Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

gemeinen Mädchen findet man auch sehr wenig
rares.

Es stehen einige Kompagnien Soldaten in Göt-
tingen, roth mit weissen Aufschlägen, welche eben
so, wie in Gießen und Halle ihren Kommers mit
den Studenten treiben, ihnen die Stifeln wichsen,
für sie marschandiren, kuppeln -- und sich so eini-
ges nebenher zu ihrer Löhnung zu verdienen suchen.
Ich hätte über den Umgang der Studenten mit Sol-
daten verschiedenes nicht undienliches zu sagen; allein
ich mag niemanden schaden, der auch eine Uniform
trägt, wie ich.

Die Dörfer um Göttingen werden nicht so oft
besucht, als die um Gießen, Jena und Halle; doch
giebt es da auch Dorfbrüder, und diese laufen ge-
wöhnlich nach Bosten oder Döppeltshausen: am
letztern Orte ist alle Freiheit, weil er Hessisch ist.

Man findet keine Bordelle in Göttingen, we-
nigstens fand man zu meiner Zeit keine; aber an
Nymphen, welche für einige Groschen, und an Ma-
damen und Mamsellen, welche für einige Thaler
nach advenant feil sind, fehlt es auch da nicht. Es
soll sogar einige Damen daselbst geben, die ihre Lieb-
haber bezahlen. Auf den Dörfern halten sich dann
und wann auch Lustdirnen auf: und daher lassen sich
die häufigen Galanteriekrankheiten erklären, welche
in Göttingen grassiren. Ich glaube nicht, daß die-

gemeinen Maͤdchen findet man auch ſehr wenig
rares.

Es ſtehen einige Kompagnien Soldaten in Goͤt-
tingen, roth mit weiſſen Aufſchlaͤgen, welche eben
ſo, wie in Gießen und Halle ihren Kommers mit
den Studenten treiben, ihnen die Stifeln wichſen,
fuͤr ſie marſchandiren, kuppeln — und ſich ſo eini-
ges nebenher zu ihrer Loͤhnung zu verdienen ſuchen.
Ich haͤtte uͤber den Umgang der Studenten mit Sol-
daten verſchiedenes nicht undienliches zu ſagen; allein
ich mag niemanden ſchaden, der auch eine Uniform
traͤgt, wie ich.

Die Doͤrfer um Goͤttingen werden nicht ſo oft
beſucht, als die um Gießen, Jena und Halle; doch
giebt es da auch Dorfbruͤder, und dieſe laufen ge-
woͤhnlich nach Boſten oder Doͤppeltshauſen: am
letztern Orte iſt alle Freiheit, weil er Heſſiſch iſt.

