[Spaltenumbruch]
vom Tode erlöset hat) und das (dem geistlichen und ewigen Tode entgegen gesetzte geistliche und ewige) Leben und ein unvergängliches Wesen (einen unvergänglichen herrlichen Zu- stand des ewigen Lebens) ans Licht gebracht (öffentlich verkündigen und allen geistlich todten anpreisen lassen) durch das Evangelium (als das rechte Wort des Lebens.)
Anmerckungen.
1. Tod und Leben sind zwey Haupt-Wör- ter in der heiligen Schrift, die von sehr grossem Nachdruck sind. Der Tod bedeutet den gan- tzen Stand der Sünden nach ihrer Schuld, Herrschaft und Strafe und also nach aller Unse- ligkeit, deren Grund ist im geistlichen Tode, da wir GOtt und allem guten abgestorben sind; und welcher durch den zeitlichen zu dem ewigen Tode führet. Diesen Tod hat Christus abgethan da er unsere Schuld durch seine Erlösung bezahlet hat. Und dieser Abthuung werden wir theilhaf- tig, wenn wir in der Ordnung des empfangenen geistlichen Lebens zum ewigen Leben gelangen; da uns denn der noch übrige leibliche Tod auch selbst zur Wohlthat, oder zum Ubergange aus dem geistlichen Leben in das ewige wird. Siehe auch Röm. 5, 12. 6, 23. und 1 Cor. 15, 26. 55. 56. sonderlich Hebr. 2, 14. da bezeuget wird, wie daß der Sohn GOttes Mensch geworden sey, um durch seinen Tod die Macht zu nehmen dem, der des Todes Gewalt hatte (der durch die Schuld und Herrschaft der Sünde als durch den geistli- chen Tod, die Macht über den Menschen hatte, ihn auch zum ewigen Tode zu bringen) das ist dem Teufel: als dessen Reich damit zerstöret worden, der auch durch Hinwegnehmung des geistlichen Todes, oder durch Schenckung des geistlichen Lebens das Werck des Satans in dem Menschen zerstöret, und darinn sein seliges Gna- den-Reich aufrichtet. Auf welche Art denn die knechtische Furcht vor dem ewigen Tode bey den Erlöseten des HErrn, die der Erlösung auch wircklich theilhaftig worden sind, hinweg fällt, nach V. 15.
2. Durch das Wort aphtharsia, unver- gängliches, unverwesliches Wesen wird das vor- hergehende Wort zoe, Leben, erkläret, und an- gezeiget, was es für ein Leben sey, nemlich das da ewig bleibet, da hingegen dieses gegenwärtige Leben gar kurtz und vergänglich ist und nichts hat als phthoran, die Corruption, nach welcher al- les der Verwesung unterworfen ist. Was der Apostel mit diesem Worte ausspricht, das er- läutert Petrus Epist. 1. C. 1, 4. mit den Worten von einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelcklichen Erbe, das behalten wird im Himmel.
3. Die Eigenschaften und das Kennzeichen derer, die da trachten nach einem unvergänglichen Wesen Röm. 2, 7. ist dieses, daß sie JEsum lieb haben, en aphtharsia unverrückt, also daß ihre Liebe zu JEsu ist wie ein Jmmergrün, wie eine Blume, die nie verwelcket.
V. 11.
Zu welchem (Evangelio, es zu verkündi- [Spaltenumbruch]
gen) ich (durch eine sonderbare außerordentliche Beruffung Ap. Gesch. 9. Gal. 1, 1. 16.) gesetzet (verordnet, und in der Verordnung gesalbet, auch mit der Wunder-Kraft bestätiget bin) ein Prediger (kerux, ein Herold, der auf solchen Befehl eine sehr wichtige Sache mit besonderm Nachdruck öffentlich ausruffet) und Apostel und Lehrer der Heyden (fürnemlich, doch ohne alle Ausschliessung der Juden. Ap. Gesch. 9, 15. c. 13, 2. c. 22, 21. Röm. 11, 13. Gal. 1, 15. 16. c. 2, 8. Eph. 3, 8. 1 Tim. 2, 7.)
Anmerckung.
Die Worte Prediger, oder Herold, A- postel und Lehrer der Heyden sind also unter- schieden, daß das erste ist allgemeiner, und auf die übrigen öffentlichen Zeugen der Wahrheit gehet: das andere ist specialer und gehet auf diejenigen, welche vor allen andern mit hohen Gaben und mit besonderer Auctorität ausge- rüstet waren. Und das dritte gehet denn ins besondere auf diejenige Determination, welche Paulus gröstentheils unter den Heyden empfan- gen hatte. Kurtz zu sagen: Er war ein Herold in seinem Apostel-Amte, und dieses führete er mit Lehren sonderlich unter den Heyden.
