte Ziege der Welt aus ſei- „nem Zelte zu entfuͤhren, waͤhrend er her- „umritt, das Lager des Feinds zu erken- „nen.“ Fauſt trat zuruͤck, ſchuͤttelte den Kopf, und wußte nicht ob er wachte oder traͤumte. Der Teufel ließ ihn einige Au- genblicke in dieſer Verwirrung, endlich ſag- te er ihm etwas in’s Ohr, wobey Fauſt er- roͤthete, und das das Papier beſudeln wuͤr- de. Der Zweykampf gieng mittlerweile im- mer hitzig fort, bis das Schwerdt des paͤpſt- lichen Generals eine Oefnung in dem Pan- zer des Ritters fand, und ihn in ſeinem Blut auf den Boden ſtreckte. Er blies ſei- ne Seele unter Fluͤchen weg, und nahm mit ſeinem lezten Blick zaͤrtlich von der Zie- ge Abſchied. Der General ward von den An-

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/310>, abgerufen am 29.04.2024.