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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
Consul.
Es ist dem Volk nicht zu verargen, gestrenger Herr,
das Wetter wird immer entsetzlicher, und das Volk schreit
mit Recht, die Hexe sei an diesem Höllenwetter schuld!
Wittich.
Mit welcher geheimnißvollen Kraft, Weib, bist Du
im Bunde? Und warum willst Du ein so ungeheures Ge-
heimniß mit in's Grab nehmen und uns Allen entziehn?

(Es donnert und blitzt auf's Aergste.)
Marie (betend).
Rex tremendae majestatis,
Qui salvandos salvas gratis,
Salva me, fons pietatis!
Consul.
Rufe Gott an, statt des Teufels, Dein letzter Augen-
blick ist da!
Wittich.
Das ist's ja eben, Narr, sie ruft nicht zum Teufel, sie
spricht ein altes Kirchen-Lied! Sie narrt Euch und höh-
net mich! Bleibt Jhr die Narren, ich will für den Hohn
mich rächen! Holla, Wächter, macht Euch fertig!
(leise zu
Marie.)
Noch schaff' ich Rath, Mädchen, wenn Du Dei-
nen Zauber mir wahrhaft enthüllst und mir ihn mitthei-
lest! Willst Du? sprich!
Die Bernſteinhexe.
Conſul.
Es iſt dem Volk nicht zu verargen, geſtrenger Herr,
das Wetter wird immer entſetzlicher, und das Volk ſchreit
mit Recht, die Hexe ſei an dieſem Hoͤllenwetter ſchuld!
Wittich.
Mit welcher geheimnißvollen Kraft, Weib, biſt Du
im Bunde? Und warum willſt Du ein ſo ungeheures Ge-
heimniß mit in’s Grab nehmen und uns Allen entziehn?

(Es donnert und blitzt auf’s Aergſte.)
Marie (betend).
Rex tremendae majestatis,
Qui salvandos salvas gratis,
Salva me, fons pietatis!
Conſul.
Rufe Gott an, ſtatt des Teufels, Dein letzter Augen-
blick iſt da!
Wittich.
Das iſt’s ja eben, Narr, ſie ruft nicht zum Teufel, ſie
ſpricht ein altes Kirchen-Lied! Sie narrt Euch und hoͤh-
net mich! Bleibt Jhr die Narren, ich will fuͤr den Hohn
mich raͤchen! Holla, Waͤchter, macht Euch fertig!
(leiſe zu
Marie.)
Noch ſchaff’ ich Rath, Maͤdchen, wenn Du Dei-
nen Zauber mir wahrhaft enthuͤllſt und mir ihn mitthei-
leſt! Willſt Du? ſprich!
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[240/0246] Die Bernſteinhexe. Conſul. Es iſt dem Volk nicht zu verargen, geſtrenger Herr, das Wetter wird immer entſetzlicher, und das Volk ſchreit mit Recht, die Hexe ſei an dieſem Hoͤllenwetter ſchuld! Wittich. Mit welcher geheimnißvollen Kraft, Weib, biſt Du im Bunde? Und warum willſt Du ein ſo ungeheures Ge- heimniß mit in’s Grab nehmen und uns Allen entziehn? (Es donnert und blitzt auf’s Aergſte.) Marie (betend). Rex tremendae majestatis, Qui salvandos salvas gratis, Salva me, fons pietatis! Conſul. Rufe Gott an, ſtatt des Teufels, Dein letzter Augen- blick iſt da! Wittich. Das iſt’s ja eben, Narr, ſie ruft nicht zum Teufel, ſie ſpricht ein altes Kirchen-Lied! Sie narrt Euch und hoͤh- net mich! Bleibt Jhr die Narren, ich will fuͤr den Hohn mich raͤchen! Holla, Waͤchter, macht Euch fertig! (leiſe zu Marie.) Noch ſchaff’ ich Rath, Maͤdchen, wenn Du Dei- nen Zauber mir wahrhaft enthuͤllſt und mir ihn mitthei- leſt! Willſt Du? ſprich!

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/246>, abgerufen am 28.04.2024.