V. 12.
Um welcher Ursache willen (da ich ei- nen so theuren Beruf habe) ich solches (alles, welches dir bekannt ist, ietzo zu Rom und auch sonst anderwärtig gern und willig) leide: aber ich schäme michs nicht (Röm. 1, 16. son- dern achte es mir vielmehr für eine besondere Ehre, da auch ich den Geist nicht der blö- den Furchtsamkeit, sondern der Kraft und getrosten Glaubens-Freudigkeit empfangen habe v. 7.) denn ich weiß (es gewiß mit gründlicher Uberzeugung) an welchen ich glaube (an unsern Heyland JEsum CHri- stum v. 10. und folglich auch an den Vater und den heiligen Geist, mit welchen er eines Wesens ist 1 Joh. 5, 7.) und bin gewiß (in solchem gött- lichen Lichte der Erkenntniß und des Glaubens) daß er kan (und auch will, wie er verheissen hat) mir meine Beylage (die schon mitgetheil- te Seligkeit des Reichs der Gnaden und die noch aufgehobene Seligkeit des Reichs der Herrlichkeit, als die rechte Krone der Gerech- tigkeit 2 Tim. 4, 7. 8. 1 Pet. 1, 4.) bewahren (das schon mitgetheilte in mir bey meiner ge- treuen Anlegung gnädiglich bewahren, das noch verheissene Col. 1, 5. aber gewißlich aufheben und zu theil werden lassen,) bis an jenen Tag (des allgemeinen Welt-Gerichts-)
Anmerckungen.
1. Die geduldigen und willigen Leiden der Gläubigen sind ein gewisser Character von der Wahrheit der Christlichen Religion: wie diese denn auch unter den Leiden allemal am meisten ausgebreitet worden, gleichwie sie ehemal da- durch in Christo gegründet ist.
2. Es gilt im Christenthum kein Köler- Glaube, daß man sagen wolte, ich glaube, was die Kirche glaubet, und weiß doch nicht, was;
son-
C. 1. v. 10-12. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch]
vom Tode erloͤſet hat) und das (dem geiſtlichen und ewigen Tode entgegen geſetzte geiſtliche und ewige) Leben und ein unvergaͤngliches Weſen (einen unvergaͤnglichen herrlichen Zu- ſtand des ewigen Lebens) ans Licht gebracht (oͤffentlich verkuͤndigen und allen geiſtlich todten anpreiſen laſſen) durch das Evangelium (als das rechte Wort des Lebens.)
Anmerckungen.
1. Tod und Leben ſind zwey Haupt-Woͤr- ter in der heiligen Schrift, die von ſehr groſſem Nachdruck ſind. Der Tod bedeutet den gan- tzen Stand der Suͤnden nach ihrer Schuld, Herrſchaft und Strafe und alſo nach aller Unſe- ligkeit, deren Grund iſt im geiſtlichen Tode, da wir GOtt und allem guten abgeſtorben ſind; und welcher durch den zeitlichen zu dem ewigen Tode fuͤhret. Dieſen Tod hat Chriſtus abgethan da er unſere Schuld durch ſeine Erloͤſung bezahlet hat. Und dieſer Abthuung werden wir theilhaf- tig, wenn wir in der Ordnung des empfangenen geiſtlichen Lebens zum ewigen Leben gelangen; da uns denn der noch uͤbrige leibliche Tod auch ſelbſt zur Wohlthat, oder zum Ubergange aus dem geiſtlichen Leben in das ewige wird. Siehe auch Roͤm. 5, 12. 6, 23. und 1 Cor. 15, 26. 55. 56. ſonderlich Hebr. 2, 14. da bezeuget wird, wie daß der Sohn GOttes Menſch geworden ſey, um durch ſeinen Tod die Macht zu nehmen dem, der des Todes Gewalt hatte (der durch die Schuld und Herrſchaft der Suͤnde als durch den geiſtli- chen Tod, die Macht uͤber den Menſchen hatte, ihn auch zum ewigen Tode zu bringen) das iſt dem Teufel: als deſſen Reich damit zerſtoͤret worden, der auch durch Hinwegnehmung des geiſtlichen Todes, oder durch Schenckung des geiſtlichen Lebens das Werck des Satans in dem Menſchen zerſtoͤret, und darinn ſein ſeliges Gna- den-Reich aufrichtet. Auf welche Art denn die knechtiſche Furcht vor dem ewigen Tode bey den Erloͤſeten des HErrn, die der Erloͤſung auch wircklich theilhaftig worden ſind, hinweg faͤllt, nach V. 15.
