Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Wahrscheinlichen.
denen die Subjecte behaftet sind, ist größer denn 1, so
läßt sich der Schluß ziehen. Auf diese Art folgert man
mit Gewißheit

3/4 A sind B
2/3 A sind C
etliche C sind B.

§. 205. Jst aber diese Summe beyder Brüche klei-
ner denn 1, z. E.

1/4 A sind B
1/3 A sind C

so fällt auch die Gewißheit aus dem Schlußsatze weg,
wenn derselbe bejahend seyn solle. Setzen wir aber die
Vordersätze so bestimmt, daß

3/4 A nicht B
2/3 A nicht C

sind, so läßt sich ein verneinender Schluß ziehen. Denn
aus den Sätzen

3/4 A sind nicht B
1/3 A sind C

folgt, daß etliche C nicht B sind. Und zwar wiederum,
weil die Summe beyder Brüche 3/4 + 1/3 größer als 1 ist.
Unter gleicher Bedingung wird man einen verneinenden
Schlußsatz herausbringen, so oft die den beyden Sub-
jecten zugesetzten Brüche ungleich sind. Z. E. man habe

( 3/5 a + 2/5 e) A ist B
( 4/5 a + 1/5 e) A ist C

so folgt, daß etliche C nicht B seyn, und hinwiederum
auch, daß etliche C, B seyn. Denn wenn man die 3/5 A,
die B sind, sämtlich unter die 4/5 A rechnet, die C sind, so
bleiben von diesen dennoch 1/5 übrig, denen folglich B
nicht zukömmt. Demnach sind wenigstens diese C nicht
B. So auch hinwiederum, wenn man die 2/5 A, die nicht
B sind, sämtlich wollte unter die 4/5 A rechnen die C

sind;
A a 2

Von dem Wahrſcheinlichen.
denen die Subjecte behaftet ſind, iſt groͤßer denn 1, ſo
laͤßt ſich der Schluß ziehen. Auf dieſe Art folgert man
mit Gewißheit

¾ A ſind B
A ſind C
etliche C ſind B.

§. 205. Jſt aber dieſe Summe beyder Bruͤche klei-
ner denn 1, z. E.

¼ A ſind B
A ſind C

ſo faͤllt auch die Gewißheit aus dem Schlußſatze weg,
wenn derſelbe bejahend ſeyn ſolle. Setzen wir aber die
Vorderſaͤtze ſo beſtimmt, daß

¾ A nicht B
A nicht C

ſind, ſo laͤßt ſich ein verneinender Schluß ziehen. Denn
aus den Saͤtzen

¾ A ſind nicht B
A ſind C

folgt, daß etliche C nicht B ſind. Und zwar wiederum,
weil die Summe beyder Bruͤche ¾ + ⅓ groͤßer als 1 iſt.
Unter gleicher Bedingung wird man einen verneinenden
Schlußſatz herausbringen, ſo oft die den beyden Sub-
jecten zugeſetzten Bruͤche ungleich ſind. Z. E. man habe

(⅗ a + ⅖ e) A iſt B
(⅘ a + ⅕ e) A iſt C

ſo folgt, daß etliche C nicht B ſeyn, und hinwiederum
auch, daß etliche C, B ſeyn. Denn wenn man die ⅗ A,
die B ſind, ſaͤmtlich unter die ⅘ A rechnet, die C ſind, ſo
bleiben von dieſen dennoch ⅕ uͤbrig, denen folglich B
nicht zukoͤmmt. Demnach ſind wenigſtens dieſe C nicht
B. So auch hinwiederum, wenn man die ⅖ A, die nicht
B ſind, ſaͤmtlich wollte unter die ⅘ A rechnen die C

