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Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 2. Berlin, 1869.

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I. Vorbegriffe. §. 6. Verbesserungspatente.
lichen Ausbeutung der verbesserten Maschine, welche nach
beiden Erfindern benannt wird und zugleich unter dem Namen
der atmosphärischen Maschine bekannt ist.

Auch James Watt, welcher berufen war während eines
bis an die äussersten Grenzen des menschlichen Daseins ver-
längerten Lebens voll rastloser Thätigkeit die Dampfmaschine
durch eine Reihe glänzender Entdeckungen weiter zu fördern,
als jemals ein Gewerbszweig vor oder nach ihm durch die
Thätigkeit eines Einzelnen gefördert worden ist -- selbst James
Watt erreichte dieses Ziel erst durch viele aufeinanderfolgende
Verbesserungen, von denen jede die Entdeckungen seiner Vor-
gänger und die eigenen früher gewonnenen Resultate zur Vor-
aussetzung hatte.

Es ist bekannt, dass die Verwandlung der auf- und nie-
dergehenden Bewegung der Kolbenstange in die rotirende des
Schwungrades in Watts ursprünglicher Maschine durch ein
System von Zahnrädern und gezähnten Stangen vermittelt
wurde. Die Kurbel, welche längst an dem Spinnrade und an
dem Rade des Scheerenschleifers angebracht war, wurde auf
das Schwungrad der Dampfmaschine erst von einem andern
Erfinder: Wasbrough (1778) übertragen, welcher darauf noch
während der Dauer des Wattschen Patentes ein Verbesserungs-
patent erlangte. Ebenso sind andere wesentliche Theile der
Wattschen Condensationsmaschine entweder von früheren Er-
findern übernommen, wie das Papinsche Sicherheitsventil (1682),
das von Fitzgerald (1750) erfundene Schwungrad, oder von an-
dern gleichzeitigen Erfindern hinzugefügt, wie das Schieberventil
von Murray (1801).

Es ereignet sich zuweilen, dass das Genie grosser Ent-
decker neben der unmittelbaren practischen Anwendung ihrer
Erfindung auch die weiter möglichen Anwendungen voraus er-
kennt. So ist nicht zu leugnen, dass Papin nicht bloss die
Auf- und Niederbewegung des Kolbens im Cylinder durch ab-
wechselnde Spannung und Condensation der Dämpfe durch
den Versuch dargethan, sondern auch die Uebersetzung dieser
Bewegung in die Rotation, die Anwendung derselben sowohl
zum Wasserheben, als zur Bewegung von Schiffen durch Schau-
felräder beschrieben hat -- alles dieses vor Savery, Watt und
Fulton. Gleichwohl blieb die Ausführung seiner Erfindung bei
einem blossen ersten Versuche und zwar bei einem sehr un-

I. Vorbegriffe. §. 6. Verbesserungspatente.
lichen Ausbeutung der verbesserten Maschine, welche nach
beiden Erfindern benannt wird und zugleich unter dem Namen
der atmosphärischen Maschine bekannt ist.

Auch James Watt, welcher berufen war während eines
bis an die äussersten Grenzen des menschlichen Daseins ver-
längerten Lebens voll rastloser Thätigkeit die Dampfmaschine
durch eine Reihe glänzender Entdeckungen weiter zu fördern,
als jemals ein Gewerbszweig vor oder nach ihm durch die
Thätigkeit eines Einzelnen gefördert worden ist — selbst James
Watt erreichte dieses Ziel erst durch viele aufeinanderfolgende
Verbesserungen, von denen jede die Entdeckungen seiner Vor-
gänger und die eigenen früher gewonnenen Resultate zur Vor-
aussetzung hatte.