2. Durch das Wort ἀϕθαρσία, unver- gaͤngliches, unverwesliches Weſen wird das vor- hergehende Wort ζωὴ, Leben, erklaͤret, und an- gezeiget, was es fuͤr ein Leben ſey, nemlich das da ewig bleibet, da hingegen dieſes gegenwaͤrtige Leben gar kurtz und vergaͤnglich iſt und nichts hat als ϕϑορὰν, die Corruption, nach welcher al- les der Verweſung unterworfen iſt. Was der Apoſtel mit dieſem Worte ausſpricht, das er- laͤutert Petrus Epiſt. 1. C. 1, 4. mit den Worten von einem unvergaͤnglichen, unbefleckten und unverwelcklichen Erbe, das behalten wird im Himmel.
3. Die Eigenſchaften und das Kennzeichen derer, die da trachten nach einem unvergaͤnglichen Weſen Roͤm. 2, 7. iſt dieſes, daß ſie JEſum lieb haben, ἐν ἀϕϑαρσίᾳ unverruͤckt, alſo daß ihre Liebe zu JEſu iſt wie ein Jmmergruͤn, wie eine Blume, die nie verwelcket.
V. 11.
Zu welchem (Evangelio, es zu verkuͤndi- [Spaltenumbruch]
gen) ich (durch eine ſonderbare außerordentliche Beruffung Ap. Geſch. 9. Gal. 1, 1. 16.) geſetzet (verordnet, und in der Verordnung geſalbet, auch mit der Wunder-Kraft beſtaͤtiget bin) ein Prediger (κήρυξ, ein Herold, der auf ſolchen Befehl eine ſehr wichtige Sache mit beſonderm Nachdruck oͤffentlich ausruffet) und Apoſtel und Lehrer der Heyden (fuͤrnemlich, doch ohne alle Ausſchlieſſung der Juden. Ap. Geſch. 9, 15. c. 13, 2. c. 22, 21. Roͤm. 11, 13. Gal. 1, 15. 16. c. 2, 8. Eph. 3, 8. 1 Tim. 2, 7.)
Anmerckung.
Die Worte Prediger, oder Herold, A- poſtel und Lehrer der Heyden ſind alſo unter- ſchieden, daß das erſte iſt allgemeiner, und auf die uͤbrigen oͤffentlichen Zeugen der Wahrheit gehet: das andere iſt ſpecialer und gehet auf diejenigen, welche vor allen andern mit hohen Gaben und mit beſonderer Auctoritaͤt ausge- ruͤſtet waren. Und das dritte gehet denn ins beſondere auf diejenige Determination, welche Paulus groͤſtentheils unter den Heyden empfan- gen hatte. Kurtz zu ſagen: Er war ein Herold in ſeinem Apoſtel-Amte, und dieſes fuͤhrete er mit Lehren ſonderlich unter den Heyden.
V. 12.
Um welcher Urſache willen (da ich ei- nen ſo theuren Beruf habe) ich ſolches (alles, welches dir bekannt iſt, ietzo zu Rom und auch ſonſt anderwaͤrtig gern und willig) leide: aber ich ſchaͤme michs nicht (Roͤm. 1, 16. ſon- dern achte es mir vielmehr fuͤr eine beſondere Ehre, da auch ich den Geiſt nicht der bloͤ- den Furchtſamkeit, ſondern der Kraft und getroſten Glaubens-Freudigkeit empfangen habe v. 7.) denn ich weiß (es gewiß mit gruͤndlicher Uberzeugung) an welchen ich glaube (an unſern Heyland JEſum CHri- ſtum v. 10. und folglich auch an den Vater und den heiligen Geiſt, mit welchen er eines Weſens iſt 1 Joh. 5, 7.) und bin gewiß (in ſolchem goͤtt- lichen Lichte der Erkenntniß und des Glaubens) daß er kan (und auch will, wie er verheiſſen hat) mir meine Beylage (die ſchon mitgetheil- te Seligkeit des Reichs der Gnaden und die noch aufgehobene Seligkeit des Reichs der Herrlichkeit, als die rechte Krone der Gerech- tigkeit 2 Tim. 4, 7. 8. 1 Pet. 1, 4.) bewahren (das ſchon mitgetheilte in mir bey meiner ge- treuen Anlegung gnaͤdiglich bewahren, das noch verheiſſene Col. 1, 5. aber gewißlich aufheben und zu theil werden laſſen,) bis an jenen Tag (des allgemeinen Welt-Gerichts-)
Anmerckungen.
