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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.

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Zwanzigster Gesang.
Du Gestürzte! wie lang schäumte dein Taumelkeich
Dem Erdkreis Verführung, Wahn, Wut und Tod!
Erwacht ist des Vergelters Rache! dich hat
Von des Zorns Kelch Gott trunken zum Tode gemacht!
Ach! die seligen Tage der ersten Auferstehung
Warens, die ihr, schon jezt vollendete Märtyrer, feyrtet.
Die Gott rächt, in Gestirnglanz, Glükselige!
Jn des Heils Kleid, ausduldende Märtyrer!
Zu dem Erb' in dem Lichtreich kommt freudig ihr,
Die Gott rächt, von dem Nachtthal her!
Die Herschaft des Vollenders, Mitblutende!
Die Gewalt deß, den Kreuziger tödteten,
O empfangt die Belohnung, Heilerbende!
Erstaunt, bang, und vor Angst stumm, hörts
Der Erdkrels! Die verkannt einst schnell bluteten,
Wenn sie Satan Räuchwerke nicht zündeten,
Sie beherschen die Welt jezt! sind Könige!
Vom Thron schmükt mit Gewalt Gott euch!
Unbemerkter, nicht eine der Kontginnen des Weltmeers
Ruhte zwischen Wogengebirgen die einsame Patmos.
Aber es solte dereinst wie Posaunen an ihrem Gestade
Dem erschallen, den sich der Offenbarer zum Seher
Auserkohr, und in ihrer Haine Schatten der Gottmensch
Jhm erscheinen, umringt von sieben Leuchtern, gekleidet
Jn
Zwanzigſter Geſang.
Du Geſtuͤrzte! wie lang ſchaͤumte dein Taumelkeich
Dem Erdkreis Verfuͤhrung, Wahn, Wut und Tod!
Erwacht iſt des Vergelters Rache! dich hat
Von des Zorns Kelch Gott trunken zum Tode gemacht!
Ach! die ſeligen Tage der erſten Auferſtehung
Warens, die ihr, ſchon jezt vollendete Maͤrtyrer, feyrtet.
Die Gott raͤcht, in Geſtirnglanz, Gluͤkſelige!
Jn des Heils Kleid, ausduldende Maͤrtyrer!
Zu dem Erb’ in dem Lichtreich kommt freudig ihr,
Die Gott raͤcht, von dem Nachtthal her!
Die Herſchaft des Vollenders, Mitblutende!
Die Gewalt deß, den Kreuziger toͤdteten,
O empfangt die Belohnung, Heilerbende!
Erſtaunt, bang, und vor Angſt ſtumm, hoͤrts
Der Erdkrels! Die verkannt einſt ſchnell bluteten,
Wenn ſie Satan Raͤuchwerke nicht zuͤndeten,
Sie beherſchen die Welt jezt! ſind Koͤnige!
Vom Thron ſchmuͤkt mit Gewalt Gott euch!
Unbemerkter, nicht eine der Kontginnen des Weltmeers
Ruhte zwiſchen Wogengebirgen die einſame Patmos.
Aber es ſolte dereinſt wie Poſaunen an ihrem Geſtade
Dem erſchallen, den ſich der Offenbarer zum Seher
Auserkohr, und in ihrer Haine Schatten der Gottmenſch
Jhm erſcheinen, umringt von ſieben Leuchtern, gekleidet
Jn
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[189/0189] Zwanzigſter Geſang. Du Geſtuͤrzte! wie lang ſchaͤumte dein Taumelkeich Dem Erdkreis Verfuͤhrung, Wahn, Wut und Tod! Erwacht iſt des Vergelters Rache! dich hat Von des Zorns Kelch Gott trunken zum Tode gemacht! Ach! die ſeligen Tage der erſten Auferſtehung Warens, die ihr, ſchon jezt vollendete Maͤrtyrer, feyrtet. Die Gott raͤcht, in Geſtirnglanz, Gluͤkſelige! Jn des Heils Kleid, ausduldende Maͤrtyrer! Zu dem Erb’ in dem Lichtreich kommt freudig ihr, Die Gott raͤcht, von dem Nachtthal her! Die Herſchaft des Vollenders, Mitblutende! Die Gewalt deß, den Kreuziger toͤdteten, O empfangt die Belohnung, Heilerbende! Erſtaunt, bang, und vor Angſt ſtumm, hoͤrts Der Erdkrels! Die verkannt einſt ſchnell bluteten, Wenn ſie Satan Raͤuchwerke nicht zuͤndeten, Sie beherſchen die Welt jezt! ſind Koͤnige! Vom Thron ſchmuͤkt mit Gewalt Gott euch! Unbemerkter, nicht eine der Kontginnen des Weltmeers Ruhte zwiſchen Wogengebirgen die einſame Patmos. Aber es ſolte dereinſt wie Poſaunen an ihrem Geſtade Dem erſchallen, den ſich der Offenbarer zum Seher Auserkohr, und in ihrer Haine Schatten der Gottmenſch Jhm erſcheinen, umringt von ſieben Leuchtern, gekleidet Jn

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/189>, abgerufen am 29.04.2024.