und Gefälligkeit des Herrn ** machte, erboßt war, zumal da ihn dem ungeach- tet alle um sich haben wollten, und mich wie neidischsumsende Wespen hinderten, etwas Honig für mich zu sammeln, auch nur den Pariser immer reden machten: ich warf endlich die Frage auf: Was für einen Gebrauch die französischen Damen von dem Umgang ihrer Gelehrten mach- ten? Jch vernahm aus der Antwort:
Sie lernten von ihnen
"Die Schönheiten der Sprache und des Ausdrucks;
"Von allen Wissenschaften eine Jdee zu haben, um hie und da etliche Worte in die Unterredung mischen zu können, die ihnen den Ruhm vieler Kenntnisse er- haschen hälfen:
"Wenigstens die Nahmen aller Schrif- ten zu wissen, und etwas das einem Ur- theil gleiche darüber zu sagen;
"Sie besuchten auch mit ihnen die öf- fentlichen physicalischen Lehrstunden, wo sie ohne viele Mühe, sehr nützliche Be- griffe sammelten;
Jnglei-
und Gefaͤlligkeit des Herrn ** machte, erboßt war, zumal da ihn dem ungeach- tet alle um ſich haben wollten, und mich wie neidiſchſumſende Weſpen hinderten, etwas Honig fuͤr mich zu ſammeln, auch nur den Pariſer immer reden machten: ich warf endlich die Frage auf: Was fuͤr einen Gebrauch die franzoͤſiſchen Damen von dem Umgang ihrer Gelehrten mach- ten? Jch vernahm aus der Antwort:
Sie lernten von ihnen
„Die Schoͤnheiten der Sprache und des Ausdrucks;
„Von allen Wiſſenſchaften eine Jdee zu haben, um hie und da etliche Worte in die Unterredung miſchen zu koͤnnen, die ihnen den Ruhm vieler Kenntniſſe er- haſchen haͤlfen:
„Wenigſtens die Nahmen aller Schrif- ten zu wiſſen, und etwas das einem Ur- theil gleiche daruͤber zu ſagen;
„Sie beſuchten auch mit ihnen die oͤf- fentlichen phyſicaliſchen Lehrſtunden, wo ſie ohne viele Muͤhe, ſehr nuͤtzliche Be- griffe ſammelten;
Jnglei-
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und Gefaͤlligkeit des Herrn ** machte,
erboßt war, zumal da ihn dem ungeach-
tet alle um ſich haben wollten, und mich
wie neidiſchſumſende Weſpen hinderten,
etwas Honig fuͤr mich zu ſammeln, auch
nur den Pariſer immer reden machten:
ich warf endlich die Frage auf: Was fuͤr
einen Gebrauch die franzoͤſiſchen Damen
von dem Umgang ihrer Gelehrten mach-
ten? Jch vernahm aus der Antwort:
Sie lernten von ihnen
„Die Schoͤnheiten der Sprache und
des Ausdrucks;
„Von allen Wiſſenſchaften eine Jdee
zu haben, um hie und da etliche Worte
in die Unterredung miſchen zu koͤnnen,
die ihnen den Ruhm vieler Kenntniſſe er-
haſchen haͤlfen:
„Wenigſtens die Nahmen aller Schrif-
ten zu wiſſen, und etwas das einem Ur-
theil gleiche daruͤber zu ſagen;
„Sie beſuchten auch mit ihnen die oͤf-
fentlichen phyſicaliſchen Lehrſtunden, wo
ſie ohne viele Muͤhe, ſehr nuͤtzliche Be-
griffe ſammelten;
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/254>, abgerufen am 16.05.2024.
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