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Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.

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Als mir Bittermann Ihren Namen nannte; -- wer
hätte glauben sollen, daß hinter einem so alltäg-
lichen Namen --
Eulal. (schnell einfallend) Ein nicht ganz all-
tägliches Weib verborgen wäre? --
(scherzend)
Darum rathe ich Ihnen -- was schon mancher Sit-
tenlehrer ohne Erfolg angepriesen hat -- einen gu-
ten Menschen ohne Namen immer höher zu schä-
tzen, als einen Thoren, dessen Name dreyhundert
Jahre alt ist. -- Verzeihen Sie! Ich werde
muthwillig. Weiber kommen so leicht ins
Plaudern.
Der Major Und wissen so fein von der Straße
abzulenken. -- Von Ihrem Namen war die Rede.
Eulal. Nun ja, ich denke ihn nicht berühmter
zu machen, als er ist.
Der Major. Verzeihen Sie meine Neubegier.
Sie waren --
(schüchtern) oder sind verheurathet?
Eulal. (plötzlich aus ihrer muntern Laune in traurigen
Ernst fallend)
Ich war verheurathet, Herr Major.
Der Major. (dessen neugierige Aeußerungen doch im-
mer in den Grenzen des feinsten Anstandes bleiben)
Witt-
we also? --
D 2
Als mir Bittermann Ihren Namen nannte; — wer
haͤtte glauben ſollen, daß hinter einem ſo alltaͤg-
lichen Namen —
Eulal. (ſchnell einfallend) Ein nicht ganz all-
taͤgliches Weib verborgen waͤre? —
(ſcherzend)
Darum rathe ich Ihnen — was ſchon mancher Sit-
tenlehrer ohne Erfolg angeprieſen hat — einen gu-
ten Menſchen ohne Namen immer hoͤher zu ſchaͤ-
tzen, als einen Thoren, deſſen Name dreyhundert
Jahre alt iſt. — Verzeihen Sie! Ich werde
muthwillig. Weiber kommen ſo leicht ins
Plaudern.
Der Major Und wiſſen ſo fein von der Straße
abzulenken. — Von Ihrem Namen war die Rede.
Eulal. Nun ja, ich denke ihn nicht beruͤhmter
zu machen, als er iſt.
Der Major. Verzeihen Sie meine Neubegier.
Sie waren —
(ſchüchtern) oder ſind verheurathet?
Eulal. (plötzlich aus ihrer muntern Laune in traurigen
Ernſt fallend)
Ich war verheurathet, Herr Major.
Der Major. (deſſen neugierige Aeußerungen doch im-
mer in den Grenzen des feinſten Anſtandes bleiben)
Witt-
we alſo? —
D 2
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[51/0059] Als mir Bittermann Ihren Namen nannte; — wer haͤtte glauben ſollen, daß hinter einem ſo alltaͤg- lichen Namen — Eulal. (ſchnell einfallend) Ein nicht ganz all- taͤgliches Weib verborgen waͤre? — (ſcherzend) Darum rathe ich Ihnen — was ſchon mancher Sit- tenlehrer ohne Erfolg angeprieſen hat — einen gu- ten Menſchen ohne Namen immer hoͤher zu ſchaͤ- tzen, als einen Thoren, deſſen Name dreyhundert Jahre alt iſt. — Verzeihen Sie! Ich werde muthwillig. Weiber kommen ſo leicht ins Plaudern. Der Major Und wiſſen ſo fein von der Straße abzulenken. — Von Ihrem Namen war die Rede. Eulal. Nun ja, ich denke ihn nicht beruͤhmter zu machen, als er iſt. Der Major. Verzeihen Sie meine Neubegier. Sie waren — (ſchüchtern) oder ſind verheurathet? Eulal. (plötzlich aus ihrer muntern Laune in traurigen Ernſt fallend) Ich war verheurathet, Herr Major. Der Major. (deſſen neugierige Aeußerungen doch im- mer in den Grenzen des feinſten Anſtandes bleiben) Witt- we alſo? — D 2

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/59>, abgerufen am 26.04.2024.