1. Die geduldigen und willigen Leiden der Glaͤubigen ſind ein gewiſſer Character von der Wahrheit der Chriſtlichen Religion: wie dieſe denn auch unter den Leiden allemal am meiſten ausgebreitet worden, gleichwie ſie ehemal da- durch in Chriſto gegruͤndet iſt.
2. Es gilt im Chriſtenthum kein Koͤler- Glaube, daß man ſagen wolte, ich glaube, was die Kirche glaubet, und weiß doch nicht, was;
ſon-
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[151/0153]
C. 1. v. 10-12. an den Timotheum.
vom Tode erloͤſet hat) und das (dem geiſtlichen
und ewigen Tode entgegen geſetzte geiſtliche und
ewige) Leben und ein unvergaͤngliches
Weſen (einen unvergaͤnglichen herrlichen Zu-
ſtand des ewigen Lebens) ans Licht gebracht
(oͤffentlich verkuͤndigen und allen geiſtlich todten
anpreiſen laſſen) durch das Evangelium
(als das rechte Wort des Lebens.)
Anmerckungen.
1. Tod und Leben ſind zwey Haupt-Woͤr-
ter in der heiligen Schrift, die von ſehr groſſem
Nachdruck ſind. Der Tod bedeutet den gan-
tzen Stand der Suͤnden nach ihrer Schuld,
Herrſchaft und Strafe und alſo nach aller Unſe-
ligkeit, deren Grund iſt im geiſtlichen Tode, da
wir GOtt und allem guten abgeſtorben ſind; und
welcher durch den zeitlichen zu dem ewigen Tode
fuͤhret. Dieſen Tod hat Chriſtus abgethan
da er unſere Schuld durch ſeine Erloͤſung bezahlet
hat. Und dieſer Abthuung werden wir theilhaf-
tig, wenn wir in der Ordnung des empfangenen
geiſtlichen Lebens zum ewigen Leben gelangen;
da uns denn der noch uͤbrige leibliche Tod auch
ſelbſt zur Wohlthat, oder zum Ubergange aus
dem geiſtlichen Leben in das ewige wird. Siehe
auch Roͤm. 5, 12. 6, 23. und 1 Cor. 15, 26. 55. 56.
ſonderlich Hebr. 2, 14. da bezeuget wird, wie daß
der Sohn GOttes Menſch geworden ſey, um
durch ſeinen Tod die Macht zu nehmen dem, der
des Todes Gewalt hatte (der durch die Schuld
und Herrſchaft der Suͤnde als durch den geiſtli-
chen Tod, die Macht uͤber den Menſchen hatte,
ihn auch zum ewigen Tode zu bringen) das iſt
dem Teufel: als deſſen Reich damit zerſtoͤret
worden, der auch durch Hinwegnehmung des
geiſtlichen Todes, oder durch Schenckung des
geiſtlichen Lebens das Werck des Satans in dem
Menſchen zerſtoͤret, und darinn ſein ſeliges Gna-
den-Reich aufrichtet. Auf welche Art denn die
knechtiſche Furcht vor dem ewigen Tode bey den
Erloͤſeten des HErrn, die der Erloͤſung auch
wircklich theilhaftig worden ſind, hinweg faͤllt,
nach V. 15.
2. Durch das Wort ἀϕθαρσία, unver-
gaͤngliches, unverwesliches Weſen wird das vor-
hergehende Wort ζωὴ, Leben, erklaͤret, und an-
gezeiget, was es fuͤr ein Leben ſey, nemlich das da
ewig bleibet, da hingegen dieſes gegenwaͤrtige
Leben gar kurtz und vergaͤnglich iſt und nichts hat
als ϕϑορὰν, die Corruption, nach welcher al-
les der Verweſung unterworfen iſt. Was der
Apoſtel mit dieſem Worte ausſpricht, das er-
laͤutert Petrus Epiſt. 1. C. 1, 4. mit den Worten
von einem unvergaͤnglichen, unbefleckten und
unverwelcklichen Erbe, das behalten wird im
Himmel.
