Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
Eilt nach Canossa der beflügelte Fuß;
In jenen Mauern, wie in euren Hütten,
Wohnt noch der Treue mächtger Genius.
Doch will ich ewig dieses Tags gedenken,
Wenn betend sich mein Herz mit Gott be-
spricht;

Und wird mein Schicksal sich zum bessern
lenken,
So sey Vergeltung meine erste Pflicht.
(sie verschleiert die Braut.)
Den Schleier, der mich barg vor Räuber-
blicken,

Nimm ihn zurück und Segen sey dein Lohn!
Nur eine Myrthenkrone wird dich schmücken,
Doch stille Häuslichkeit ist auch ein Thron.
Dir soll kein Diadem die Schläfe drücken,
Fern bleibt von dir der Herrschsucht Scor-
pion! -- --

Lebt wohl, erhalt euch Gott den stillen Frieden!
Mir ist ein andres bittres Loos beschieden.
(ab mit Guido)
Antonio.
Eilt nach Canossa der befluͤgelte Fuß;
In jenen Mauern, wie in euren Huͤtten,
Wohnt noch der Treue maͤchtger Genius.
Doch will ich ewig dieses Tags gedenken,
Wenn betend sich mein Herz mit Gott be-
spricht;

Und wird mein Schicksal sich zum bessern
lenken,
So sey Vergeltung meine erste Pflicht.
(sie verschleiert die Braut.)
Den Schleier, der mich barg vor Raͤuber-
blicken,

Nimm ihn zuruͤck und Segen sey dein Lohn!
Nur eine Myrthenkrone wird dich schmuͤcken,
Doch stille Haͤuslichkeit ist auch ein Thron.
Dir soll kein Diadem die Schlaͤfe druͤcken,
Fern bleibt von dir der Herrschsucht Scor-
pion! — —

Lebt wohl, erhalt euch Gott den stillen Frieden!
Mir ist ein andres bittres Loos beschieden.
(ab mit Guido)
Antonio.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#ADE">
            <pb facs="#f0126" n="120"/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Eilt nach Canossa der beflu&#x0364;gelte Fuß;</l><lb/>
                <l>In jenen Mauern, wie in euren Hu&#x0364;tten,</l><lb/>
                <l>Wohnt noch der Treue ma&#x0364;chtger Genius.</l><lb/>
                <l>Doch will ich ewig dieses Tags gedenken,</l><lb/>
                <l>Wenn betend sich mein Herz mit Gott be-<lb/>
spricht;</l><lb/>
                <l>Und wird mein Schicksal sich zum bessern</l><lb/>
                <l>lenken,</l><lb/>
                <l>So sey Vergeltung meine erste Pflicht.</l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <stage>(sie verschleiert die Braut.)</stage><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Den Schleier, der mich barg vor Ra&#x0364;uber-<lb/>
blicken,</l><lb/>
                <l>Nimm ihn zuru&#x0364;ck und Segen sey dein Lohn!</l><lb/>
                <l>Nur eine Myrthenkrone wird dich schmu&#x0364;cken,</l><lb/>
                <l>Doch stille Ha&#x0364;uslichkeit ist auch ein Thron.</l><lb/>
                <l>Dir soll kein Diadem die Schla&#x0364;fe dru&#x0364;cken,</l><lb/>
                <l>Fern bleibt von dir der Herrschsucht Scor-<lb/>
pion! &#x2014; &#x2014;</l><lb/>
                <l>Lebt wohl, erhalt euch Gott den stillen Frieden!</l><lb/>
                <l>Mir ist ein andres bittres Loos beschieden.</l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <stage>(ab mit Guido)</stage>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Antonio</hi>.</hi> </fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0126] Eilt nach Canossa der befluͤgelte Fuß; In jenen Mauern, wie in euren Huͤtten, Wohnt noch der Treue maͤchtger Genius. Doch will ich ewig dieses Tags gedenken, Wenn betend sich mein Herz mit Gott be- spricht; Und wird mein Schicksal sich zum bessern lenken, So sey Vergeltung meine erste Pflicht. (sie verschleiert die Braut.) Den Schleier, der mich barg vor Raͤuber- blicken, Nimm ihn zuruͤck und Segen sey dein Lohn! Nur eine Myrthenkrone wird dich schmuͤcken, Doch stille Haͤuslichkeit ist auch ein Thron. Dir soll kein Diadem die Schlaͤfe druͤcken, Fern bleibt von dir der Herrschsucht Scor- pion! — — Lebt wohl, erhalt euch Gott den stillen Frieden! Mir ist ein andres bittres Loos beschieden. (ab mit Guido) Antonio.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-01-11T12:18:01Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/126
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/126>, abgerufen am 27.04.2024.