"Weißt was neues, Herr Bruder?" schrie ich, als ich einige Tage nach meinem Un- fall in das Zimmer des Barons F... trat: "In meinem Lande ists alle: werd nimmermehr Pfaffe!"
Baron: Da ist denn auch kein groß Unglück geschehen! Kannst ja sonst was werden!
Ich: Ja, was denn? -- In der Kurpfalz hab ich mich verschandlappt. --
Baron: Nun, was hast du denn angestellt? Hast doch nicht gemordet? -- Und Huren, Sau- fen und Spektakeln wird da nicht hochgerechnet!
Ich: Sieh, ich habe mit dem Kandidaten Hundel in Korrespondenz gestanden, und hab da manchen Beitrag für sein Buch geliefert, das her- nach ist konfiscirt worden. Hundel selbst hat sich müssen skissiren, wenn er dem Galgen, oder doch ewiger Gefängnißstrafe entgehen wollte.
Zweiter Theil. A
Erſtes Kapitel.
Amicus certus in re incerta cernitur.
„Weißt was neues, Herr Bruder?“ ſchrie ich, als ich einige Tage nach meinem Un- fall in das Zimmer des Barons F... trat: „In meinem Lande iſts alle: werd nimmermehr Pfaffe!“
Baron: Da iſt denn auch kein groß Ungluͤck geſchehen! Kannſt ja ſonſt was werden!
Ich: Ja, was denn? — In der Kurpfalz hab ich mich verſchandlappt. —
Baron: Nun, was haſt du denn angeſtellt? Haſt doch nicht gemordet? — Und Huren, Sau- fen und Spektakeln wird da nicht hochgerechnet!
Ich: Sieh, ich habe mit dem Kandidaten Hundel in Korreſpondenz geſtanden, und hab da manchen Beitrag fuͤr ſein Buch geliefert, das her- nach iſt konfiſcirt worden. Hundel ſelbſt hat ſich muͤſſen ſkiſſiren, wenn er dem Galgen, oder doch ewiger Gefaͤngnißſtrafe entgehen wollte.
Zweiter Theil. A
<TEI><text><body><pbfacs="#f0003"n="[1]"/><divn="1"><head>Erſtes Kapitel.</head><lb/><p><hirendition="#aq"><hirendition="#g">Amicus certus in re incerta cernitur</hi>.</hi></p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>„<hirendition="#in">W</hi>eißt was neues, Herr Bruder?“ſchrie<lb/>
ich, als ich einige Tage nach meinem Un-<lb/>
fall in das Zimmer des Barons F... trat:<lb/>„In meinem Lande iſts alle: werd nimmermehr<lb/>
Pfaffe!“</p><lb/><p><hirendition="#g">Baron</hi>: Da iſt denn auch kein groß Ungluͤck<lb/>
geſchehen! Kannſt ja ſonſt was werden!</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi>: Ja, was denn? — In der Kurpfalz<lb/>
hab ich mich verſchandlappt. —</p><lb/><p><hirendition="#g">Baron</hi>: Nun, was haſt du denn angeſtellt?<lb/>
Haſt doch nicht gemordet? — Und Huren, Sau-<lb/>
fen und Spektakeln wird da nicht hochgerechnet!</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi>: Sieh, ich habe mit dem Kandidaten<lb/><hirendition="#g">Hundel</hi> in Korreſpondenz geſtanden, und hab da<lb/>
manchen Beitrag fuͤr ſein Buch geliefert, das her-<lb/>
nach iſt konfiſcirt worden. Hundel ſelbſt hat ſich<lb/>
muͤſſen ſkiſſiren, wenn er dem Galgen, oder doch<lb/>
ewiger Gefaͤngnißſtrafe entgehen wollte.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Zweiter Theil. A</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[[1]/0003]
Erſtes Kapitel.
Amicus certus in re incerta cernitur.
„Weißt was neues, Herr Bruder?“ ſchrie
ich, als ich einige Tage nach meinem Un-
fall in das Zimmer des Barons F... trat:
„In meinem Lande iſts alle: werd nimmermehr
Pfaffe!“
Baron: Da iſt denn auch kein groß Ungluͤck
geſchehen! Kannſt ja ſonſt was werden!
Ich: Ja, was denn? — In der Kurpfalz
hab ich mich verſchandlappt. —
Baron: Nun, was haſt du denn angeſtellt?
Haſt doch nicht gemordet? — Und Huren, Sau-
fen und Spektakeln wird da nicht hochgerechnet!
Ich: Sieh, ich habe mit dem Kandidaten
Hundel in Korreſpondenz geſtanden, und hab da
manchen Beitrag fuͤr ſein Buch geliefert, das her-
nach iſt konfiſcirt worden. Hundel ſelbſt hat ſich
muͤſſen ſkiſſiren, wenn er dem Galgen, oder doch
ewiger Gefaͤngnißſtrafe entgehen wollte.
Zweiter Theil. A
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/3>, abgerufen am 30.11.2023.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2023. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.