meine ganze Hochachtung erworben. Jch würde ihn gern glücklich sehen.
Meine Gemahlin: was sagen Sie?
Daß bey einem Mann, wie dieser ist, eine gerechte Ausnahme zu machen sey. Jch werde ihn gerne Bruder nennen.
Jch nicht, sagte Fräulein Char- lotte. --
"Warum, meine Liebe?"
Weil diese schöne Verbindung auf Un- kosten meines Glücks gemacht wird.
"Wie das, Charlotte?"
Wer wird denn unser Haus zu einer Vermählung suchen, wenn die ältere Toch- ter so verschleudert ist?
"Verschleudert? bey einem Mann von Tugend und Ehre, bey dem Freunde dei- nes Bruders?"
Vielleicht hast du noch einen Univer- sitätsfreund von dieser Tugend, der sich um mich melden wird, um seiner aufkei- menden Ehre eine Stütze zu geben, und da wirst du auch Ursachen zu deiner Ein- willigung bereit haben?
Char-
meine ganze Hochachtung erworben. Jch wuͤrde ihn gern gluͤcklich ſehen.
Meine Gemahlin: was ſagen Sie?
Daß bey einem Mann, wie dieſer iſt, eine gerechte Ausnahme zu machen ſey. Jch werde ihn gerne Bruder nennen.
Jch nicht, ſagte Fraͤulein Char- lotte. —
„Warum, meine Liebe?“
Weil dieſe ſchoͤne Verbindung auf Un- koſten meines Gluͤcks gemacht wird.
„Wie das, Charlotte?“
Wer wird denn unſer Haus zu einer Vermaͤhlung ſuchen, wenn die aͤltere Toch- ter ſo verſchleudert iſt?
„Verſchleudert? bey einem Mann von Tugend und Ehre, bey dem Freunde dei- nes Bruders?“
Vielleicht haſt du noch einen Univer- ſitaͤtsfreund von dieſer Tugend, der ſich um mich melden wird, um ſeiner aufkei- menden Ehre eine Stuͤtze zu geben, und da wirſt du auch Urſachen zu deiner Ein- willigung bereit haben?
Char-
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meine ganze Hochachtung erworben. Jch
wuͤrde ihn gern gluͤcklich ſehen.
Meine Gemahlin: was ſagen Sie?
Daß bey einem Mann, wie dieſer iſt,
eine gerechte Ausnahme zu machen ſey.
Jch werde ihn gerne Bruder nennen.
Jch nicht, ſagte Fraͤulein Char-
lotte. —
„Warum, meine Liebe?“
Weil dieſe ſchoͤne Verbindung auf Un-
koſten meines Gluͤcks gemacht wird.
„Wie das, Charlotte?“
Wer wird denn unſer Haus zu einer
Vermaͤhlung ſuchen, wenn die aͤltere Toch-
ter ſo verſchleudert iſt?
„Verſchleudert? bey einem Mann von
Tugend und Ehre, bey dem Freunde dei-
nes Bruders?“
Vielleicht haſt du noch einen Univer-
ſitaͤtsfreund von dieſer Tugend, der ſich
um mich melden wird, um ſeiner aufkei-
menden Ehre eine Stuͤtze zu geben, und
da wirſt du auch Urſachen zu deiner Ein-
willigung bereit haben?
Char-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/56>, abgerufen am 28.04.2024.
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