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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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I. Hauptstück. Erfordernisse
welches in einzeln Fällen nicht nur special, sondern
vollends individual wird. Ueberdieß lassen sich zwi-
schen diesen drey Gattungen von Kräften solche Ver-
gleichungen anstellen, und Verhältnisse finden, die
aus der transcendenten Theorie nothwendig wegblei-
ben, weil diese nur auf das geht, was alle drey Gat-
tungen gemein haben. Was wir hier beyspielsweise
von der Theorie der Kräfte gesagt haben, gilt eben-
falls von der Theorie jeder transcendenten Begriffe.
So ist der Begriff Ordnung ursprünglich von der
localen Ordnung hergenommen, und auf die Ord-
nung den Graden der Dauer nach ausgedehnet wor-
den. Endlich wies man auch den Gedanken einen
Ort an, und brachte den Begriff der Ordnung in
das Gedankenreich. Das unter und neben ein-
ander ordnen macht dabey zwo Classen aus, die mit
dem Begriffe der Ordnung transcendent geworden,
und wo man sich Dimensionen gedenken kann, da
lassen sich Ordnungen gedenken. Nun ist der Begriff
Ordnung an sich ein idealer Verhältnißbegriff,
und in so fern ist er minder transcendent, als der
von der Kraft, weil zwischen Dingen von sehr ver-
schiedener Art einerley Verhältnisse seyn können. Man
kann auch die Theorie davon leichter und weiter all-
gemein fortsetzen, ungeachtet es aus vorhin erwähn-
tem Grunde nützlicher ist, die Anwendung immer so
gleich auf die Hauptgattungen der Fälle zu machen,
wo eine Ordnung vorkommen kann.

§. 30.

Wir müssen noch anmerken, daß man die Wörter,
deren allgemeinster Begriff transcendent ist, von denen
genau zu unterscheiden habe, die in der That viel-
deutig
sind. Denn bey diesen müssen die Bedeutun-

gen

I. Hauptſtuͤck. Erforderniſſe
welches in einzeln Faͤllen nicht nur ſpecial, ſondern
vollends individual wird. Ueberdieß laſſen ſich zwi-
ſchen dieſen drey Gattungen von Kraͤften ſolche Ver-
gleichungen anſtellen, und Verhaͤltniſſe finden, die
aus der tranſcendenten Theorie nothwendig wegblei-
ben, weil dieſe nur auf das geht, was alle drey Gat-
tungen gemein haben. Was wir hier beyſpielsweiſe
von der Theorie der Kraͤfte geſagt haben, gilt eben-
falls von der Theorie jeder tranſcendenten Begriffe.
So iſt der Begriff Ordnung urſpruͤnglich von der
localen Ordnung hergenommen, und auf die Ord-
nung den Graden der Dauer nach ausgedehnet wor-
den. Endlich wies man auch den Gedanken einen
Ort an, und brachte den Begriff der Ordnung in
das Gedankenreich. Das unter und neben ein-
ander ordnen macht dabey zwo Claſſen aus, die mit
dem Begriffe der Ordnung tranſcendent geworden,
und wo man ſich Dimenſionen gedenken kann, da
laſſen ſich Ordnungen gedenken. Nun iſt der Begriff
Ordnung an ſich ein idealer Verhaͤltnißbegriff,
und in ſo fern iſt er minder tranſcendent, als der
von der Kraft, weil zwiſchen Dingen von ſehr ver-
ſchiedener Art einerley Verhaͤltniſſe ſeyn koͤnnen. Man
kann auch die Theorie davon leichter und weiter all-
gemein fortſetzen, ungeachtet es aus vorhin erwaͤhn-
tem Grunde nuͤtzlicher iſt, die Anwendung immer ſo
gleich auf die Hauptgattungen der Faͤlle zu machen,
wo eine Ordnung vorkommen kann.

§. 30.

Wir muͤſſen noch anmerken, daß man die Woͤrter,
deren allgemeinſter Begriff tranſcendent iſt, von denen
genau zu unterſcheiden habe, die in der That viel-
deutig
ſind. Denn bey dieſen muͤſſen die Bedeutun-

gen
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[26/0062] I. Hauptſtuͤck. Erforderniſſe welches in einzeln Faͤllen nicht nur ſpecial, ſondern vollends individual wird. Ueberdieß laſſen ſich zwi- ſchen dieſen drey Gattungen von Kraͤften ſolche Ver- gleichungen anſtellen, und Verhaͤltniſſe finden, die aus der tranſcendenten Theorie nothwendig wegblei- ben, weil dieſe nur auf das geht, was alle drey Gat- tungen gemein haben. Was wir hier beyſpielsweiſe von der Theorie der Kraͤfte geſagt haben, gilt eben- falls von der Theorie jeder tranſcendenten Begriffe. So iſt der Begriff Ordnung urſpruͤnglich von der localen Ordnung hergenommen, und auf die Ord- nung den Graden der Dauer nach ausgedehnet wor- den. Endlich wies man auch den Gedanken einen Ort an, und brachte den Begriff der Ordnung in das Gedankenreich. Das unter und neben ein- ander ordnen macht dabey zwo Claſſen aus, die mit dem Begriffe der Ordnung tranſcendent geworden, und wo man ſich Dimenſionen gedenken kann, da laſſen ſich Ordnungen gedenken. Nun iſt der Begriff Ordnung an ſich ein idealer Verhaͤltnißbegriff, und in ſo fern iſt er minder tranſcendent, als der von der Kraft, weil zwiſchen Dingen von ſehr ver- ſchiedener Art einerley Verhaͤltniſſe ſeyn koͤnnen. Man kann auch die Theorie davon leichter und weiter all- gemein fortſetzen, ungeachtet es aus vorhin erwaͤhn- tem Grunde nuͤtzlicher iſt, die Anwendung immer ſo gleich auf die Hauptgattungen der Faͤlle zu machen, wo eine Ordnung vorkommen kann. §. 30. Wir muͤſſen noch anmerken, daß man die Woͤrter, deren allgemeinſter Begriff tranſcendent iſt, von denen genau zu unterſcheiden habe, die in der That viel- deutig ſind. Denn bey dieſen muͤſſen die Bedeutun- gen

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/62>, abgerufen am 30.04.2024.