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Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

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9. Einer seiner Brüder war gegangen
Den Weg alles Fleisches, einer hat angefangen
Einen kleinen Nürnberger Kram,
Wovon er seinen Unterhalt nahm.
10. Der älteste Bruder lebte im Ehestande
Mit dem häßlichsten Weibe im ganzen Lande,
Doch machte das Geld, welches sie besaß,
Daß er ihre Häßlichkeit vergaß.
11. Seine älteste Schwester hatte
Den Küster Loci zum Ehegatte,
Und dieselbige lebte ziem-
lich vergnüget und wohl mit ihm.
12. Die Schwester Gertrud hatte ein Kind vom
Prokrater
Geier, welcher, als er worden war Vater,
Sich davon hatte gemacht geschwind
Und die Braut verlassen sammt dem Kind.
13. Sie suchte sich so gut als möglich zu ernäh-
ren,
Hatte vielen Umgang und Verkehren
Mit jungen Leuten von reichem Stand,
Bei welchen sie ihren Unterhalt fand.
14. Eine andere Schwester war bei einem alten
Wittwer, ihn zu wärmen und hauszuhalten;
Und auch diese lebte mit ihm, in so weit,
In Friede und guter Einigkeit.
15. Und
9. Einer ſeiner Bruͤder war gegangen
Den Weg alles Fleiſches, einer hat angefangen
Einen kleinen Nuͤrnberger Kram,
Wovon er ſeinen Unterhalt nahm.
10. Der aͤlteſte Bruder lebte im Eheſtande
Mit dem haͤßlichſten Weibe im ganzen Lande,
Doch machte das Geld, welches ſie beſaß,
Daß er ihre Haͤßlichkeit vergaß.
11. Seine aͤlteſte Schweſter hatte
Den Kuͤſter Loci zum Ehegatte,
Und dieſelbige lebte ziem-
lich vergnuͤget und wohl mit ihm.
12. Die Schweſter Gertrud hatte ein Kind vom
Prokrater
Geier, welcher, als er worden war Vater,
Sich davon hatte gemacht geſchwind
Und die Braut verlaſſen ſammt dem Kind.
13. Sie ſuchte ſich ſo gut als moͤglich zu ernaͤh-
ren,
Hatte vielen Umgang und Verkehren
Mit jungen Leuten von reichem Stand,
Bei welchen ſie ihren Unterhalt fand.
14. Eine andere Schweſter war bei einem alten
Wittwer, ihn zu waͤrmen und hauszuhalten;
Und auch dieſe lebte mit ihm, in ſo weit,
In Friede und guter Einigkeit.
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[180/0204] 9. Einer ſeiner Bruͤder war gegangen Den Weg alles Fleiſches, einer hat angefangen Einen kleinen Nuͤrnberger Kram, Wovon er ſeinen Unterhalt nahm. 10. Der aͤlteſte Bruder lebte im Eheſtande Mit dem haͤßlichſten Weibe im ganzen Lande, Doch machte das Geld, welches ſie beſaß, Daß er ihre Haͤßlichkeit vergaß. 11. Seine aͤlteſte Schweſter hatte Den Kuͤſter Loci zum Ehegatte, Und dieſelbige lebte ziem- lich vergnuͤget und wohl mit ihm. 12. Die Schweſter Gertrud hatte ein Kind vom Prokrater Geier, welcher, als er worden war Vater, Sich davon hatte gemacht geſchwind Und die Braut verlaſſen ſammt dem Kind. 13. Sie ſuchte ſich ſo gut als moͤglich zu ernaͤh- ren, Hatte vielen Umgang und Verkehren Mit jungen Leuten von reichem Stand, Bei welchen ſie ihren Unterhalt fand. 14. Eine andere Schweſter war bei einem alten Wittwer, ihn zu waͤrmen und hauszuhalten; Und auch dieſe lebte mit ihm, in ſo weit, In Friede und guter Einigkeit. 15. Und

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Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/204>, abgerufen am 02.05.2024.