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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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und wahrer Wohlthäter geworden ist. Dieser Mann
ist Herr Bispink. Ich kannte ihn vorher schon et-
was; allein unser nähere Umgang entstand erst, als
er mir eine Abhandlung aus dem Italiänischen zu
übersetzen auftrug. Sie hieß im Original: Dell
influenza del Commercio sopra i Talenti e sui
Costumi.
Eine Uebersetzung davon hatte der hiesige
Buchdrucker, Herr Francke, zum Verlag über-
nommen und schon bis zum dritten Bogen absetzen
lassen. Von ohngefähr war dem Herrn Bispink ein
Bogen davon zu Gesicht gekommen, und gleich war
ihm die Unbrauchbarkeit dieser Uebersetzung fürs Pu-
blikum aufgefallen, die auch wirklich, außer der skla-
vischen Wortfolge, so verworren und verstümmelt
aussah, daß sich bei mehreren Stellen gar kein Sinn
herausklauben ließ. Um also den Herrn Francke vor
Makulatur zu sichern, trug mir Herr Bispink, der
zu der Zeit noch in keiner nähern Verbindung mit
Herrn Francke stand, auf, das Original noch einmal
wörtlich zu übersetzen. Ich that dies: und diese
meine Arbeit, verglichen mit dem Original, sezte den
Herrn Bispink in Stand, mit weniger Zeitverlust,
eine ganz neue Uebersetzung vorzunehmen, die dem
Sinn und der Gedankenfolge des Originals mehr
angemessen war. Ich muß gestehen, daß ich hier
den Unterschied zwischen einer wörtlichen und säch-
lichen Uebersetzung recht auffallend bemerkt habe.

und wahrer Wohlthaͤter geworden iſt. Dieſer Mann
iſt Herr Bispink. Ich kannte ihn vorher ſchon et-
was; allein unſer naͤhere Umgang entſtand erſt, als
er mir eine Abhandlung aus dem Italiaͤniſchen zu
uͤberſetzen auftrug. Sie hieß im Original: Dell
influenza del Commercio ſopra i Talenti e ſui
Coſtumi.
Eine Ueberſetzung davon hatte der hieſige
Buchdrucker, Herr Francke, zum Verlag uͤber-
nommen und ſchon bis zum dritten Bogen abſetzen
laſſen. Von ohngefaͤhr war dem Herrn Bispink ein
Bogen davon zu Geſicht gekommen, und gleich war
ihm die Unbrauchbarkeit dieſer Ueberſetzung fuͤrs Pu-
blikum aufgefallen, die auch wirklich, außer der ſkla-
viſchen Wortfolge, ſo verworren und verſtuͤmmelt
ausſah, daß ſich bei mehreren Stellen gar kein Sinn
herausklauben ließ. Um alſo den Herrn Francke vor
Makulatur zu ſichern, trug mir Herr Bispink, der
zu der Zeit noch in keiner naͤhern Verbindung mit
Herrn Francke ſtand, auf, das Original noch einmal
woͤrtlich zu uͤberſetzen. Ich that dies: und dieſe
meine Arbeit, verglichen mit dem Original, ſezte den
Herrn Bispink in Stand, mit weniger Zeitverluſt,
eine ganz neue Ueberſetzung vorzunehmen, die dem
Sinn und der Gedankenfolge des Originals mehr
angemeſſen war. Ich muß geſtehen, daß ich hier
den Unterſchied zwiſchen einer woͤrtlichen und ſaͤch-
lichen Ueberſetzung recht auffallend bemerkt habe.

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[371[373]/0375] und wahrer Wohlthaͤter geworden iſt. Dieſer Mann iſt Herr Bispink. Ich kannte ihn vorher ſchon et- was; allein unſer naͤhere Umgang entſtand erſt, als er mir eine Abhandlung aus dem Italiaͤniſchen zu uͤberſetzen auftrug. Sie hieß im Original: Dell influenza del Commercio ſopra i Talenti e ſui Coſtumi. Eine Ueberſetzung davon hatte der hieſige Buchdrucker, Herr Francke, zum Verlag uͤber- nommen und ſchon bis zum dritten Bogen abſetzen laſſen. Von ohngefaͤhr war dem Herrn Bispink ein Bogen davon zu Geſicht gekommen, und gleich war ihm die Unbrauchbarkeit dieſer Ueberſetzung fuͤrs Pu- blikum aufgefallen, die auch wirklich, außer der ſkla- viſchen Wortfolge, ſo verworren und verſtuͤmmelt ausſah, daß ſich bei mehreren Stellen gar kein Sinn herausklauben ließ. Um alſo den Herrn Francke vor Makulatur zu ſichern, trug mir Herr Bispink, der zu der Zeit noch in keiner naͤhern Verbindung mit Herrn Francke ſtand, auf, das Original noch einmal woͤrtlich zu uͤberſetzen. Ich that dies: und dieſe meine Arbeit, verglichen mit dem Original, ſezte den Herrn Bispink in Stand, mit weniger Zeitverluſt, eine ganz neue Ueberſetzung vorzunehmen, die dem Sinn und der Gedankenfolge des Originals mehr angemeſſen war. Ich muß geſtehen, daß ich hier den Unterſchied zwiſchen einer woͤrtlichen und ſaͤch- lichen Ueberſetzung recht auffallend bemerkt habe.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 371[373]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/375>, abgerufen am 26.04.2024.