3. Die Eigenſchaften und das Kennzeichen
derer, die da trachten nach einem unvergaͤnglichen
Weſen Roͤm. 2, 7. iſt dieſes, daß ſie JEſum
lieb haben, ἐν ἀϕϑαρσίᾳ unverruͤckt, alſo daß
ihre Liebe zu JEſu iſt wie ein Jmmergruͤn, wie
eine Blume, die nie verwelcket.
V. 11.
Zu welchem (Evangelio, es zu verkuͤndi-
gen) ich (durch eine ſonderbare außerordentliche
Beruffung Ap. Geſch. 9. Gal. 1, 1. 16.) geſetzet
(verordnet, und in der Verordnung geſalbet,
auch mit der Wunder-Kraft beſtaͤtiget bin) ein
Prediger (κήρυξ, ein Herold, der auf ſolchen
Befehl eine ſehr wichtige Sache mit beſonderm
Nachdruck oͤffentlich ausruffet) und Apoſtel
und Lehrer der Heyden (fuͤrnemlich, doch
ohne alle Ausſchlieſſung der Juden. Ap. Geſch.
9, 15. c. 13, 2. c. 22, 21. Roͤm. 11, 13. Gal. 1, 15.
16. c. 2, 8. Eph. 3, 8. 1 Tim. 2, 7.)
Anmerckung.
Die Worte Prediger, oder Herold, A-
poſtel und Lehrer der Heyden ſind alſo unter-
ſchieden, daß das erſte iſt allgemeiner, und auf
die uͤbrigen oͤffentlichen Zeugen der Wahrheit
gehet: das andere iſt ſpecialer und gehet auf
diejenigen, welche vor allen andern mit hohen
Gaben und mit beſonderer Auctoritaͤt ausge-
ruͤſtet waren. Und das dritte gehet denn ins
beſondere auf diejenige Determination, welche
Paulus groͤſtentheils unter den Heyden empfan-
gen hatte. Kurtz zu ſagen: Er war ein Herold
in ſeinem Apoſtel-Amte, und dieſes fuͤhrete er mit
Lehren ſonderlich unter den Heyden.
V. 12.
Um welcher Urſache willen (da ich ei-
nen ſo theuren Beruf habe) ich ſolches (alles,
welches dir bekannt iſt, ietzo zu Rom und auch
ſonſt anderwaͤrtig gern und willig) leide: aber
ich ſchaͤme michs nicht (Roͤm. 1, 16. ſon-
dern achte es mir vielmehr fuͤr eine beſondere
Ehre, da auch ich den Geiſt nicht der bloͤ-
den Furchtſamkeit, ſondern der Kraft und
getroſten Glaubens-Freudigkeit empfangen
habe v. 7.) denn ich weiß (es gewiß mit
gruͤndlicher Uberzeugung) an welchen ich
glaube (an unſern Heyland JEſum CHri-
ſtum v. 10. und folglich auch an den Vater und
den heiligen Geiſt, mit welchen er eines Weſens
iſt 1 Joh. 5, 7.) und bin gewiß (in ſolchem goͤtt-
lichen Lichte der Erkenntniß und des Glaubens)
daß er kan (und auch will, wie er verheiſſen
hat) mir meine Beylage (die ſchon mitgetheil-
te Seligkeit des Reichs der Gnaden und die
noch aufgehobene Seligkeit des Reichs der
Herrlichkeit, als die rechte Krone der Gerech-
tigkeit 2 Tim. 4, 7. 8. 1 Pet. 1, 4.) bewahren
(das ſchon mitgetheilte in mir bey meiner ge-
treuen Anlegung gnaͤdiglich bewahren, das noch
verheiſſene Col. 1, 5. aber gewißlich aufheben und
zu theil werden laſſen,) bis an jenen Tag (des
allgemeinen Welt-Gerichts-)
Anmerckungen.
1. Die geduldigen und willigen Leiden der
Glaͤubigen ſind ein gewiſſer Character von der
Wahrheit der Chriſtlichen Religion: wie dieſe
denn auch unter den Leiden allemal am meiſten
ausgebreitet worden, gleichwie ſie ehemal da-
durch in Chriſto gegruͤndet iſt.
2. Es gilt im Chriſtenthum kein Koͤler-
Glaube, daß man ſagen wolte, ich glaube, was
die Kirche glaubet, und weiß doch nicht, was;
ſon-
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/153>, abgerufen am 16.06.2024.
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