Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Messias.
Wo, zu dem Gericht, du Genoß
Jedes Entsezens, in schreckender Herlichkeit,
Sich gesezt hat Jesus, der Vollender!
Hosianna! er entschwung
Sieger des Empörenden sich
Auch dem umschattenden Thale, der Todesruh!
Und verwarf dich, Satan! du Verkläger,
Der sie Tage, vor dem Thron,
Nächte, vor dem Thron sie mit Grimm
Schuldigte! Sünden nicht nur, des Gebrechs, du Feind!
Und der Fehle Staub nahmst, und umgabst du
Vor dem Rächer mit Gewölk!
Zischender Verkläger, dich stürzt
Jesus, der Herscher, hinab in die tiefe Nacht,
Wo die Qual ist, Wehklag', und der Tod ist!
Kein Erwachen zu dem Schaun!
Einer der Todesengel erhub die furchtbare Stimme,
Also sang er, indem mit der Hand die Posaun ihm hinsunk:
Wehklagen, und bang Seufzen vom Graunthale des Abgrunds her,
Sturmheulen, und Strombrüllen, und Felskrachen, das laut niederstürzt',
Und Wutschrein, und Rachausrufen, erscholl dumpf auf!
Wie der Stral eilt, schwebten wir schnell und in Wehmut fort.
Gabriel weinet', und fühlte sie gern die himlische Thräne;
Also floß mit der Thräne die Stimme des Schauers der Zukunft:
Das
Der Meſſias.
Wo, zu dem Gericht, du Genoß
Jedes Entſezens, in ſchreckender Herlichkeit,
Sich geſezt hat Jeſus, der Vollender!
Hoſianna! er entſchwung
Sieger des Empoͤrenden ſich
Auch dem umſchattenden Thale, der Todesruh!
Und verwarf dich, Satan! du Verklaͤger,
Der ſie Tage, vor dem Thron,
Naͤchte, vor dem Thron ſie mit Grimm
Schuldigte! Suͤnden nicht nur, des Gebrechs, du Feind!
Und der Fehle Staub nahmſt, und umgabſt du
Vor dem Raͤcher mit Gewoͤlk!
Ziſchender Verklaͤger, dich ſtuͤrzt
Jeſus, der Herſcher, hinab in die tiefe Nacht,
Wo die Qual iſt, Wehklag’, und der Tod iſt!
Kein Erwachen zu dem Schaun!
Einer der Todesengel erhub die furchtbare Stimme,
Alſo ſang er, indem mit der Hand die Poſaun ihm hinſunk:
Wehklagen, und bang Seufzen vom Graunthale des Abgrunds her,
Sturmheulen, und Strombruͤllen, und Felskrachen, das laut niederſtuͤrzt’,
Und Wutſchrein, und Rachausrufen, erſcholl dumpf auf!
Wie der Stral eilt, ſchwebten wir ſchnell und in Wehmut fort.
Gabriel weinet’, und fuͤhlte ſie gern die himliſche Thraͤne;
Alſo floß mit der Thraͤne die Stimme des Schauers der Zukunft:
Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0198" n="198"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Me&#x017F;&#x017F;ias.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="216">
              <l>Wo, zu dem Gericht, du Genoß</l><lb/>
              <l>Jedes Ent&#x017F;ezens, in &#x017F;chreckender Herlichkeit,</l><lb/>
              <l>Sich ge&#x017F;ezt hat Je&#x017F;us, der Vollender!</l><lb/>
              <l>Ho&#x017F;ianna! er ent&#x017F;chwung</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="217">
              <l>Sieger des Empo&#x0364;renden &#x017F;ich</l><lb/>
              <l>Auch dem um&#x017F;chattenden Thale, der Todesruh!</l><lb/>
              <l>Und verwarf dich, Satan! du Verkla&#x0364;ger,</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;ie Tage, vor dem Thron,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="218">
              <l>Na&#x0364;chte, vor dem Thron &#x017F;ie mit Grimm</l><lb/>
              <l>Schuldigte! Su&#x0364;nden nicht nur, des Gebrechs, du Feind!</l><lb/>
              <l>Und der Fehle Staub nahm&#x017F;t, und umgab&#x017F;t du</l><lb/>
              <l>Vor dem Ra&#x0364;cher mit Gewo&#x0364;lk!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="219">
              <l>Zi&#x017F;chender Verkla&#x0364;ger, dich &#x017F;tu&#x0364;rzt</l><lb/>
              <l>Je&#x017F;us, der Her&#x017F;cher, hinab in die tiefe Nacht,</l><lb/>
              <l>Wo die Qual i&#x017F;t, Wehklag&#x2019;, und der Tod i&#x017F;t!</l><lb/>
              <l>Kein Erwachen zu dem Schaun!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="220">
              <l>Einer der Todesengel erhub die furchtbare Stimme,</l><lb/>
              <l>Al&#x017F;o &#x017F;ang er, indem mit der Hand die Po&#x017F;aun ihm hin&#x017F;unk:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="221">
              <l>Wehklagen, und bang Seufzen vom Graunthale des Abgrunds her,</l><lb/>
              <l>Sturmheulen, und Strombru&#x0364;llen, und Felskrachen, das laut nieder&#x017F;tu&#x0364;rzt&#x2019;,</l><lb/>
              <l>Und Wut&#x017F;chrein, und Rachausrufen, er&#x017F;choll dumpf auf!</l><lb/>
              <l>Wie der Stral eilt, &#x017F;chwebten wir &#x017F;chnell und in Wehmut fort.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="222">
              <l>Gabriel weinet&#x2019;, und fu&#x0364;hlte &#x017F;ie gern die himli&#x017F;che Thra&#x0364;ne;</l><lb/>
              <l>Al&#x017F;o floß mit der Thra&#x0364;ne die Stimme des Schauers der Zukunft:</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0198] Der Meſſias. Wo, zu dem Gericht, du Genoß Jedes Entſezens, in ſchreckender Herlichkeit, Sich geſezt hat Jeſus, der Vollender! Hoſianna! er entſchwung Sieger des Empoͤrenden ſich Auch dem umſchattenden Thale, der Todesruh! Und verwarf dich, Satan! du Verklaͤger, Der ſie Tage, vor dem Thron, Naͤchte, vor dem Thron ſie mit Grimm Schuldigte! Suͤnden nicht nur, des Gebrechs, du Feind! Und der Fehle Staub nahmſt, und umgabſt du Vor dem Raͤcher mit Gewoͤlk! Ziſchender Verklaͤger, dich ſtuͤrzt Jeſus, der Herſcher, hinab in die tiefe Nacht, Wo die Qual iſt, Wehklag’, und der Tod iſt! Kein Erwachen zu dem Schaun! Einer der Todesengel erhub die furchtbare Stimme, Alſo ſang er, indem mit der Hand die Poſaun ihm hinſunk: Wehklagen, und bang Seufzen vom Graunthale des Abgrunds her, Sturmheulen, und Strombruͤllen, und Felskrachen, das laut niederſtuͤrzt’, Und Wutſchrein, und Rachausrufen, erſcholl dumpf auf! Wie der Stral eilt, ſchwebten wir ſchnell und in Wehmut fort. Gabriel weinet’, und fuͤhlte ſie gern die himliſche Thraͤne; Alſo floß mit der Thraͤne die Stimme des Schauers der Zukunft: Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/198
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/198>, abgerufen am 29.04.2024.