Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

zu thun sucht. Man wählt dazu die größten und schön-
sten Leute, ihre Kleider sind, wenn ich nicht sehr irre,
von Sammet und so reich mit Gold verbrämt, daß man
die Grundfarbe kaum sehen kann. Noch eine Eitelkeit des
jetzigen französischen Militairs ist der Backenbart, der
so sehr mit Liebe gepflegt wird, daß er zu einer ungeheu-
ren Größe heran wächst. Unter den Sappeurs giebt es
sogar Männer, die den ganzen rabenschwarzen Bart ha-
ben wachsen lassen, so daß er bis tief auf die Brust her-
abhängt. -- Außer der Grille auf dem Karousselplatze
stand die Kavallerie: Chasseurs, Garde zu Pferde, und
ein außerordentlich schönes Regiment Kürassiere. Auch das
Häuflein der Mamelucken zeichnete durch seine orientalische
Tracht sich aus.

Jetzt wurden die Fahnen aus den Zimmern des er-
sten Consuls geholt. Bald darauf kam er selbst, von Ge-
neralen und Adjutanten umgeben, die alle prächtig geklei-
det waren, indessen Bonaparte eine sehr einfache Uniform
trug, ohne Stickerei oder sonstigen Schimmer, und einen
Hut ohne Tresse, Quaste oder Feder. Er gieng sehr schnell.
Jn der Hand trug er bloß eine kleine Reitpeitsche. Un-
ten an der Pforte bestieg er einen Schimmel, und ritt
dann, von einem glänzenden Schwarm begleitet, langsam
durch die Reihen auf und nieder. Nachdem er auf diese
Weise die Jnfanterie beschaut hatte, ritt er hinaus zu der
Kavallerie und machte es da eben so. Hier war auch au-
ßer den Truppen noch eine große Menge Volks versam-
melt, und von Vielen wurden ihm Bittschriften überreicht.
So viel ich bemerkt habe, durfte Jeder zu ihm treten,
und was ich von den großen Vorsichtsanstalten gehört hat-
te, die zu seiner Sicherheit getroffen würden, fand we-
nigstens heute nicht statt, denn wie er da unter dem Vol-

zu thun sucht. Man waͤhlt dazu die groͤßten und schoͤn-
sten Leute, ihre Kleider sind, wenn ich nicht sehr irre,
von Sammet und so reich mit Gold verbraͤmt, daß man
die Grundfarbe kaum sehen kann. Noch eine Eitelkeit des
jetzigen franzoͤsischen Militairs ist der Backenbart, der
so sehr mit Liebe gepflegt wird, daß er zu einer ungeheu-
ren Groͤße heran waͤchst. Unter den Sappeurs giebt es
sogar Maͤnner, die den ganzen rabenschwarzen Bart ha-
ben wachsen lassen, so daß er bis tief auf die Brust her-
abhaͤngt. — Außer der Grille auf dem Karousselplatze
stand die Kavallerie: Chasseurs, Garde zu Pferde, und
ein außerordentlich schoͤnes Regiment Kuͤrassiere. Auch das
Haͤuflein der Mamelucken zeichnete durch seine orientalische
Tracht sich aus.

