Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Lichtdepesche.
Schnurrbärtchen drehend: "Jch habe da einen etwas
fatalen Auftrag, den ich aber nicht ablehnen konnte.
Weil wir uns ja kennen, dachte ich, ich könnte die
Sache am besten beilegen. Weißt Du, Du hast da
heute früh mit dem Herrn von Schnabel --"

Ell machte eine abwehrende Bewegung.

"Na ja", sagte Wagner, "es ist ein nicht sehr an-
genehmer Herr, hä, außerdem so etwas" -- er klopfte
mit dem Finger an die Stirn -- "seinerseits taktlos
und dabei furchtbar empfindlich. Du hast ihn ja
wahrscheinlich ganz mit Recht abfallen lassen, aber er
fühlt sich von Dir brüskiert, und ich soll da eine Art
von Erklärung fordern."

"Mit dem größten Vergnügen", erwiderte Ell
lächelnd, "ich habe ihm verwiesen, naseweise Be-
merkungen zu machen über Dinge, die ihn nichts an-
gehen. Jch habe ihn vielleicht etwas schroff behandelt,
aber einerseits hat er es verdient, andrerseits hatte ich
den Kopf wirklich mit wichtigeren Dingen voll, als sie
die Neugier von Herrn Schnabel erregen. Wenn es
ihn tröstet, so sage ihm, daß mir nichts ferner gelegen
hat als ihn beleidigen zu wollen."

"Hm -- ich weiß nicht, ob ihm das genügen wird,
er verlangt, daß Du Deine Äußerungen formell zurück-
nimmst."

"Jch habe nichts zurückzunehmen, da ich nur die
Wahrheit gesagt habe, er muß sich also schon an der
Erklärung genügen lassen, daß ich ihn nicht beleidigen
wollte. Eine Unhöflichkeit ist noch keine Beleidigung.
Wenn er sich aber seiner Fragen wegen entschuldigen

Die Lichtdepeſche.
Schnurrbärtchen drehend: „Jch habe da einen etwas
fatalen Auftrag, den ich aber nicht ablehnen konnte.
Weil wir uns ja kennen, dachte ich, ich könnte die
Sache am beſten beilegen. Weißt Du, Du haſt da
heute früh mit dem Herrn von Schnabel —‟

Ell machte eine abwehrende Bewegung.

„Na ja‟, ſagte Wagner, „es iſt ein nicht ſehr an-
genehmer Herr, hä, außerdem ſo etwas‟ — er klopfte
mit dem Finger an die Stirn — „ſeinerſeits taktlos
und dabei furchtbar empfindlich. Du haſt ihn ja
wahrſcheinlich ganz mit Recht abfallen laſſen, aber er
fühlt ſich von Dir brüskiert, und ich ſoll da eine Art
von Erklärung fordern.‟

„Mit dem größten Vergnügen‟, erwiderte Ell
lächelnd, „ich habe ihm verwieſen, naſeweiſe Be-
merkungen zu machen über Dinge, die ihn nichts an-
gehen. Jch habe ihn vielleicht etwas ſchroff behandelt,
aber einerſeits hat er es verdient, andrerſeits hatte ich
den Kopf wirklich mit wichtigeren Dingen voll, als ſie
die Neugier von Herrn Schnabel erregen. Wenn es
ihn tröſtet, ſo ſage ihm, daß mir nichts ferner gelegen
hat als ihn beleidigen zu wollen.‟

„Hm — ich weiß nicht, ob ihm das genügen wird,
er verlangt, daß Du Deine Äußerungen formell zurück-
nimmſt.‟

