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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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sich mehr oder weniger schämt, Menschen des Glau-
bens wegen öffentlich zu necken und zu drücken.

Wir entdeckten in Uthoffen die Absichten unsrer
Reise nicht, und reisten nach zwei Tagen wieder mit
Bauerpferden ab. F.... ein kreuzbraver Junge,
der gern seinen Freunden Vergnügen machte, und
bei dem ich so gut stand, that mir hierauf den Vor-
schlag, eine Tour nach Bamberg und Würzburg mit
zu machen, unter der Versicherung, mich sollte die
Reise auch nicht einen Kreuzer kosten. Vielleicht
wußte ers, daß meine Börse kaum zur Rückreise von
Uthoffen nach Mainz hinreichen würde. Ich ließ
mir den Vorschlag unter der Einschränkung, daß ich
ihm an Ort und Stelle das ausgelegte Geld wieder
ersetzen dürfte, gefallen. Das wollen wir schon se-
hen, sagte er, und so gings nach Würzburg, Bam-
berg, Anspach, Erlangen, Nürnberg, und den an-
dern Städten, welche in der dortigen Gegend herum
liegen. Ich schrieb hier weder Reisekunden noch
Topographien, folglich darf man hier nichts weiter
erwarten, als was mich betrifft. In Bamberg blie-
ben wir nicht lange; ich hatte also keine Gelegenheit
dies Ding, was misbräuchlich Universität genannt
wird, näher kennen zu lernen. So viel weiß ich,
daß hier nur der katholische Priester ausstudiren kann,
ob gleich auch dieser dies eben so gut in jedem Kapu-
cinerkloster beim Pater Lektor thun könnte.


ſich mehr oder weniger ſchaͤmt, Menſchen des Glau-
bens wegen oͤffentlich zu necken und zu druͤcken.

Wir entdeckten in Uthoffen die Abſichten unſrer
Reiſe nicht, und reiſten nach zwei Tagen wieder mit
Bauerpferden ab. F.... ein kreuzbraver Junge,
der gern ſeinen Freunden Vergnuͤgen machte, und
bei dem ich ſo gut ſtand, that mir hierauf den Vor-
ſchlag, eine Tour nach Bamberg und Wuͤrzburg mit
zu machen, unter der Verſicherung, mich ſollte die
Reiſe auch nicht einen Kreuzer koſten. Vielleicht
wußte ers, daß meine Boͤrſe kaum zur Ruͤckreiſe von
Uthoffen nach Mainz hinreichen wuͤrde. Ich ließ
mir den Vorſchlag unter der Einſchraͤnkung, daß ich
ihm an Ort und Stelle das ausgelegte Geld wieder
erſetzen duͤrfte, gefallen. Das wollen wir ſchon ſe-
hen, ſagte er, und ſo gings nach Wuͤrzburg, Bam-
berg, Anſpach, Erlangen, Nuͤrnberg, und den an-
dern Staͤdten, welche in der dortigen Gegend herum
liegen. Ich ſchrieb hier weder Reiſekunden noch
Topographien, folglich darf man hier nichts weiter
erwarten, als was mich betrifft. In Bamberg blie-
ben wir nicht lange; ich hatte alſo keine Gelegenheit
dies Ding, was misbraͤuchlich Univerſitaͤt genannt
wird, naͤher kennen zu lernen. So viel weiß ich,
daß hier nur der katholiſche Prieſter ausſtudiren kann,
ob gleich auch dieſer dies eben ſo gut in jedem Kapu-
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[355/0369] ſich mehr oder weniger ſchaͤmt, Menſchen des Glau- bens wegen oͤffentlich zu necken und zu druͤcken. Wir entdeckten in Uthoffen die Abſichten unſrer Reiſe nicht, und reiſten nach zwei Tagen wieder mit Bauerpferden ab. F.... ein kreuzbraver Junge, der gern ſeinen Freunden Vergnuͤgen machte, und bei dem ich ſo gut ſtand, that mir hierauf den Vor- ſchlag, eine Tour nach Bamberg und Wuͤrzburg mit zu machen, unter der Verſicherung, mich ſollte die Reiſe auch nicht einen Kreuzer koſten. Vielleicht wußte ers, daß meine Boͤrſe kaum zur Ruͤckreiſe von Uthoffen nach Mainz hinreichen wuͤrde. Ich ließ mir den Vorſchlag unter der Einſchraͤnkung, daß ich ihm an Ort und Stelle das ausgelegte Geld wieder erſetzen duͤrfte, gefallen. Das wollen wir ſchon ſe- hen, ſagte er, und ſo gings nach Wuͤrzburg, Bam- berg, Anſpach, Erlangen, Nuͤrnberg, und den an- dern Staͤdten, welche in der dortigen Gegend herum liegen. Ich ſchrieb hier weder Reiſekunden noch Topographien, folglich darf man hier nichts weiter erwarten, als was mich betrifft. In Bamberg blie- ben wir nicht lange; ich hatte alſo keine Gelegenheit dies Ding, was misbraͤuchlich Univerſitaͤt genannt wird, naͤher kennen zu lernen. So viel weiß ich, daß hier nur der katholiſche Prieſter ausſtudiren kann, ob gleich auch dieſer dies eben ſo gut in jedem Kapu- cinerkloſter beim Pater Lektor thun koͤnnte.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/369>, abgerufen am 04.05.2024.