ſind;
A a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0377" n="371"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Wahr&#x017F;cheinlichen.</hi></fw><lb/>
denen die Subjecte behaftet &#x017F;ind, i&#x017F;t gro&#x0364;ßer denn 1, &#x017F;o<lb/>
la&#x0364;ßt &#x017F;ich der Schluß ziehen. Auf die&#x017F;e Art folgert man<lb/>
mit Gewißheit</p><lb/>
          <list>
            <item>¾ <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind <hi rendition="#aq">B</hi></item><lb/>
            <item>&#x2154; <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind <hi rendition="#aq">C</hi></item><lb/>
            <item>etliche <hi rendition="#aq">C</hi> &#x017F;ind <hi rendition="#aq">B.</hi></item>
          </list><lb/>
          <p>§. 205. J&#x017F;t aber die&#x017F;e Summe beyder Bru&#x0364;che klei-<lb/>
ner denn 1, z. E.</p><lb/>
          <list>
            <item>¼ <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind <hi rendition="#aq">B</hi></item><lb/>
            <item>&#x2153; <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind <hi rendition="#aq">C</hi></item>
          </list><lb/>
          <p>&#x017F;o fa&#x0364;llt auch die Gewißheit aus dem Schluß&#x017F;atze weg,<lb/>
wenn der&#x017F;elbe bejahend &#x017F;eyn &#x017F;olle. Setzen wir aber die<lb/>
Vorder&#x017F;a&#x0364;tze &#x017F;o be&#x017F;timmt, daß</p><lb/>
          <list>
            <item>¾ <hi rendition="#aq">A</hi> nicht <hi rendition="#aq">B</hi></item><lb/>
            <item>&#x2154; <hi rendition="#aq">A</hi> nicht <hi rendition="#aq">C</hi></item>
          </list><lb/>
          <p>&#x017F;ind, &#x017F;o la&#x0364;ßt &#x017F;ich ein verneinender Schluß ziehen. Denn<lb/>
aus den Sa&#x0364;tzen</p><lb/>
          <list>
            <item>¾ <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind nicht <hi rendition="#aq">B</hi></item><lb/>
            <item>&#x2153; <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind <hi rendition="#aq">C</hi></item>
          </list><lb/>
          <p>folgt, daß etliche <hi rendition="#aq">C</hi> nicht <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;ind. Und zwar wiederum,<lb/>
weil die Summe beyder Bru&#x0364;che ¾ + &#x2153; gro&#x0364;ßer als 1 i&#x017F;t.<lb/>
Unter gleicher Bedingung wird man einen verneinenden<lb/>
Schluß&#x017F;atz herausbringen, &#x017F;o oft die den beyden Sub-<lb/>
jecten zuge&#x017F;etzten Bru&#x0364;che ungleich &#x017F;ind. Z. E. man habe</p><lb/>
          <list>
            <item>(&#x2157; <hi rendition="#aq">a</hi> + &#x2156; <hi rendition="#aq">e</hi>) <hi rendition="#aq">A</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">B</hi></item><lb/>
            <item>(&#x2158; <hi rendition="#aq">a</hi> + &#x2155; <hi rendition="#aq">e</hi>) <hi rendition="#aq">A</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">C</hi></item>
          </list><lb/>
          <p>&#x017F;o folgt, daß etliche <hi rendition="#aq">C</hi> nicht <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;eyn, und hinwiederum<lb/>
auch, daß etliche <hi rendition="#aq">C, B</hi> &#x017F;eyn. Denn wenn man die &#x2157; <hi rendition="#aq">A,</hi><lb/>
die <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;ind, &#x017F;a&#x0364;mtlich unter die &#x2158; <hi rendition="#aq">A</hi> rechnet, die <hi rendition="#aq">C</hi> &#x017F;ind, &#x017F;o<lb/>
bleiben von die&#x017F;en dennoch &#x2155; u&#x0364;brig, denen folglich <hi rendition="#aq">B</hi><lb/>
nicht zuko&#x0364;mmt. Demnach &#x017F;ind wenig&#x017F;tens die&#x017F;e <hi rendition="#aq">C</hi> nicht<lb/><hi rendition="#aq">B.</hi> So auch hinwiederum, wenn man die &#x2156; <hi rendition="#aq">A,</hi> die nicht<lb/><hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;ind, &#x017F;a&#x0364;mtlich wollte unter die &#x2158; <hi rendition="#aq">A</hi> rechnen die <hi rendition="#aq">C</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ind;</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0377] Von dem Wahrſcheinlichen. denen die Subjecte behaftet ſind, iſt groͤßer denn 1, ſo laͤßt ſich der Schluß ziehen. Auf dieſe Art folgert man mit Gewißheit ¾ A ſind B ⅔ A ſind C etliche C ſind B. §. 205. Jſt aber dieſe Summe beyder Bruͤche klei- ner denn 1, z. E. ¼ A ſind B ⅓ A ſind C ſo faͤllt auch die Gewißheit aus dem Schlußſatze weg, wenn derſelbe bejahend ſeyn ſolle. Setzen wir aber die Vorderſaͤtze ſo beſtimmt, daß ¾ A nicht B ⅔ A nicht C ſind, ſo laͤßt ſich ein verneinender Schluß ziehen. Denn aus den Saͤtzen ¾ A ſind nicht B ⅓ A ſind C folgt, daß etliche C nicht B ſind. Und zwar wiederum, weil die Summe beyder Bruͤche ¾ + ⅓ groͤßer als 1 iſt. Unter gleicher Bedingung wird man einen verneinenden Schlußſatz herausbringen, ſo oft die den beyden Sub- jecten zugeſetzten Bruͤche ungleich ſind. Z. E. man habe (⅗ a + ⅖ e) A iſt B (⅘ a + ⅕ e) A iſt C ſo folgt, daß etliche C nicht B ſeyn, und hinwiederum auch, daß etliche C, B ſeyn. Denn wenn man die ⅗ A, die B ſind, ſaͤmtlich unter die ⅘ A rechnet, die C ſind, ſo bleiben von dieſen dennoch ⅕ uͤbrig, denen folglich B nicht zukoͤmmt. Demnach ſind wenigſtens dieſe C nicht B. So auch hinwiederum, wenn man die ⅖ A, die nicht B ſind, ſaͤmtlich wollte unter die ⅘ A rechnen die C ſind; A a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/377
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/377>, abgerufen am 31.10.2024.