„Jch habe nichts zurückzunehmen, da ich nur die
Wahrheit geſagt habe, er muß ſich alſo ſchon an der
Erklärung genügen laſſen, daß ich ihn nicht beleidigen
wollte. Eine Unhöflichkeit iſt noch keine Beleidigung.
Wenn er ſich aber ſeiner Fragen wegen entſchuldigen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0383" n="375"/><fw place="top" type="header">Die Lichtdepe&#x017F;che.</fw><lb/>
Schnurrbärtchen drehend: &#x201E;Jch habe da einen etwas<lb/>
fatalen Auftrag, den ich aber nicht ablehnen konnte.<lb/>
Weil wir uns ja kennen, dachte ich, ich könnte die<lb/>
Sache am be&#x017F;ten beilegen. Weißt Du, Du ha&#x017F;t da<lb/>
heute früh mit dem Herrn von Schnabel &#x2014;&#x201F;</p><lb/>
          <p>Ell machte eine abwehrende Bewegung.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Na ja&#x201F;, &#x017F;agte Wagner, &#x201E;es i&#x017F;t ein nicht &#x017F;ehr an-<lb/>
genehmer Herr, hä, außerdem &#x017F;o etwas&#x201F; &#x2014; er klopfte<lb/>
mit dem Finger an die Stirn &#x2014; &#x201E;&#x017F;einer&#x017F;eits taktlos<lb/>
und dabei furchtbar empfindlich. Du ha&#x017F;t ihn ja<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich ganz mit Recht abfallen la&#x017F;&#x017F;en, aber er<lb/>
fühlt &#x017F;ich von Dir brüskiert, und ich &#x017F;oll da eine Art<lb/>
von Erklärung fordern.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Mit dem größten Vergnügen&#x201F;, erwiderte Ell<lb/>
lächelnd, &#x201E;ich habe ihm verwie&#x017F;en, na&#x017F;ewei&#x017F;e Be-<lb/>
merkungen zu machen über Dinge, die ihn nichts an-<lb/>
gehen. Jch habe ihn vielleicht etwas &#x017F;chroff behandelt,<lb/>
aber einer&#x017F;eits hat er es verdient, andrer&#x017F;eits hatte ich<lb/>
den Kopf wirklich mit wichtigeren Dingen voll, als &#x017F;ie<lb/>
die Neugier von Herrn Schnabel erregen. Wenn es<lb/>
ihn trö&#x017F;tet, &#x017F;o &#x017F;age ihm, daß mir nichts ferner gelegen<lb/>
hat als ihn beleidigen zu wollen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Hm &#x2014; ich weiß nicht, ob ihm das genügen wird,<lb/>
er verlangt, daß Du Deine Äußerungen formell zurück-<lb/>
nimm&#x017F;t.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jch habe nichts zurückzunehmen, da ich nur die<lb/>
Wahrheit ge&#x017F;agt habe, er muß &#x017F;ich al&#x017F;o &#x017F;chon an der<lb/>
Erklärung genügen la&#x017F;&#x017F;en, daß ich ihn nicht beleidigen<lb/>
wollte. Eine Unhöflichkeit i&#x017F;t noch keine Beleidigung.<lb/>
Wenn er &#x017F;ich aber &#x017F;einer Fragen wegen ent&#x017F;chuldigen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[375/0383] Die Lichtdepeſche. Schnurrbärtchen drehend: „Jch habe da einen etwas fatalen Auftrag, den ich aber nicht ablehnen konnte. Weil wir uns ja kennen, dachte ich, ich könnte die Sache am beſten beilegen. Weißt Du, Du haſt da heute früh mit dem Herrn von Schnabel —‟ Ell machte eine abwehrende Bewegung. „Na ja‟, ſagte Wagner, „es iſt ein nicht ſehr an- genehmer Herr, hä, außerdem ſo etwas‟ — er klopfte mit dem Finger an die Stirn — „ſeinerſeits taktlos und dabei furchtbar empfindlich. Du haſt ihn ja wahrſcheinlich ganz mit Recht abfallen laſſen, aber er fühlt ſich von Dir brüskiert, und ich ſoll da eine Art von Erklärung fordern.‟ „Mit dem größten Vergnügen‟, erwiderte Ell lächelnd, „ich habe ihm verwieſen, naſeweiſe Be- merkungen zu machen über Dinge, die ihn nichts an- gehen. Jch habe ihn vielleicht etwas ſchroff behandelt, aber einerſeits hat er es verdient, andrerſeits hatte ich den Kopf wirklich mit wichtigeren Dingen voll, als ſie die Neugier von Herrn Schnabel erregen. Wenn es ihn tröſtet, ſo ſage ihm, daß mir nichts ferner gelegen hat als ihn beleidigen zu wollen.‟ „Hm — ich weiß nicht, ob ihm das genügen wird, er verlangt, daß Du Deine Äußerungen formell zurück- nimmſt.‟ „Jch habe nichts zurückzunehmen, da ich nur die Wahrheit geſagt habe, er muß ſich alſo ſchon an der Erklärung genügen laſſen, daß ich ihn nicht beleidigen wollte. Eine Unhöflichkeit iſt noch keine Beleidigung. Wenn er ſich aber ſeiner Fragen wegen entſchuldigen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/383
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/383>, abgerufen am 29.04.2024.