Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

alle lebende Wesen in den Staub sinken, dessen
Güte
der Gerechte im Gebet erflehet, und des-
sen Grösse der Verbrecher im lezten dumpfen
Röcheln bekennet. Jhn blenden nicht äussere
Vorzüge, und das, worauf der Mensch Gehalt
und Würde sezzet, ist ihm Staub, den sein
Odem weghaucht. Er wird eure Verworfene, die
ihr hier mit dem Brandmal der Ehrlosigkeit be-
legt, hervor suchen unter den Tausenden, und
ihnen den Lohn ihrer im stillen verübten Thaten
geben. Da wird die Binde von euren Augen
fallen, und ihr werdet zu spät einsehen, daß
nur schlechte Handlungen euch vor Gott und
der Menschheit entehren, und nur die Rein-
heit eures Herzens euch einen wahren Wert in den
Augen dessen geben könne, der alle eure Gedan-
ken, bis auf den, der noch ungeboren ist, kennt. --
Daß nie der eitle trügerische Wahn des Pöbels
euren guten Namen schänden könne, und ihr
in jeder, auch der geringsten Beschäftigung des
Lebens, wenn ihr eure Pflichten redlich erfüllt,
gewis einen grössern Lohn zu erwarten habt,
als der Geachtete im Volk, der das ihm anver-
traute Pfund im Schweistuch vergrub.

alle lebende Weſen in den Staub ſinken, deſſen
Guͤte
der Gerechte im Gebet erflehet, und deſ-
ſen Groͤſſe der Verbrecher im lezten dumpfen
Roͤcheln bekennet. Jhn blenden nicht aͤuſſere
Vorzuͤge, und das, worauf der Menſch Gehalt
und Wuͤrde ſezzet, iſt ihm Staub, den ſein
Odem weghaucht. Er wird eure Verworfene, die
ihr hier mit dem Brandmal der Ehrloſigkeit be-
legt, hervor ſuchen unter den Tauſenden, und
ihnen den Lohn ihrer im ſtillen veruͤbten Thaten
geben. Da wird die Binde von euren Augen
fallen, und ihr werdet zu ſpaͤt einſehen, daß
nur ſchlechte Handlungen euch vor Gott und
der Menſchheit entehren, und nur die Rein-
heit eures Herzens euch einen wahren Wert in den
Augen deſſen geben koͤnne, der alle eure Gedan-
ken, bis auf den, der noch ungeboren iſt, kennt. —
Daß nie der eitle truͤgeriſche Wahn des Poͤbels
euren guten Namen ſchaͤnden koͤnne, und ihr
in jeder, auch der geringſten Beſchaͤftigung des
Lebens, wenn ihr eure Pflichten redlich erfuͤllt,
gewis einen groͤſſern Lohn zu erwarten habt,
als der Geachtete im Volk, der das ihm anver-
traute Pfund im Schweistuch vergrub.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0151" n="143"/>
alle lebende We&#x017F;en in den Staub &#x017F;inken, <hi rendition="#fr">de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Gu&#x0364;te</hi> der <hi rendition="#fr">Gerechte</hi> im Gebet erflehet, und de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en <hi rendition="#fr">Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</hi> der <hi rendition="#fr">Verbrecher</hi> im lezten dumpfen<lb/>
Ro&#x0364;cheln bekennet. Jhn blenden nicht a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Vorzu&#x0364;ge, und das, worauf der Men&#x017F;ch Gehalt<lb/>
und Wu&#x0364;rde &#x017F;ezzet, i&#x017F;t ihm Staub, den &#x017F;ein<lb/>
Odem weghaucht. Er wird eure Verworfene, die<lb/>
ihr hier mit dem Brandmal der Ehrlo&#x017F;igkeit be-<lb/>
legt, hervor &#x017F;uchen unter den Tau&#x017F;enden, und<lb/>
ihnen den Lohn ihrer im &#x017F;tillen veru&#x0364;bten Thaten<lb/>
geben. Da wird die Binde von euren Augen<lb/>
fallen, und ihr werdet zu &#x017F;pa&#x0364;t ein&#x017F;ehen, daß<lb/>
nur &#x017F;chlechte Handlungen euch vor Gott und<lb/>
der Men&#x017F;chheit entehren, und nur die Rein-<lb/>
heit eures Herzens euch einen wahren Wert in den<lb/>
Augen de&#x017F;&#x017F;en geben ko&#x0364;nne, der alle eure Gedan-<lb/>
ken, bis auf den, der noch ungeboren i&#x017F;t, kennt. &#x2014;<lb/>
Daß nie der eitle tru&#x0364;geri&#x017F;che Wahn des Po&#x0364;bels<lb/>
euren guten Namen &#x017F;cha&#x0364;nden ko&#x0364;nne, und ihr<lb/>
in jeder, auch der gering&#x017F;ten Be&#x017F;cha&#x0364;ftigung des<lb/>
Lebens, wenn ihr eure Pflichten redlich erfu&#x0364;llt,<lb/>
gewis einen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Lohn zu erwarten habt,<lb/>
als der Geachtete im Volk, der das ihm anver-<lb/>
traute Pfund im Schweistuch vergrub.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0151] alle lebende Weſen in den Staub ſinken, deſſen Guͤte der Gerechte im Gebet erflehet, und deſ- ſen Groͤſſe der Verbrecher im lezten dumpfen Roͤcheln bekennet. Jhn blenden nicht aͤuſſere Vorzuͤge, und das, worauf der Menſch Gehalt und Wuͤrde ſezzet, iſt ihm Staub, den ſein Odem weghaucht. Er wird eure Verworfene, die ihr hier mit dem Brandmal der Ehrloſigkeit be- legt, hervor ſuchen unter den Tauſenden, und ihnen den Lohn ihrer im ſtillen veruͤbten Thaten geben. Da wird die Binde von euren Augen fallen, und ihr werdet zu ſpaͤt einſehen, daß nur ſchlechte Handlungen euch vor Gott und der Menſchheit entehren, und nur die Rein- heit eures Herzens euch einen wahren Wert in den Augen deſſen geben koͤnne, der alle eure Gedan- ken, bis auf den, der noch ungeboren iſt, kennt. — Daß nie der eitle truͤgeriſche Wahn des Poͤbels euren guten Namen ſchaͤnden koͤnne, und ihr in jeder, auch der geringſten Beſchaͤftigung des Lebens, wenn ihr eure Pflichten redlich erfuͤllt, gewis einen groͤſſern Lohn zu erwarten habt, als der Geachtete im Volk, der das ihm anver- traute Pfund im Schweistuch vergrub.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/151
Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/151>, abgerufen am 01.05.2024.