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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
stopfen den Klosterdamm zum Streckelberge, es ist nicht
durchzukommen, und das Volk ist grimmig wie der Auer-
ochse, es zerrisse uns, wenn es merkte, daß wir der Jung-
fer beistehn wollten -- und der Umweg an der Seeseite ist
zu weit und das Schmollenwasser ist zu breit, und wenn
das Alles nicht wäre, was kann ein Einzelner gegen Urtel
und gebrochenen Stab!
Rüdiger.
Diesen Richtern selber den Stab brechen, so mir Gott
im Himmel helfe!
(Eilig ab.)
Birkhahn (ihm nach).
Mir ist's schon recht! 's ist an uns Allen nichts mehr
gelegen! Hört nur, was vorgegangen!
(Ab.)
(Verwandlung.)
Wald mit freier Aussicht auf die See; Scheiterhaufen im Hin-
tergrunde -- man hört es donnern, es regnet und es ver-
finstert sich allmählig die Luft. Blitze leuchten, Geräusch
des andringenden Volkshaufens.
(Zwei Wächter stehen mit brennenden Fackeln am Scheiter-
haufen; an jeder Culisse steht ein Musketier, Gewehr im
Arme. Für die vorderen Culissen treten sie vor nach der
Verwandlung; an den hinteren stehen sie schon. Die Com-
mandoworte für sie, von ihrem nicht sichtbaren Anführer
ausgehend, kommen von der linken Seite, von welcher auch
Wittich und die Uebrigen eintreten. Man hört den Ge-
sang eines geistlichen Liedes näher kommen.)
Die Bernſteinhexe.
ſtopfen den Kloſterdamm zum Streckelberge, es iſt nicht
durchzukommen, und das Volk iſt grimmig wie der Auer-
ochſe, es zerriſſe uns, wenn es merkte, daß wir der Jung-
fer beiſtehn wollten — und der Umweg an der Seeſeite iſt
zu weit und das Schmollenwaſſer iſt zu breit, und wenn
das Alles nicht waͤre, was kann ein Einzelner gegen Urtel
und gebrochenen Stab!
Rüdiger.
Dieſen Richtern ſelber den Stab brechen, ſo mir Gott
im Himmel helfe!
(Eilig ab.)
Birkhahn (ihm nach).
Mir iſt’s ſchon recht! ’s iſt an uns Allen nichts mehr
gelegen! Hoͤrt nur, was vorgegangen!
(Ab.)
(Verwandlung.)
Wald mit freier Ausſicht auf die See; Scheiterhaufen im Hin-
tergrunde — man hoͤrt es donnern, es regnet und es ver-
finſtert ſich allmaͤhlig die Luft. Blitze leuchten, Geraͤuſch
des andringenden Volkshaufens.
(Zwei Waͤchter ſtehen mit brennenden Fackeln am Scheiter-
haufen; an jeder Culiſſe ſteht ein Musketier, Gewehr im
Arme. Fuͤr die vorderen Culiſſen treten ſie vor nach der
Verwandlung; an den hinteren ſtehen ſie ſchon. Die Com-
mandoworte fuͤr ſie, von ihrem nicht ſichtbaren Anfuͤhrer
ausgehend, kommen von der linken Seite, von welcher auch
Wittich und die Uebrigen eintreten. Man hoͤrt den Ge-
ſang eines geiſtlichen Liedes naͤher kommen.)
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[238/0244] Die Bernſteinhexe. ſtopfen den Kloſterdamm zum Streckelberge, es iſt nicht durchzukommen, und das Volk iſt grimmig wie der Auer- ochſe, es zerriſſe uns, wenn es merkte, daß wir der Jung- fer beiſtehn wollten — und der Umweg an der Seeſeite iſt zu weit und das Schmollenwaſſer iſt zu breit, und wenn das Alles nicht waͤre, was kann ein Einzelner gegen Urtel und gebrochenen Stab! Rüdiger. Dieſen Richtern ſelber den Stab brechen, ſo mir Gott im Himmel helfe! (Eilig ab.) Birkhahn (ihm nach). Mir iſt’s ſchon recht! ’s iſt an uns Allen nichts mehr gelegen! Hoͤrt nur, was vorgegangen! (Ab.) (Verwandlung.) Wald mit freier Ausſicht auf die See; Scheiterhaufen im Hin- tergrunde — man hoͤrt es donnern, es regnet und es ver- finſtert ſich allmaͤhlig die Luft. Blitze leuchten, Geraͤuſch des andringenden Volkshaufens. (Zwei Waͤchter ſtehen mit brennenden Fackeln am Scheiter- haufen; an jeder Culiſſe ſteht ein Musketier, Gewehr im Arme. Fuͤr die vorderen Culiſſen treten ſie vor nach der Verwandlung; an den hinteren ſtehen ſie ſchon. Die Com- mandoworte fuͤr ſie, von ihrem nicht ſichtbaren Anfuͤhrer ausgehend, kommen von der linken Seite, von welcher auch Wittich und die Uebrigen eintreten. Man hoͤrt den Ge- ſang eines geiſtlichen Liedes naͤher kommen.)

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/244>, abgerufen am 28.04.2024.