Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

terredungen waren belebt, aber so ver-
flochten, daß ich keinen Auszug machen
kann. Die Frau von F*** schmeichelte
mir bey allen Gelegenheiten, ich mochte
reden oder vorlegen. Wenn sie im Sinn
hat, sich dadurch bey mir beliebt zu ma-
chen, so verfehlt sie ihren Zweck. Denn
diese Frau werde ich nimmer lieben, wenn
ich der Stimme meines Herzens folge;
und dann glaube ich nicht, daß mich eine
Pflicht verbinde, meine Abneigung gegen
sie zu überwinden, wie ich bey meiner
Tante gethan habe; wiewohl auch diese
manchmal aufwachte. Aber das Fräulein
C** werde ich lieben. Sie war mit mir
auf meinem Zimmer, wo wir so freundlich
redeten, als kennnten wir uns viele Jahre
her. Sie sprach viel von ihrer Prinzes-
sin, und wie diese mich lieben würde, in-
dem ich ganz nach ihrem Geschmack wäre.
Wie ich meine Laute und meine Stimme
hören lassen mußte, gab sie mir noch mehr
Versicherungen darüber, und ich erhielt
überhaupt viel Lobsprüche. Der Ton
und die Bezeugung der Hofleute sind in

der

terredungen waren belebt, aber ſo ver-
flochten, daß ich keinen Auszug machen
kann. Die Frau von F*** ſchmeichelte
mir bey allen Gelegenheiten, ich mochte
reden oder vorlegen. Wenn ſie im Sinn
hat, ſich dadurch bey mir beliebt zu ma-
chen, ſo verfehlt ſie ihren Zweck. Denn
dieſe Frau werde ich nimmer lieben, wenn
ich der Stimme meines Herzens folge;
und dann glaube ich nicht, daß mich eine
Pflicht verbinde, meine Abneigung gegen
ſie zu uͤberwinden, wie ich bey meiner
Tante gethan habe; wiewohl auch dieſe
manchmal aufwachte. Aber das Fraͤulein
C** werde ich lieben. Sie war mit mir
auf meinem Zimmer, wo wir ſo freundlich
redeten, als kennnten wir uns viele Jahre
her. Sie ſprach viel von ihrer Prinzeſ-
ſin, und wie dieſe mich lieben wuͤrde, in-
dem ich ganz nach ihrem Geſchmack waͤre.
Wie ich meine Laute und meine Stimme
hoͤren laſſen mußte, gab ſie mir noch mehr
Verſicherungen daruͤber, und ich erhielt
uͤberhaupt viel Lobſpruͤche. Der Ton
und die Bezeugung der Hofleute ſind in

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0124" n="98"/>
terredungen waren belebt, aber &#x017F;o ver-<lb/>
flochten, daß ich keinen Auszug machen<lb/>
kann. Die Frau von F*** &#x017F;chmeichelte<lb/>
mir bey allen Gelegenheiten, ich mochte<lb/>
reden oder vorlegen. Wenn &#x017F;ie im Sinn<lb/>
hat, &#x017F;ich dadurch bey mir beliebt zu ma-<lb/>
chen, &#x017F;o verfehlt &#x017F;ie ihren Zweck. Denn<lb/>
die&#x017F;e Frau werde ich nimmer lieben, wenn<lb/>
ich der Stimme meines Herzens folge;<lb/>
und dann glaube ich nicht, daß mich eine<lb/>
Pflicht verbinde, meine Abneigung gegen<lb/>
&#x017F;ie zu u&#x0364;berwinden, wie ich bey meiner<lb/>
Tante gethan habe; wiewohl auch die&#x017F;e<lb/>
manchmal aufwachte. Aber das Fra&#x0364;ulein<lb/>
C** werde ich lieben. Sie war mit mir<lb/>
auf meinem Zimmer, wo wir &#x017F;o freundlich<lb/>
redeten, als kennnten wir uns viele Jahre<lb/>
her. Sie &#x017F;prach viel von ihrer Prinze&#x017F;-<lb/>
&#x017F;in, und wie die&#x017F;e mich lieben wu&#x0364;rde, in-<lb/>
dem ich ganz nach ihrem Ge&#x017F;chmack wa&#x0364;re.<lb/>
Wie ich meine Laute und meine Stimme<lb/>
ho&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en mußte, gab &#x017F;ie mir noch mehr<lb/>
Ver&#x017F;icherungen daru&#x0364;ber, und ich erhielt<lb/>
u&#x0364;berhaupt viel Lob&#x017F;pru&#x0364;che. Der Ton<lb/>
und die Bezeugung der Hofleute &#x017F;ind in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0124] terredungen waren belebt, aber ſo ver- flochten, daß ich keinen Auszug machen kann. Die Frau von F*** ſchmeichelte mir bey allen Gelegenheiten, ich mochte reden oder vorlegen. Wenn ſie im Sinn hat, ſich dadurch bey mir beliebt zu ma- chen, ſo verfehlt ſie ihren Zweck. Denn dieſe Frau werde ich nimmer lieben, wenn ich der Stimme meines Herzens folge; und dann glaube ich nicht, daß mich eine Pflicht verbinde, meine Abneigung gegen ſie zu uͤberwinden, wie ich bey meiner Tante gethan habe; wiewohl auch dieſe manchmal aufwachte. Aber das Fraͤulein C** werde ich lieben. Sie war mit mir auf meinem Zimmer, wo wir ſo freundlich redeten, als kennnten wir uns viele Jahre her. Sie ſprach viel von ihrer Prinzeſ- ſin, und wie dieſe mich lieben wuͤrde, in- dem ich ganz nach ihrem Geſchmack waͤre. Wie ich meine Laute und meine Stimme hoͤren laſſen mußte, gab ſie mir noch mehr Verſicherungen daruͤber, und ich erhielt uͤberhaupt viel Lobſpruͤche. Der Ton und die Bezeugung der Hofleute ſind in der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/124
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/124>, abgerufen am 29.04.2024.