Es ist bekannt, dass die Verwandlung der auf- und nie-
dergehenden Bewegung der Kolbenstange in die rotirende des
Schwungrades in Watts ursprünglicher Maschine durch ein
System von Zahnrädern und gezähnten Stangen vermittelt
wurde. Die Kurbel, welche längst an dem Spinnrade und an
dem Rade des Scheerenschleifers angebracht war, wurde auf
das Schwungrad der Dampfmaschine erst von einem andern
Erfinder: Wasbrough (1778) übertragen, welcher darauf noch
während der Dauer des Wattschen Patentes ein Verbesserungs-
patent erlangte. Ebenso sind andere wesentliche Theile der
Wattschen Condensationsmaschine entweder von früheren Er-
findern übernommen, wie das Papinsche Sicherheitsventil (1682),
das von Fitzgerald (1750) erfundene Schwungrad, oder von an-
dern gleichzeitigen Erfindern hinzugefügt, wie das Schieberventil
von Murray (1801).

Es ereignet sich zuweilen, dass das Genie grosser Ent-
decker neben der unmittelbaren practischen Anwendung ihrer
Erfindung auch die weiter möglichen Anwendungen voraus er-
kennt. So ist nicht zu leugnen, dass Papin nicht bloss die
Auf- und Niederbewegung des Kolbens im Cylinder durch ab-
wechselnde Spannung und Condensation der Dämpfe durch
den Versuch dargethan, sondern auch die Uebersetzung dieser
Bewegung in die Rotation, die Anwendung derselben sowohl
zum Wasserheben, als zur Bewegung von Schiffen durch Schau-
felräder beschrieben hat — alles dieses vor Savery, Watt und
Fulton. Gleichwohl blieb die Ausführung seiner Erfindung bei
einem blossen ersten Versuche und zwar bei einem sehr un-

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[58/0085] I. Vorbegriffe. §. 6. Verbesserungspatente. lichen Ausbeutung der verbesserten Maschine, welche nach beiden Erfindern benannt wird und zugleich unter dem Namen der atmosphärischen Maschine bekannt ist. Auch James Watt, welcher berufen war während eines bis an die äussersten Grenzen des menschlichen Daseins ver- längerten Lebens voll rastloser Thätigkeit die Dampfmaschine durch eine Reihe glänzender Entdeckungen weiter zu fördern, als jemals ein Gewerbszweig vor oder nach ihm durch die Thätigkeit eines Einzelnen gefördert worden ist — selbst James Watt erreichte dieses Ziel erst durch viele aufeinanderfolgende Verbesserungen, von denen jede die Entdeckungen seiner Vor- gänger und die eigenen früher gewonnenen Resultate zur Vor- aussetzung hatte. Es ist bekannt, dass die Verwandlung der auf- und nie- dergehenden Bewegung der Kolbenstange in die rotirende des Schwungrades in Watts ursprünglicher Maschine durch ein System von Zahnrädern und gezähnten Stangen vermittelt wurde. Die Kurbel, welche längst an dem Spinnrade und an dem Rade des Scheerenschleifers angebracht war, wurde auf das Schwungrad der Dampfmaschine erst von einem andern Erfinder: Wasbrough (1778) übertragen, welcher darauf noch während der Dauer des Wattschen Patentes ein Verbesserungs- patent erlangte. Ebenso sind andere wesentliche Theile der Wattschen Condensationsmaschine entweder von früheren Er- findern übernommen, wie das Papinsche Sicherheitsventil (1682), das von Fitzgerald (1750) erfundene Schwungrad, oder von an- dern gleichzeitigen Erfindern hinzugefügt, wie das Schieberventil von Murray (1801). Es ereignet sich zuweilen, dass das Genie grosser Ent- decker neben der unmittelbaren practischen Anwendung ihrer Erfindung auch die weiter möglichen Anwendungen voraus er- kennt. So ist nicht zu leugnen, dass Papin nicht bloss die Auf- und Niederbewegung des Kolbens im Cylinder durch ab- wechselnde Spannung und Condensation der Dämpfe durch den Versuch dargethan, sondern auch die Uebersetzung dieser Bewegung in die Rotation, die Anwendung derselben sowohl zum Wasserheben, als zur Bewegung von Schiffen durch Schau- felräder beschrieben hat — alles dieses vor Savery, Watt und Fulton. Gleichwohl blieb die Ausführung seiner Erfindung bei einem blossen ersten Versuche und zwar bei einem sehr un-

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Zitationshilfe: Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 2. Berlin, 1869, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum02_1869/85>, abgerufen am 28.04.2024.