Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

grosse Gelage und Freudenfeste anstellet, die
leidende Menschheit aber von eurer Schwelle stoßt,
und den flehenden Untertan mit Schlägen be-
handelt. -- Glaub's wol, daß euch der Bauer
eine viel zu unbedeutende Kreatur ist, ihm eure
Hülfe angedeihen zu lassen, daß ihr ihn nicht
besser, als euren Hund und Jagdklepper haltet. --
Dieses alles glaube ich, und kann es, denn
meine Augen haben es gesehen, und haben sich
weggewandt von der Stätte, wo die Menschheit
entweiht, wo die Rechte der Natur verlezt wer-
den, wo das Angstgeschrei der Bedrükten die
Luft erfüllt, und hinauf dringt zum Tron des
Allvaters. Dort werden sie alle gezält, die
heissen blutigen Tränen, und werden euch,
Barbaren!
anklagen vor dem Richterstul des
Gerechten. Euren Stolz, eure Härte, all' eure
entehrende Handlungen werdet ihr einst im
Schuldregister des Himmels lesen, und was habt
ihr in der steigenden Schaale des Guten zu legen?
Dann ist es zu spät, Gnade zu erflehen -- ihr
hattet sie nicht mit der leidenden Menschheit:
so wird sie der Gerechte dort oben auch nicht ha-
ben, und euch mit dem Maas vergelten, wie
ihr vergolten habt. --

groſſe Gelage und Freudenfeſte anſtellet, die
leidende Menſchheit aber von eurer Schwelle ſtoßt,
und den flehenden Untertan mit Schlaͤgen be-
handelt. — Glaub’s wol, daß euch der Bauer
eine viel zu unbedeutende Kreatur iſt, ihm eure
Huͤlfe angedeihen zu laſſen, daß ihr ihn nicht
beſſer, als euren Hund und Jagdklepper haltet. —
Dieſes alles glaube ich, und kann es, denn
meine Augen haben es geſehen, und haben ſich
weggewandt von der Staͤtte, wo die Menſchheit
entweiht, wo die Rechte der Natur verlezt wer-
den, wo das Angſtgeſchrei der Bedruͤkten die
Luft erfuͤllt, und hinauf dringt zum Tron des
Allvaters. Dort werden ſie alle gezaͤlt, die
heiſſen blutigen Traͤnen, und werden euch,
Barbaren!
anklagen vor dem Richterſtul des
Gerechten. Euren Stolz, eure Haͤrte, all’ eure
entehrende Handlungen werdet ihr einſt im
Schuldregiſter des Himmels leſen, und was habt
ihr in der ſteigenden Schaale des Guten zu legen?
Dann iſt es zu ſpaͤt, Gnade zu erflehen — ihr
hattet ſie nicht mit der leidenden Menſchheit:
ſo wird ſie der Gerechte dort oben auch nicht ha-
ben, und euch mit dem Maas vergelten, wie
ihr vergolten habt. —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0172" n="164"/>
gro&#x017F;&#x017F;e Gelage und Freudenfe&#x017F;te an&#x017F;tellet, die<lb/>
leidende Men&#x017F;chheit aber von eurer Schwelle &#x017F;toßt,<lb/>
und den flehenden Untertan mit Schla&#x0364;gen be-<lb/>
handelt. &#x2014; Glaub&#x2019;s wol, daß euch der Bauer<lb/>
eine viel zu unbedeutende Kreatur i&#x017F;t, ihm eure<lb/>
Hu&#x0364;lfe angedeihen zu la&#x017F;&#x017F;en, daß ihr ihn nicht<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er, als euren Hund und Jagdklepper haltet. &#x2014;<lb/>
Die&#x017F;es alles glaube ich, und kann es, denn<lb/>
meine Augen haben es ge&#x017F;ehen, und haben &#x017F;ich<lb/>
weggewandt von der Sta&#x0364;tte, wo die Men&#x017F;chheit<lb/>
entweiht, wo die Rechte der Natur verlezt wer-<lb/>
den, wo das Ang&#x017F;tge&#x017F;chrei der Bedru&#x0364;kten die<lb/>
Luft erfu&#x0364;llt, und hinauf dringt zum Tron des<lb/>
Allvaters. Dort werden &#x017F;ie alle geza&#x0364;lt, die<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en blutigen Tra&#x0364;nen, und werden <hi rendition="#fr">euch,<lb/>
Barbaren!</hi> anklagen vor dem Richter&#x017F;tul des<lb/>
Gerechten. Euren Stolz, eure Ha&#x0364;rte, all&#x2019; eure<lb/>
entehrende Handlungen werdet ihr ein&#x017F;t im<lb/>
Schuldregi&#x017F;ter des Himmels le&#x017F;en, und was habt<lb/>
ihr in der &#x017F;teigenden Schaale des Guten zu legen?<lb/>
Dann i&#x017F;t es zu &#x017F;pa&#x0364;t, Gnade zu erflehen &#x2014; ihr<lb/>
hattet &#x017F;ie nicht mit der leidenden Men&#x017F;chheit:<lb/>
&#x017F;o wird &#x017F;ie der Gerechte dort oben auch nicht ha-<lb/>
ben, und euch mit dem Maas vergelten, wie<lb/>
ihr vergolten habt. &#x2014;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0172] groſſe Gelage und Freudenfeſte anſtellet, die leidende Menſchheit aber von eurer Schwelle ſtoßt, und den flehenden Untertan mit Schlaͤgen be- handelt. — Glaub’s wol, daß euch der Bauer eine viel zu unbedeutende Kreatur iſt, ihm eure Huͤlfe angedeihen zu laſſen, daß ihr ihn nicht beſſer, als euren Hund und Jagdklepper haltet. — Dieſes alles glaube ich, und kann es, denn meine Augen haben es geſehen, und haben ſich weggewandt von der Staͤtte, wo die Menſchheit entweiht, wo die Rechte der Natur verlezt wer- den, wo das Angſtgeſchrei der Bedruͤkten die Luft erfuͤllt, und hinauf dringt zum Tron des Allvaters. Dort werden ſie alle gezaͤlt, die heiſſen blutigen Traͤnen, und werden euch, Barbaren! anklagen vor dem Richterſtul des Gerechten. Euren Stolz, eure Haͤrte, all’ eure entehrende Handlungen werdet ihr einſt im Schuldregiſter des Himmels leſen, und was habt ihr in der ſteigenden Schaale des Guten zu legen? Dann iſt es zu ſpaͤt, Gnade zu erflehen — ihr hattet ſie nicht mit der leidenden Menſchheit: ſo wird ſie der Gerechte dort oben auch nicht ha- ben, und euch mit dem Maas vergelten, wie ihr vergolten habt. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/172
Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/172>, abgerufen am 01.05.2024.