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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
Schlachtopfer entziehn. --
(Lebhaft anwachsender Volkstu-
mult: Die Hexe muß brennen, die Hexe muß brennen, vor-
wärts!)
Hört Jhr wohl? Volkes Haß, ein schneidend Glas!
Rüdiger.
Volkes Gunst ein blauer Dunst! Nun denn, so sprecht
Euer Vater unser, denn Jhr sterbt zuerst, so Jhr in mei-
nem Wege bleibt!
(Consul prallt zurück, Rüdiger schwingt
sein Schwert.)
Zurück, wer nicht sterben will! (Alles macht
Raum und er hebt Marien vom Scheiterhaufen und reißt den
Strick von ihren Händen. Wüthendes Volksgeschrei.)
Wulf (der sich auf den Scheiterhaufen hinauf zurückgezogen,
schwingt das Schwert, es wird ganz ruhig, er ruft):

Der Amtshauptmann auf dem langen Schimmel kommt
den Berg herauf -- der Wittich spukt!
(Alle sehen nach
dem rothen Mantel.)
Rüdiger.
Dies ist mein Bote Andres, den der Herzog sendet!
Weh' uns, er kann nur unverrichteter. Sache schon zu-
rück sein!
Wulf.
Nein, 's ist der Birkhahn Zabel, der einen großen
Brief in die Luft hält!
Rüdiger (zu Marie).
Eine Kriegslist des Burschen.
Die Bernſteinhexe.
Schlachtopfer entziehn. —
(Lebhaft anwachſender Volkstu-
mult: Die Hexe muß brennen, die Hexe muß brennen, vor-
waͤrts!)
Hoͤrt Jhr wohl? Volkes Haß, ein ſchneidend Glas!
Rüdiger.
Volkes Gunſt ein blauer Dunſt! Nun denn, ſo ſprecht
Euer Vater unſer, denn Jhr ſterbt zuerſt, ſo Jhr in mei-
nem Wege bleibt!
(Conſul prallt zuruͤck, Ruͤdiger ſchwingt
ſein Schwert.)
Zuruͤck, wer nicht ſterben will! (Alles macht
Raum und er hebt Marien vom Scheiterhaufen und reißt den
Strick von ihren Haͤnden. Wuͤthendes Volksgeſchrei.)
Wulf (der ſich auf den Scheiterhaufen hinauf zuruͤckgezogen,
ſchwingt das Schwert, es wird ganz ruhig, er ruft):

Der Amtshauptmann auf dem langen Schimmel kommt
den Berg herauf — der Wittich ſpukt!
(Alle ſehen nach
dem rothen Mantel.)
Rüdiger.
Dies iſt mein Bote Andres, den der Herzog ſendet!
Weh’ uns, er kann nur unverrichteter. Sache ſchon zu-
ruͤck ſein!
Wulf.
Nein, ’s iſt der Birkhahn Zabel, der einen großen
Brief in die Luft haͤlt!
Rüdiger (zu Marie).
Eine Kriegsliſt des Burſchen.
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[248/0254] Die Bernſteinhexe. Schlachtopfer entziehn. — (Lebhaft anwachſender Volkstu- mult: Die Hexe muß brennen, die Hexe muß brennen, vor- waͤrts!) Hoͤrt Jhr wohl? Volkes Haß, ein ſchneidend Glas! Rüdiger. Volkes Gunſt ein blauer Dunſt! Nun denn, ſo ſprecht Euer Vater unſer, denn Jhr ſterbt zuerſt, ſo Jhr in mei- nem Wege bleibt! (Conſul prallt zuruͤck, Ruͤdiger ſchwingt ſein Schwert.) Zuruͤck, wer nicht ſterben will! (Alles macht Raum und er hebt Marien vom Scheiterhaufen und reißt den Strick von ihren Haͤnden. Wuͤthendes Volksgeſchrei.) Wulf (der ſich auf den Scheiterhaufen hinauf zuruͤckgezogen, ſchwingt das Schwert, es wird ganz ruhig, er ruft): Der Amtshauptmann auf dem langen Schimmel kommt den Berg herauf — der Wittich ſpukt! (Alle ſehen nach dem rothen Mantel.) Rüdiger. Dies iſt mein Bote Andres, den der Herzog ſendet! Weh’ uns, er kann nur unverrichteter. Sache ſchon zu- ruͤck ſein! Wulf. Nein, ’s iſt der Birkhahn Zabel, der einen großen Brief in die Luft haͤlt! Rüdiger (zu Marie). Eine Kriegsliſt des Burſchen.

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/254>, abgerufen am 03.05.2024.