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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Gatterer, küssen den Menschern die Pfoten; kurz
Bruder Herz, der Komment ist hier schofel.

Ich: Aber doch nicht allewege?

Sturm: Nein Brüderchen! es giebt noch
derbe Kerls; aber die stehn wenig in Ansehn: man
hält sie für liederlich, und deswegen müssen sie für
sich leben, und mit einander ihre Sachen allein
treiben.

Ich: Hör' Bruder, so viel an uns ist, müssen
wir den Komment wieder herstellen, oder gar ein-
führen a la Jena --

Sturm: Hast Recht: aber das wird schwer
halten: wollen indeß sehen, quid virtus et quid
sapientia possit.
Du gehst den Abend doch mit
zum Schnapps-konradi? Nicht? --

Wir begaben uns wirklich denselben Abend zum
Schnapps-konradi, einem Bruder des Schnapps-
konradi in Halle. Wir fanden einige Studenten da,
welche aus kleinen Bolen Punsch und aus Finger-
hutsgläschen Schnapps tranken. Ich forderte ein
Glas Schnapps, und Sturm auch eins. Man
brachte es uns, aber in kleinen Gläschen; ich ließ
mir also einen Bindfaden geben, um das Glas an-
zubinden, damit wenn es, wie ich sagte, die Kehle
hinein wischte, ich es herausziehen könnte. Man
lachte über meinen Einfall, beklatschte ihn, und wir
ließen uns ein Nößel Schnapps geben, leerten es aus

Gatterer, kuͤſſen den Menſchern die Pfoten; kurz
Bruder Herz, der Komment iſt hier ſchofel.

Ich: Aber doch nicht allewege?

Sturm: Nein Bruͤderchen! es giebt noch
derbe Kerls; aber die ſtehn wenig in Anſehn: man
haͤlt ſie fuͤr liederlich, und deswegen muͤſſen ſie fuͤr
ſich leben, und mit einander ihre Sachen allein
treiben.

Ich: Hoͤr' Bruder, ſo viel an uns iſt, muͤſſen
wir den Komment wieder herſtellen, oder gar ein-
fuͤhren à la Jena

Sturm: Haſt Recht: aber das wird ſchwer
halten: wollen indeß ſehen, quid virtus et quid
ſapientia poſſit.
Du gehſt den Abend doch mit
zum Schnapps-konradi? Nicht? —

Wir begaben uns wirklich denſelben Abend zum
Schnapps-konradi, einem Bruder des Schnapps-
konradi in Halle. Wir fanden einige Studenten da,
welche aus kleinen Bolen Punſch und aus Finger-
hutsglaͤschen Schnapps tranken. Ich forderte ein
Glas Schnapps, und Sturm auch eins. Man
brachte es uns, aber in kleinen Glaͤschen; ich ließ
mir alſo einen Bindfaden geben, um das Glas an-
zubinden, damit wenn es, wie ich ſagte, die Kehle
hinein wiſchte, ich es herausziehen koͤnnte. Man
lachte uͤber meinen Einfall, beklatſchte ihn, und wir
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[255/0269] Gatterer, kuͤſſen den Menſchern die Pfoten; kurz Bruder Herz, der Komment iſt hier ſchofel. Ich: Aber doch nicht allewege? Sturm: Nein Bruͤderchen! es giebt noch derbe Kerls; aber die ſtehn wenig in Anſehn: man haͤlt ſie fuͤr liederlich, und deswegen muͤſſen ſie fuͤr ſich leben, und mit einander ihre Sachen allein treiben. Ich: Hoͤr' Bruder, ſo viel an uns iſt, muͤſſen wir den Komment wieder herſtellen, oder gar ein- fuͤhren à la Jena — Sturm: Haſt Recht: aber das wird ſchwer halten: wollen indeß ſehen, quid virtus et quid ſapientia poſſit. Du gehſt den Abend doch mit zum Schnapps-konradi? Nicht? — Wir begaben uns wirklich denſelben Abend zum Schnapps-konradi, einem Bruder des Schnapps- konradi in Halle. Wir fanden einige Studenten da, welche aus kleinen Bolen Punſch und aus Finger- hutsglaͤschen Schnapps tranken. Ich forderte ein Glas Schnapps, und Sturm auch eins. Man brachte es uns, aber in kleinen Glaͤschen; ich ließ mir alſo einen Bindfaden geben, um das Glas an- zubinden, damit wenn es, wie ich ſagte, die Kehle hinein wiſchte, ich es herausziehen koͤnnte. Man lachte uͤber meinen Einfall, beklatſchte ihn, und wir ließen uns ein Noͤßel Schnapps geben, leerten es aus

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/269>, abgerufen am 05.05.2024.