Jetzt wurden die Fahnen aus den Zimmern des er-
sten Consuls geholt. Bald darauf kam er selbst, von Ge-
neralen und Adjutanten umgeben, die alle praͤchtig geklei-
det waren, indessen Bonaparte eine sehr einfache Uniform
trug, ohne Stickerei oder sonstigen Schimmer, und einen
Hut ohne Tresse, Quaste oder Feder. Er gieng sehr schnell.
Jn der Hand trug er bloß eine kleine Reitpeitsche. Un-
ten an der Pforte bestieg er einen Schimmel, und ritt
dann, von einem glaͤnzenden Schwarm begleitet, langsam
durch die Reihen auf und nieder. Nachdem er auf diese
Weise die Jnfanterie beschaut hatte, ritt er hinaus zu der
Kavallerie und machte es da eben so. Hier war auch au-
ßer den Truppen noch eine große Menge Volks versam-
melt, und von Vielen wurden ihm Bittschriften uͤberreicht.
So viel ich bemerkt habe, durfte Jeder zu ihm treten,
und was ich von den großen Vorsichtsanstalten gehoͤrt hat-
te, die zu seiner Sicherheit getroffen wuͤrden, fand we-
nigstens heute nicht statt, denn wie er da unter dem Vol-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0080" n="76"/>
zu thun sucht. Man wa&#x0364;hlt dazu die gro&#x0364;ßten und scho&#x0364;n-<lb/>
sten Leute, ihre Kleider sind, wenn ich nicht sehr irre,<lb/>
von Sammet und so reich mit Gold verbra&#x0364;mt, daß man<lb/>
die Grundfarbe kaum sehen kann. Noch eine Eitelkeit des<lb/>
jetzigen franzo&#x0364;sischen Militairs ist der <hi rendition="#g">Backenbart,</hi> der<lb/>
so sehr mit Liebe gepflegt wird, daß er zu einer ungeheu-<lb/>
ren Gro&#x0364;ße heran wa&#x0364;chst. Unter den Sappeurs giebt es<lb/>
sogar Ma&#x0364;nner, die den ganzen rabenschwarzen Bart ha-<lb/>
ben wachsen lassen, so daß er bis tief auf die Brust her-<lb/>
abha&#x0364;ngt. &#x2014; Außer der Grille auf dem Karousselplatze<lb/>
stand die Kavallerie: Chasseurs, Garde zu Pferde, und<lb/>
ein außerordentlich scho&#x0364;nes Regiment Ku&#x0364;rassiere. Auch das<lb/>
Ha&#x0364;uflein der Mamelucken zeichnete durch seine orientalische<lb/>
Tracht sich aus.</p><lb/>
            <p>Jetzt wurden die Fahnen aus den Zimmern des er-<lb/>
sten Consuls geholt. Bald darauf kam er selbst, von Ge-<lb/>
neralen und Adjutanten umgeben, die alle pra&#x0364;chtig geklei-<lb/>
det waren, indessen Bonaparte eine sehr einfache Uniform<lb/>
trug, ohne Stickerei oder sonstigen Schimmer, und einen<lb/>
Hut ohne Tresse, Quaste oder Feder. Er gieng sehr schnell.<lb/>
Jn der Hand trug er bloß eine kleine Reitpeitsche. Un-<lb/>
ten an der Pforte bestieg er einen Schimmel, und ritt<lb/>
dann, von einem gla&#x0364;nzenden Schwarm begleitet, langsam<lb/>
durch die Reihen auf und nieder. Nachdem er auf diese<lb/>
Weise die Jnfanterie beschaut hatte, ritt er hinaus zu der<lb/>
Kavallerie und machte es da eben so. Hier war auch au-<lb/>
ßer den Truppen noch eine große Menge Volks versam-<lb/>
melt, und von Vielen wurden ihm Bittschriften u&#x0364;berreicht.<lb/>
So viel ich bemerkt habe, durfte Jeder zu ihm treten,<lb/>
und was ich von den großen Vorsichtsanstalten geho&#x0364;rt hat-<lb/>
te, die zu seiner Sicherheit getroffen wu&#x0364;rden, fand we-<lb/>
nigstens heute nicht statt, denn wie er da unter dem Vol-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0080] zu thun sucht. Man waͤhlt dazu die groͤßten und schoͤn- sten Leute, ihre Kleider sind, wenn ich nicht sehr irre, von Sammet und so reich mit Gold verbraͤmt, daß man die Grundfarbe kaum sehen kann. Noch eine Eitelkeit des jetzigen franzoͤsischen Militairs ist der Backenbart, der so sehr mit Liebe gepflegt wird, daß er zu einer ungeheu- ren Groͤße heran waͤchst. Unter den Sappeurs giebt es sogar Maͤnner, die den ganzen rabenschwarzen Bart ha- ben wachsen lassen, so daß er bis tief auf die Brust her- abhaͤngt. — Außer der Grille auf dem Karousselplatze stand die Kavallerie: Chasseurs, Garde zu Pferde, und ein außerordentlich schoͤnes Regiment Kuͤrassiere. Auch das Haͤuflein der Mamelucken zeichnete durch seine orientalische Tracht sich aus. Jetzt wurden die Fahnen aus den Zimmern des er- sten Consuls geholt. Bald darauf kam er selbst, von Ge- neralen und Adjutanten umgeben, die alle praͤchtig geklei- det waren, indessen Bonaparte eine sehr einfache Uniform trug, ohne Stickerei oder sonstigen Schimmer, und einen Hut ohne Tresse, Quaste oder Feder. Er gieng sehr schnell. Jn der Hand trug er bloß eine kleine Reitpeitsche. Un- ten an der Pforte bestieg er einen Schimmel, und ritt dann, von einem glaͤnzenden Schwarm begleitet, langsam durch die Reihen auf und nieder. Nachdem er auf diese Weise die Jnfanterie beschaut hatte, ritt er hinaus zu der Kavallerie und machte es da eben so. Hier war auch au- ßer den Truppen noch eine große Menge Volks versam- melt, und von Vielen wurden ihm Bittschriften uͤberreicht. So viel ich bemerkt habe, durfte Jeder zu ihm treten, und was ich von den großen Vorsichtsanstalten gehoͤrt hat- te, die zu seiner Sicherheit getroffen wuͤrden, fand we- nigstens heute nicht statt, denn wie er da unter dem Vol-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/80
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/80>, abgerufen am 07.05.2024.