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Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.

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Stadt, die Stadtleute müssen den Rang
haben.
(will abgehen)
Tempelst. (hält ihn) Sie haben eine Postille
mehr, als ich, Herr Confrater, fangen sie
nur immer an.
(will abgehen)
Muffel. (hält ihn) Mein Dorf steht nur unter
einem Edelmanne - - -
Wilh. So laffen sie es nur auf meinen Aus-
spruch ankommen, der Herr Tempelstolz
mag sein Heil zuerst versuchen.
Tempelst. Jch fürchte mich gar nicht. Lassen
sie mich nur erst wornach in einer Postille
sehen.
(will abgchen)
Wilh. (hält ihn) Das ist für solchen gelehrten
Mann nicht nöthig.
Tempelst. So verbieten sie es dem Herrn Muf-
fel gleichfalls, sonst - - -
Muffel. Die Schande werde ich mir nicht an-
thun.
Fr. v. B. Nun, so wollen wir sie beyde alleine
lassen. Jch werde unterdessen für sie be-
ten, Herr Tempelstolz; Herr Muffel soll
mir helfen.
Muffel. O ja ich will recht eyfrig für ihn beten,
(für sich) daß ihn der Teufel holen soll.
Fr. v. B. Und du Wilhelmine folge ja den
Vermahnungen des Herrn Tempelstolz.

(geht ab)
Muffel. (für sich) Wenn der verzweifelte Kerl
nur nicht solche Streiche mit ihr macht,
als ich mit Cathrinen in der Betstunde.

(geht ab)
Zehen-


Stadt, die Stadtleute muͤſſen den Rang
haben.
(will abgehen)
Tempelſt. (haͤlt ihn) Sie haben eine Poſtille
mehr, als ich, Herr Confrater, fangen ſie
nur immer an.
(will abgehen)
Muffel. (haͤlt ihn) Mein Dorf ſteht nur unter
einem Edelmanne ‒ ‒ ‒
Wilh. So laffen ſie es nur auf meinen Aus-
ſpruch ankommen, der Herr Tempelſtolz
mag ſein Heil zuerſt verſuchen.
Tempelſt. Jch fuͤrchte mich gar nicht. Laſſen
ſie mich nur erſt wornach in einer Poſtille
ſehen.
(will abgchen)
Wilh. (haͤlt ihn) Das iſt fuͤr ſolchen gelehrten
Mann nicht noͤthig.
Tempelſt. So verbieten ſie es dem Herrn Muf-
fel gleichfalls, ſonſt ‒ ‒ ‒
Muffel. Die Schande werde ich mir nicht an-
thun.
Fr. v. B. Nun, ſo wollen wir ſie beyde alleine
laſſen. Jch werde unterdeſſen fuͤr ſie be-
ten, Herr Tempelſtolz; Herr Muffel ſoll
mir helfen.
Muffel. O ja ich will recht eyfrig fuͤr ihn beten,
(fuͤr ſich) daß ihn der Teufel holen ſoll.
Fr. v. B. Und du Wilhelmine folge ja den
Vermahnungen des Herrn Tempelſtolz.

(geht ab)
Muffel. (fuͤr ſich) Wenn der verzweifelte Kerl
nur nicht ſolche Streiche mit ihr macht,
als ich mit Cathrinen in der Betſtunde.

(geht ab)
Zehen-
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[78/0082] Stadt, die Stadtleute muͤſſen den Rang haben. (will abgehen) Tempelſt. (haͤlt ihn) Sie haben eine Poſtille mehr, als ich, Herr Confrater, fangen ſie nur immer an. (will abgehen) Muffel. (haͤlt ihn) Mein Dorf ſteht nur unter einem Edelmanne ‒ ‒ ‒ Wilh. So laffen ſie es nur auf meinen Aus- ſpruch ankommen, der Herr Tempelſtolz mag ſein Heil zuerſt verſuchen. Tempelſt. Jch fuͤrchte mich gar nicht. Laſſen ſie mich nur erſt wornach in einer Poſtille ſehen. (will abgchen) Wilh. (haͤlt ihn) Das iſt fuͤr ſolchen gelehrten Mann nicht noͤthig. Tempelſt. So verbieten ſie es dem Herrn Muf- fel gleichfalls, ſonſt ‒ ‒ ‒ Muffel. Die Schande werde ich mir nicht an- thun. Fr. v. B. Nun, ſo wollen wir ſie beyde alleine laſſen. Jch werde unterdeſſen fuͤr ſie be- ten, Herr Tempelſtolz; Herr Muffel ſoll mir helfen. Muffel. O ja ich will recht eyfrig fuͤr ihn beten, (fuͤr ſich) daß ihn der Teufel holen ſoll. Fr. v. B. Und du Wilhelmine folge ja den Vermahnungen des Herrn Tempelſtolz. (geht ab) Muffel. (fuͤr ſich) Wenn der verzweifelte Kerl nur nicht ſolche Streiche mit ihr macht, als ich mit Cathrinen in der Betſtunde. (geht ab) Zehen-

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743/82>, abgerufen am 29.04.2024.