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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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meine ganze Hochachtung erworben. Jch
würde ihn gern glücklich sehen.

Meine Gemahlin: was sagen Sie?

Daß bey einem Mann, wie dieser ist,
eine gerechte Ausnahme zu machen sey.
Jch werde ihn gerne Bruder nennen.

Jch nicht, sagte Fräulein Char-
lotte. --

"Warum, meine Liebe?"

Weil diese schöne Verbindung auf Un-
kosten meines Glücks gemacht wird.

"Wie das, Charlotte?"

Wer wird denn unser Haus zu einer
Vermählung suchen, wenn die ältere Toch-
ter so verschleudert ist?

"Verschleudert? bey einem Mann von
Tugend und Ehre, bey dem Freunde dei-
nes Bruders?"

Vielleicht hast du noch einen Univer-
sitätsfreund von dieser Tugend, der sich
um mich melden wird, um seiner aufkei-
menden Ehre eine Stütze zu geben, und
da wirst du auch Ursachen zu deiner Ein-
willigung bereit haben?

Char-

meine ganze Hochachtung erworben. Jch
wuͤrde ihn gern gluͤcklich ſehen.

Meine Gemahlin: was ſagen Sie?

Daß bey einem Mann, wie dieſer iſt,
eine gerechte Ausnahme zu machen ſey.
Jch werde ihn gerne Bruder nennen.

Jch nicht, ſagte Fraͤulein Char-
lotte. —

„Warum, meine Liebe?“

Weil dieſe ſchoͤne Verbindung auf Un-
koſten meines Gluͤcks gemacht wird.

„Wie das, Charlotte?“

Wer wird denn unſer Haus zu einer
Vermaͤhlung ſuchen, wenn die aͤltere Toch-
ter ſo verſchleudert iſt?

„Verſchleudert? bey einem Mann von
Tugend und Ehre, bey dem Freunde dei-
nes Bruders?“

Vielleicht haſt du noch einen Univer-
ſitaͤtsfreund von dieſer Tugend, der ſich
um mich melden wird, um ſeiner aufkei-
menden Ehre eine Stuͤtze zu geben, und
da wirſt du auch Urſachen zu deiner Ein-
willigung bereit haben?

Char-
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[30/0056] meine ganze Hochachtung erworben. Jch wuͤrde ihn gern gluͤcklich ſehen. Meine Gemahlin: was ſagen Sie? Daß bey einem Mann, wie dieſer iſt, eine gerechte Ausnahme zu machen ſey. Jch werde ihn gerne Bruder nennen. Jch nicht, ſagte Fraͤulein Char- lotte. — „Warum, meine Liebe?“ Weil dieſe ſchoͤne Verbindung auf Un- koſten meines Gluͤcks gemacht wird. „Wie das, Charlotte?“ Wer wird denn unſer Haus zu einer Vermaͤhlung ſuchen, wenn die aͤltere Toch- ter ſo verſchleudert iſt? „Verſchleudert? bey einem Mann von Tugend und Ehre, bey dem Freunde dei- nes Bruders?“ Vielleicht haſt du noch einen Univer- ſitaͤtsfreund von dieſer Tugend, der ſich um mich melden wird, um ſeiner aufkei- menden Ehre eine Stuͤtze zu geben, und da wirſt du auch Urſachen zu deiner Ein- willigung bereit haben? Char-

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/56>, abgerufen am 28.04.2024.