Man findet keine Bordelle in Goͤttingen, we-
nigſtens fand man zu meiner Zeit keine; aber an
Nymphen, welche fuͤr einige Groſchen, und an Ma-
damen und Mamſellen, welche fuͤr einige Thaler
nach advenant feil ſind, fehlt es auch da nicht. Es
ſoll ſogar einige Damen daſelbſt geben, die ihre Lieb-
haber bezahlen. Auf den Doͤrfern halten ſich dann
und wann auch Luſtdirnen auf: und daher laſſen ſich
die haͤufigen Galanteriekrankheiten erklaͤren, welche
in Goͤttingen graſſiren. Ich glaube nicht, daß die-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0278" n="264"/>
gemeinen Ma&#x0364;dchen findet man auch &#x017F;ehr wenig<lb/>
rares.</p><lb/>
        <p>Es &#x017F;tehen einige Kompagnien Soldaten in Go&#x0364;t-<lb/>
tingen, roth mit wei&#x017F;&#x017F;en Auf&#x017F;chla&#x0364;gen, welche eben<lb/>
&#x017F;o, wie in Gießen und Halle ihren Kommers mit<lb/>
den Studenten treiben, ihnen die Stifeln wich&#x017F;en,<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ie mar&#x017F;chandiren, kuppeln &#x2014; und &#x017F;ich &#x017F;o eini-<lb/>
ges nebenher zu ihrer Lo&#x0364;hnung zu verdienen &#x017F;uchen.<lb/>
Ich ha&#x0364;tte u&#x0364;ber den Umgang der Studenten mit Sol-<lb/>
daten ver&#x017F;chiedenes nicht undienliches zu &#x017F;agen; allein<lb/>
ich mag niemanden &#x017F;chaden, der auch eine Uniform<lb/>
tra&#x0364;gt, wie ich.</p><lb/>
        <p>Die Do&#x0364;rfer um Go&#x0364;ttingen werden nicht &#x017F;o oft<lb/>
be&#x017F;ucht, als die um Gießen, Jena und Halle; doch<lb/>
giebt es da auch Dorfbru&#x0364;der, und die&#x017F;e laufen ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlich nach Bo&#x017F;ten oder Do&#x0364;ppeltshau&#x017F;en: am<lb/>
letztern Orte i&#x017F;t alle Freiheit, weil er He&#x017F;&#x017F;i&#x017F;ch i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Man findet keine Bordelle in Go&#x0364;ttingen, we-<lb/>
nig&#x017F;tens fand man zu meiner Zeit keine; aber an<lb/>
Nymphen, welche fu&#x0364;r einige Gro&#x017F;chen, und an Ma-<lb/>
damen und Mam&#x017F;ellen, welche fu&#x0364;r einige Thaler<lb/>
nach <hi rendition="#aq">advenant</hi> feil &#x017F;ind, fehlt es auch da nicht. Es<lb/>
&#x017F;oll &#x017F;ogar einige Damen da&#x017F;elb&#x017F;t geben, die ihre Lieb-<lb/>
haber bezahlen. Auf den Do&#x0364;rfern halten &#x017F;ich dann<lb/>
und wann auch Lu&#x017F;tdirnen auf: und daher la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
die ha&#x0364;ufigen Galanteriekrankheiten erkla&#x0364;ren, welche<lb/>
in Go&#x0364;ttingen gra&#x017F;&#x017F;iren. Ich glaube nicht, daß die-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0278] gemeinen Maͤdchen findet man auch ſehr wenig rares. Es ſtehen einige Kompagnien Soldaten in Goͤt- tingen, roth mit weiſſen Aufſchlaͤgen, welche eben ſo, wie in Gießen und Halle ihren Kommers mit den Studenten treiben, ihnen die Stifeln wichſen, fuͤr ſie marſchandiren, kuppeln — und ſich ſo eini- ges nebenher zu ihrer Loͤhnung zu verdienen ſuchen. Ich haͤtte uͤber den Umgang der Studenten mit Sol- daten verſchiedenes nicht undienliches zu ſagen; allein ich mag niemanden ſchaden, der auch eine Uniform traͤgt, wie ich. Die Doͤrfer um Goͤttingen werden nicht ſo oft beſucht, als die um Gießen, Jena und Halle; doch giebt es da auch Dorfbruͤder, und dieſe laufen ge- woͤhnlich nach Boſten oder Doͤppeltshauſen: am letztern Orte iſt alle Freiheit, weil er Heſſiſch iſt. Man findet keine Bordelle in Goͤttingen, we- nigſtens fand man zu meiner Zeit keine; aber an Nymphen, welche fuͤr einige Groſchen, und an Ma- damen und Mamſellen, welche fuͤr einige Thaler nach advenant feil ſind, fehlt es auch da nicht. Es ſoll ſogar einige Damen daſelbſt geben, die ihre Lieb- haber bezahlen. Auf den Doͤrfern halten ſich dann und wann auch Luſtdirnen auf: und daher laſſen ſich die haͤufigen Galanteriekrankheiten erklaͤren, welche in Goͤttingen graſſiren. Ich glaube nicht, daß die-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/278
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/278>, abgerufen am 04.05.2024.