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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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sie mit seinen übrigen Bastarden, der be-
rühmten Lucretia, und Francisco Borgia,
dem Herzog von Gandia bekannt etc.

Der Papst fand die Gesellschaft des schö-
nen und gewandten Teufels Leviathans, so
sehr nach seinem Geschmacke, daß er von dem
ersten Augenblick eine besondre Gunst gegen
ihn äußerte, die, wie wir sehen werden,
bald bis zu der äußersten Vertraulichkeit
stieg. Faust hielt sich an den Kardinal
Borgia, der ihm von den Genüßen und
Freuden Roms ein so lüsternes Gemählde
entwarf, daß er nicht wußte, ob er sich im
Vatican, oder in einem Tempel der irrdi-
schen Venus befände. Dieser machte ihn
mit seiner Schwester Lucretia, der jetzigen
Gemahlin Alfonsos von Arragonien, ge-
nauer bekannt. Sie stellte die sinnliche
Wollust in den gefährlichsten Reizen ver-
körpert vor, und nahm Fausten auf eine
Art auf, daß er wie bezaubert vor ihr stund,
und sich bey dem ersten Blick von dem
Wunsche durchglüht fühlte, den Becher der

Freude

ſie mit ſeinen uͤbrigen Baſtarden, der be-
ruͤhmten Lucretia, und Francisco Borgia,
dem Herzog von Gandia bekannt ꝛc.

Der Papſt fand die Geſellſchaft des ſchoͤ-
nen und gewandten Teufels Leviathans, ſo
ſehr nach ſeinem Geſchmacke, daß er von dem
erſten Augenblick eine beſondre Gunſt gegen
ihn aͤußerte, die, wie wir ſehen werden,
bald bis zu der aͤußerſten Vertraulichkeit
ſtieg. Fauſt hielt ſich an den Kardinal
Borgia, der ihm von den Genuͤßen und
Freuden Roms ein ſo luͤſternes Gemaͤhlde
entwarf, daß er nicht wußte, ob er ſich im
Vatican, oder in einem Tempel der irrdi-
ſchen Venus befaͤnde. Dieſer machte ihn
mit ſeiner Schweſter Lucretia, der jetzigen
Gemahlin Alfonſos von Arragonien, ge-
nauer bekannt. Sie ſtellte die ſinnliche
Wolluſt in den gefaͤhrlichſten Reizen ver-
koͤrpert vor, und nahm Fauſten auf eine
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[304/0315] ſie mit ſeinen uͤbrigen Baſtarden, der be- ruͤhmten Lucretia, und Francisco Borgia, dem Herzog von Gandia bekannt ꝛc. Der Papſt fand die Geſellſchaft des ſchoͤ- nen und gewandten Teufels Leviathans, ſo ſehr nach ſeinem Geſchmacke, daß er von dem erſten Augenblick eine beſondre Gunſt gegen ihn aͤußerte, die, wie wir ſehen werden, bald bis zu der aͤußerſten Vertraulichkeit ſtieg. Fauſt hielt ſich an den Kardinal Borgia, der ihm von den Genuͤßen und Freuden Roms ein ſo luͤſternes Gemaͤhlde entwarf, daß er nicht wußte, ob er ſich im Vatican, oder in einem Tempel der irrdi- ſchen Venus befaͤnde. Dieſer machte ihn mit ſeiner Schweſter Lucretia, der jetzigen Gemahlin Alfonſos von Arragonien, ge- nauer bekannt. Sie ſtellte die ſinnliche Wolluſt in den gefaͤhrlichſten Reizen ver- koͤrpert vor, und nahm Fauſten auf eine Art auf, daß er wie bezaubert vor ihr ſtund, und ſich bey dem erſten Blick von dem Wunſche durchgluͤht fuͤhlte, den Becher der Freude

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/315>, abgerufen am 04.05.2024.