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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.

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Der Messias.
Emporhebt ins Getön, wo Entzückung der Chorpsalm zum Thron ruft,
Und sanft Lispeln den Harfen entlokt, wenn in Dank weint die Wonne!

Cherubim und Erstandene tönten vom Untergange
Babylons. Also sang der Erstandenen Chor dem Vollender:
Ernst ist er des Gerichts dunkler Tag!
Todesgang und des Sturms Flug eilt des Herrn
Gerichtstag! Prophezeihung gegen sie,
Bewölkt einst, Prophezeihung, wie erfüllt Gott dich!
Ach! sie stürzt! Es vernahm Erd' und Meer
Babels Fall, der Erfüllung Donnerschlag!
Nun thut's Gott vom Throne! Jezo droht
Am Meerstrand die Verkündung des Posaunrufs nicht!
Babel stürzt! O begann Gottes Tag
Jener schon der Entscheidung grosser Tag?
Wie liegt, Weh! sie zerstört da! Weh ihr! Weh!
Welch Graun jezt, die so stolz war, in dem Abgrund da!
Cherubim und Erstandene tönten vom Untergange
Babylons. Also sang der Cherubim Chor dem Vollender:
Sie versinkt! sie versinkt, Babel! Der Täuscherin
Gefüllt ist mit Gifttrunk, schnelltödtend, schäumt
Jhr Kelch auf! O es füllt dir, Babel, dafür,
Des Gerichts Kelch vollmessend, der wieder vergilt!
Du

Der Meſſias.
Emporhebt ins Getoͤn, wo Entzuͤckung der Chorpſalm zum Thron ruft,
Und ſanft Lispeln den Harfen entlokt, wenn in Dank weint die Wonne!

Cherubim und Erſtandene toͤnten vom Untergange
Babylons. Alſo ſang der Erſtandenen Chor dem Vollender:
Ernſt iſt er des Gerichts dunkler Tag!
Todesgang und des Sturms Flug eilt des Herrn
Gerichtstag! Prophezeihung gegen ſie,
Bewoͤlkt einſt, Prophezeihung, wie erfuͤllt Gott dich!
Ach! ſie ſtuͤrzt! Es vernahm Erd’ und Meer
Babels Fall, der Erfuͤllung Donnerſchlag!
Nun thut’s Gott vom Throne! Jezo droht
Am Meerſtrand die Verkuͤndung des Poſaunrufs nicht!
Babel ſtuͤrzt! O begann Gottes Tag
Jener ſchon der Entſcheidung groſſer Tag?
Wie liegt, Weh! ſie zerſtoͤrt da! Weh ihr! Weh!
Welch Graun jezt, die ſo ſtolz war, in dem Abgrund da!
Cherubim und Erſtandene toͤnten vom Untergange
Babylons. Alſo ſang der Cherubim Chor dem Vollender:
Sie verſinkt! ſie verſinkt, Babel! Der Taͤuſcherin
Gefuͤllt iſt mit Gifttrunk, ſchnelltoͤdtend, ſchaͤumt
Jhr Kelch auf! O es fuͤllt dir, Babel, dafuͤr,
Des Gerichts Kelch vollmeſſend, der wieder vergilt!
Du
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[188/0188] Der Meſſias. Emporhebt ins Getoͤn, wo Entzuͤckung der Chorpſalm zum Thron ruft, Und ſanft Lispeln den Harfen entlokt, wenn in Dank weint die Wonne! Cherubim und Erſtandene toͤnten vom Untergange Babylons. Alſo ſang der Erſtandenen Chor dem Vollender: Ernſt iſt er des Gerichts dunkler Tag! Todesgang und des Sturms Flug eilt des Herrn Gerichtstag! Prophezeihung gegen ſie, Bewoͤlkt einſt, Prophezeihung, wie erfuͤllt Gott dich! Ach! ſie ſtuͤrzt! Es vernahm Erd’ und Meer Babels Fall, der Erfuͤllung Donnerſchlag! Nun thut’s Gott vom Throne! Jezo droht Am Meerſtrand die Verkuͤndung des Poſaunrufs nicht! Babel ſtuͤrzt! O begann Gottes Tag Jener ſchon der Entſcheidung groſſer Tag? Wie liegt, Weh! ſie zerſtoͤrt da! Weh ihr! Weh! Welch Graun jezt, die ſo ſtolz war, in dem Abgrund da! Cherubim und Erſtandene toͤnten vom Untergange Babylons. Alſo ſang der Cherubim Chor dem Vollender: Sie verſinkt! ſie verſinkt, Babel! Der Taͤuſcherin Gefuͤllt iſt mit Gifttrunk, ſchnelltoͤdtend, ſchaͤumt Jhr Kelch auf! O es fuͤllt dir, Babel, dafuͤr, Des Gerichts Kelch vollmeſſend, der wieder vergilt! Du

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/188>, abgerufen am 29.04.2024.