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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Fünfzehnte Vorlesung.
getreten ist, von der Ihnen der Längsschnitt Fig. 47. 3 eine Anschau-
ung gibt, zerfällt beim Säugethierembryo der Theil der Keimblase,
[Abbildung] Fig. 54.
welcher an der Amniosbildung
betheiligt ist, in zwei Gebilde,
deren eines das Amnios dar-
stellt, während das andere mit
dem übrigen Theile der äus-
sern Schicht der Keimblase als
eine vollkommen geschlossene
Blase erscheint, die sich an die
äussere Eihaut anlegt und mit
ihr das ganze Ei umschliesst.
Diese Blase heisst nach v. Baer
Seröse Hülle.die seröse Hülle, und be-
steht sowohl beim Säugethier-
embryo, als auch beim Hühn-
chen nur aus dem Hornblatte,
nicht aus den zwei Schichten,
welche man am Amnios findet,
indem bei Vögeln und Säuge-
thieren das mittlere Keimblatt des Fruchthofes nur in so weit in
zwei Blätter sich spaltet, als dasselbe an der Amniosbildung be-
theiligt ist.

Ich habe Sie schon früher darauf aufmerksam gemacht, dass
das Amnios ursprünglich dem Embryo ganz dicht anliegt, so dicht,
dass man in einer schematischen Zeichnung das Lagerungsverhält-
niss beider nicht ganz genau angeben kann. Erst nachdem die Bil-
dung des Amnios vollendet und die seröse Hülle entstanden ist, erst
dann scheidet sich nach und nach Flüssigkeit zwischen dem Amnios
Liquor Amnii
Schafwasser.
und dem Embryo aus, der Liquor amnii oder das Schafwas-
ser
, durch welches das Amnios vom Embryo abgehoben wird, so
dass dieser in einer mit Flüssigkeit erfüllten Höhle liegt.

[Abbildung]

Fig. 54. Hundeembryo nach eben angelegtem erstem Kreislauf vom Rü-
cken her gesehen, ungefähr 40mal vergr. Nach Bischoff. Der Embryo ist der-
selbe, den die Fig. 46 von der Bauchseite her darstellt. Das Medullarrohr ist
am Kopfe und ganz hinten noch offen. Das Amnios deckt schon den ganzen
Embryo mit Ausnahme der Mitte des Rückens, wo durch die Oeffnung dessel-
ben der Leib sichtbar ist. An der Umschlagsstelle der Amniosfalten ist noch
ein Theil der serösen Hülle erhalten.

Fünfzehnte Vorlesung.
getreten ist, von der Ihnen der Längsschnitt Fig. 47. 3 eine Anschau-
ung gibt, zerfällt beim Säugethierembryo der Theil der Keimblase,
[Abbildung] Fig. 54.
welcher an der Amniosbildung
betheiligt ist, in zwei Gebilde,
deren eines das Amnios dar-
stellt, während das andere mit
dem übrigen Theile der äus-
sern Schicht der Keimblase als
eine vollkommen geschlossene
Blase erscheint, die sich an die
äussere Eihaut anlegt und mit
ihr das ganze Ei umschliesst.
Diese Blase heisst nach v. Baer
Seröse Hülle.die seröse Hülle, und be-
steht sowohl beim Säugethier-
embryo, als auch beim Hühn-
chen nur aus dem Hornblatte,
nicht aus den zwei Schichten,
welche man am Amnios findet,
indem bei Vögeln und Säuge-
thieren das mittlere Keimblatt des Fruchthofes nur in so weit in
zwei Blätter sich spaltet, als dasselbe an der Amniosbildung be-
theiligt ist.

Ich habe Sie schon früher darauf aufmerksam gemacht, dass
das Amnios ursprünglich dem Embryo ganz dicht anliegt, so dicht,
dass man in einer schematischen Zeichnung das Lagerungsverhält-
niss beider nicht ganz genau angeben kann. Erst nachdem die Bil-
dung des Amnios vollendet und die seröse Hülle entstanden ist, erst
dann scheidet sich nach und nach Flüssigkeit zwischen dem Amnios
Liquor Amnii
Schafwasser.
und dem Embryo aus, der Liquor amnii oder das Schafwas-
ser
, durch welches das Amnios vom Embryo abgehoben wird, so
dass dieser in einer mit Flüssigkeit erfüllten Höhle liegt.

[Abbildung]

Fig. 54. Hundeembryo nach eben angelegtem erstem Kreislauf vom Rü-
cken her gesehen, ungefähr 40mal vergr. Nach Bischoff. Der Embryo ist der-
selbe, den die Fig. 46 von der Bauchseite her darstellt. Das Medullarrohr ist
am Kopfe und ganz hinten noch offen. Das Amnios deckt schon den ganzen
Embryo mit Ausnahme der Mitte des Rückens, wo durch die Oeffnung dessel-
ben der Leib sichtbar ist. An der Umschlagsstelle der Amniosfalten ist noch
ein Theil der serösen Hülle erhalten.

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[104/0120] Fünfzehnte Vorlesung. getreten ist, von der Ihnen der Längsschnitt Fig. 47. 3 eine Anschau- ung gibt, zerfällt beim Säugethierembryo der Theil der Keimblase, [Abbildung Fig. 54.] welcher an der Amniosbildung betheiligt ist, in zwei Gebilde, deren eines das Amnios dar- stellt, während das andere mit dem übrigen Theile der äus- sern Schicht der Keimblase als eine vollkommen geschlossene Blase erscheint, die sich an die äussere Eihaut anlegt und mit ihr das ganze Ei umschliesst. Diese Blase heisst nach v. Baer die seröse Hülle, und be- steht sowohl beim Säugethier- embryo, als auch beim Hühn- chen nur aus dem Hornblatte, nicht aus den zwei Schichten, welche man am Amnios findet, indem bei Vögeln und Säuge- thieren das mittlere Keimblatt des Fruchthofes nur in so weit in zwei Blätter sich spaltet, als dasselbe an der Amniosbildung be- theiligt ist. Seröse Hülle. Ich habe Sie schon früher darauf aufmerksam gemacht, dass das Amnios ursprünglich dem Embryo ganz dicht anliegt, so dicht, dass man in einer schematischen Zeichnung das Lagerungsverhält- niss beider nicht ganz genau angeben kann. Erst nachdem die Bil- dung des Amnios vollendet und die seröse Hülle entstanden ist, erst dann scheidet sich nach und nach Flüssigkeit zwischen dem Amnios und dem Embryo aus, der Liquor amnii oder das Schafwas- ser, durch welches das Amnios vom Embryo abgehoben wird, so dass dieser in einer mit Flüssigkeit erfüllten Höhle liegt. Liquor Amnii Schafwasser. [Abbildung Fig. 54. Hundeembryo nach eben angelegtem erstem Kreislauf vom Rü- cken her gesehen, ungefähr 40mal vergr. Nach Bischoff. Der Embryo ist der- selbe, den die Fig. 46 von der Bauchseite her darstellt. Das Medullarrohr ist am Kopfe und ganz hinten noch offen. Das Amnios deckt schon den ganzen Embryo mit Ausnahme der Mitte des Rückens, wo durch die Oeffnung dessel- ben der Leib sichtbar ist. An der Umschlagsstelle der Amniosfalten ist noch ein Theil der serösen Hülle erhalten. ]

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/120>, abgerufen am 29.04.2024.