und Zeitvertreiber der schönen Pariser Welt zu machen wußte; der bey allen Frauenzimmerarbeiten helfen konnte, und der galanten Wittib sein Erstaunen über die Delicatesse ihres Geistes und über die Grazien ihrer Person und ihrer gar nicht deutschen Seele in allen Tönen und Wendungen seiner Sprache vorsagte.
So angenehm es mir Anfangs war, ein Urbild der Gemählde zu sehen, die mir schon oft in Büchern von diesen Miethgei- stern der Reichen und Großen in Frank- reich vorgekommen waren; so wurde ich doch schon am vierten Tag seiner leeren, und nur in andern Worten wiederhohlten Erzählungen von Meubles, Putz, Gaste- reyen und Gesellschaften in Paris herzlich müde. Aber die Scene wechselte bey der Rückkunft des Herrn** der sich die Mü- he nahm, diesen aus Frankreich berufe- nen Hausgeist an den Platz seiner Bestim- mung zu setzen.
Das Gepränge, womit das sclavische Vorurtheil, so unser Adel für Frankreich hat, dem Herrn ** den Pariser vorstell-
te;
P
und Zeitvertreiber der ſchoͤnen Pariſer Welt zu machen wußte; der bey allen Frauenzimmerarbeiten helfen konnte, und der galanten Wittib ſein Erſtaunen uͤber die Delicateſſe ihres Geiſtes und uͤber die Grazien ihrer Perſon und ihrer gar nicht deutſchen Seele in allen Toͤnen und Wendungen ſeiner Sprache vorſagte.
So angenehm es mir Anfangs war, ein Urbild der Gemaͤhlde zu ſehen, die mir ſchon oft in Buͤchern von dieſen Miethgei- ſtern der Reichen und Großen in Frank- reich vorgekommen waren; ſo wurde ich doch ſchon am vierten Tag ſeiner leeren, und nur in andern Worten wiederhohlten Erzaͤhlungen von Meubles, Putz, Gaſte- reyen und Geſellſchaften in Paris herzlich muͤde. Aber die Scene wechſelte bey der Ruͤckkunft des Herrn** der ſich die Muͤ- he nahm, dieſen aus Frankreich berufe- nen Hausgeiſt an den Platz ſeiner Beſtim- mung zu ſetzen.
Das Gepraͤnge, womit das ſclaviſche Vorurtheil, ſo unſer Adel fuͤr Frankreich hat, dem Herrn ** den Pariſer vorſtell-
te;
P
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0251"n="225"/>
und <hirendition="#fr">Zeitvertreiber</hi> der ſchoͤnen Pariſer<lb/>
Welt zu machen wußte; der bey allen<lb/>
Frauenzimmerarbeiten helfen konnte, und<lb/>
der galanten Wittib ſein Erſtaunen uͤber<lb/>
die Delicateſſe ihres Geiſtes und uͤber die<lb/>
Grazien ihrer Perſon und ihrer <hirendition="#fr">gar nicht<lb/>
deutſchen Seele</hi> in allen Toͤnen und<lb/>
Wendungen ſeiner Sprache vorſagte.</p><lb/><p>So angenehm es mir Anfangs war,<lb/>
ein Urbild der Gemaͤhlde zu ſehen, die mir<lb/>ſchon oft in Buͤchern von dieſen Miethgei-<lb/>ſtern der Reichen und Großen in Frank-<lb/>
reich vorgekommen waren; ſo wurde ich<lb/>
doch ſchon am vierten Tag ſeiner leeren,<lb/>
und nur in andern Worten wiederhohlten<lb/>
Erzaͤhlungen von Meubles, Putz, Gaſte-<lb/>
reyen und Geſellſchaften in Paris herzlich<lb/>
muͤde. Aber die Scene wechſelte bey der<lb/>
Ruͤckkunft des Herrn** der ſich die Muͤ-<lb/>
he nahm, dieſen aus Frankreich berufe-<lb/>
nen Hausgeiſt an den Platz ſeiner Beſtim-<lb/>
mung zu ſetzen.</p><lb/><p>Das Gepraͤnge, womit das ſclaviſche<lb/>
Vorurtheil, ſo unſer Adel fuͤr Frankreich<lb/>
hat, dem Herrn ** den <hirendition="#fr">Pariſer</hi> vorſtell-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P</fw><fwplace="bottom"type="catch">te;</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[225/0251]
und Zeitvertreiber der ſchoͤnen Pariſer
Welt zu machen wußte; der bey allen
Frauenzimmerarbeiten helfen konnte, und
der galanten Wittib ſein Erſtaunen uͤber
die Delicateſſe ihres Geiſtes und uͤber die
Grazien ihrer Perſon und ihrer gar nicht
deutſchen Seele in allen Toͤnen und
Wendungen ſeiner Sprache vorſagte.
So angenehm es mir Anfangs war,
ein Urbild der Gemaͤhlde zu ſehen, die mir
ſchon oft in Buͤchern von dieſen Miethgei-
ſtern der Reichen und Großen in Frank-
reich vorgekommen waren; ſo wurde ich
doch ſchon am vierten Tag ſeiner leeren,
und nur in andern Worten wiederhohlten
Erzaͤhlungen von Meubles, Putz, Gaſte-
reyen und Geſellſchaften in Paris herzlich
muͤde. Aber die Scene wechſelte bey der
Ruͤckkunft des Herrn** der ſich die Muͤ-
he nahm, dieſen aus Frankreich berufe-
nen Hausgeiſt an den Platz ſeiner Beſtim-
mung zu ſetzen.
Das Gepraͤnge, womit das ſclaviſche
Vorurtheil, ſo unſer Adel fuͤr Frankreich
hat, dem Herrn ** den Pariſer vorſtell-
te;
P
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/251>, abgerufen am 15.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.