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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

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Zwölftes Kapitel.
waren auch einige Reservebehälter gerettet worden,
die komprimierten Wasserstoff enthielten. Allerdings
konnte derselbe zu einer vollständigen Füllung des
Ballons nicht ausreichen. Doch hoffte Grunthe, von
den Martiern die Mittel zur genügenden Entwicklung
des Gases zu erhalten. Er hatte bei seinen Studien
auf der Jnsel gesehen, daß die Martier über so ge-
waltige Mengen elektrischen Stromes verfügten, daß
er dadurch den Wasserstoff leicht aus dem Wasser des
Meeres erhalten konnte. Sollte ihm aber hierzu die
Beihilfe verweigert werden, so war er entschlossen, den
Ballon entsprechend zu verkleinern und mit dem Re-
servevorrat an Gas und nur dem notwendigsten Ge-
päck die Heimreise anzutreten. Er hatte in der
Bibliothek der Martier die Witterungsbeobachtungen
gefunden, welche Jahre hindurch von ihnen am Nord-
pol ausgeführt waren. Daraus hatte er entnommen,
daß während des Novembers regelmäßig andauernd
nach Europa hinwehende Winde einzutreten pflegten,
daß er aber früher keine Aussicht hatte, günstige
Windverhältnisse zu erwarten. Demnach mußte er
sich entscheiden, ob er sich jetzt, kurz vor Beginn der
Polarnacht, unbestimmten atmosphärischen Verhält-
nissen anvertrauen wollte, oder ob er mitten in der
Polarnacht es wagen wollte, bei günstigem Winde
aufzusteigen. Das letztere schien ihm das Empfehlens-
wertere zu sein, da er bei gutem Winde hoffen durfte,
in wenigen Tagen bewohnte Gegenden zu erreichen.

Diese Ueberlegungen, welche Grunthe für sich an-
gestellt hatte, waren von ihm zwar Saltner gegen-

Zwölftes Kapitel.
waren auch einige Reſervebehälter gerettet worden,
die komprimierten Waſſerſtoff enthielten. Allerdings
konnte derſelbe zu einer vollſtändigen Füllung des
Ballons nicht ausreichen. Doch hoffte Grunthe, von
den Martiern die Mittel zur genügenden Entwicklung
des Gaſes zu erhalten. Er hatte bei ſeinen Studien
auf der Jnſel geſehen, daß die Martier über ſo ge-
waltige Mengen elektriſchen Stromes verfügten, daß
er dadurch den Waſſerſtoff leicht aus dem Waſſer des
Meeres erhalten konnte. Sollte ihm aber hierzu die
Beihilfe verweigert werden, ſo war er entſchloſſen, den
Ballon entſprechend zu verkleinern und mit dem Re-
ſervevorrat an Gas und nur dem notwendigſten Ge-
päck die Heimreiſe anzutreten. Er hatte in der
Bibliothek der Martier die Witterungsbeobachtungen
gefunden, welche Jahre hindurch von ihnen am Nord-
pol ausgeführt waren. Daraus hatte er entnommen,
daß während des Novembers regelmäßig andauernd
nach Europa hinwehende Winde einzutreten pflegten,
daß er aber früher keine Ausſicht hatte, günſtige
Windverhältniſſe zu erwarten. Demnach mußte er
ſich entſcheiden, ob er ſich jetzt, kurz vor Beginn der
Polarnacht, unbeſtimmten atmoſphäriſchen Verhält-
niſſen anvertrauen wollte, oder ob er mitten in der
Polarnacht es wagen wollte, bei günſtigem Winde
aufzuſteigen. Das letztere ſchien ihm das Empfehlens-
wertere zu ſein, da er bei gutem Winde hoffen durfte,
in wenigen Tagen bewohnte Gegenden zu erreichen.

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geſtellt hatte, waren von ihm zwar Saltner gegen-

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[178/0186] Zwölftes Kapitel. waren auch einige Reſervebehälter gerettet worden, die komprimierten Waſſerſtoff enthielten. Allerdings konnte derſelbe zu einer vollſtändigen Füllung des Ballons nicht ausreichen. Doch hoffte Grunthe, von den Martiern die Mittel zur genügenden Entwicklung des Gaſes zu erhalten. Er hatte bei ſeinen Studien auf der Jnſel geſehen, daß die Martier über ſo ge- waltige Mengen elektriſchen Stromes verfügten, daß er dadurch den Waſſerſtoff leicht aus dem Waſſer des Meeres erhalten konnte. Sollte ihm aber hierzu die Beihilfe verweigert werden, ſo war er entſchloſſen, den Ballon entſprechend zu verkleinern und mit dem Re- ſervevorrat an Gas und nur dem notwendigſten Ge- päck die Heimreiſe anzutreten. Er hatte in der Bibliothek der Martier die Witterungsbeobachtungen gefunden, welche Jahre hindurch von ihnen am Nord- pol ausgeführt waren. Daraus hatte er entnommen, daß während des Novembers regelmäßig andauernd nach Europa hinwehende Winde einzutreten pflegten, daß er aber früher keine Ausſicht hatte, günſtige Windverhältniſſe zu erwarten. Demnach mußte er ſich entſcheiden, ob er ſich jetzt, kurz vor Beginn der Polarnacht, unbeſtimmten atmoſphäriſchen Verhält- niſſen anvertrauen wollte, oder ob er mitten in der Polarnacht es wagen wollte, bei günſtigem Winde aufzuſteigen. Das letztere ſchien ihm das Empfehlens- wertere zu ſein, da er bei gutem Winde hoffen durfte, in wenigen Tagen bewohnte Gegenden zu erreichen. Dieſe Ueberlegungen, welche Grunthe für ſich an- geſtellt hatte, waren von ihm zwar Saltner gegen-

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/186>, abgerufen am 04.05.2024.