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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Ich. O ja, ich verstehe den Herrn, und sehe
wohl, daß der Herr eben so bösartig als unwissend
ist: versteht mich der Herr auch?

Er. Tausend Sakkerment: ich glaube gar, der
Herr will mich tuschiren! Weiß der Herr, wer ich bin?

Ich. O ja, ich weiß und sehe, daß der Herr
weiter nichts ist, als ein gefühlloser Bartkratzer.
Wenn uns die Franzosen unsre Feldscheere vorgeschla-
gen hätten, um unsere Truppen durch sie zu ruini-
ren, so hätten sie uns keine angemeßnere geben
können, als der Herr ist.

Er. (aufstehend) Nun, ins drey -- -- Na-
men, der Hacke will ich schon einen Stiehl machen,
oder mein Name soll nicht ehrlich seyn! Ich gehe
hin, und sags dem Offizier: der soll mir schon Sa-
tisfaktion schaffen!

Er gieng wirklich, aber dabey blieb es auch.
Ich indeß blieb ruhig: denn ich traute keinem Offi-
zier zu, daß er dem Unmenschen Recht hätte geben
sollen. -- Nun, was fühlen meine Leser? Doch
erst noch weiter!

Da man in Verpflegung der Lazarethkranken
schon ohnehin sehr ökonomisch zu Werke geht, und
da noch obendrein jeder von dieser Subsistenz das
Seine ziehen will, so kann man leicht denken, daß
die Diät der armen Kranken sehr schlecht seyn muß.

Dritter Theil. R

Ich. O ja, ich verſtehe den Herrn, und ſehe
wohl, daß der Herr eben ſo boͤsartig als unwiſſend
iſt: verſteht mich der Herr auch?

Er. Tauſend Sakkerment: ich glaube gar, der
Herr will mich tuſchiren! Weiß der Herr, wer ich bin?

Ich. O ja, ich weiß und ſehe, daß der Herr
weiter nichts iſt, als ein gefuͤhlloſer Bartkratzer.
Wenn uns die Franzoſen unſre Feldſcheere vorgeſchla-
gen haͤtten, um unſere Truppen durch ſie zu ruini-
ren, ſo haͤtten ſie uns keine angemeßnere geben
koͤnnen, als der Herr iſt.

Er. (aufſtehend) Nun, ins drey — — Na-
men, der Hacke will ich ſchon einen Stiehl machen,
oder mein Name ſoll nicht ehrlich ſeyn! Ich gehe
hin, und ſags dem Offizier: der ſoll mir ſchon Sa-
tisfaktion ſchaffen!

Er gieng wirklich, aber dabey blieb es auch.
Ich indeß blieb ruhig: denn ich traute keinem Offi-
zier zu, daß er dem Unmenſchen Recht haͤtte geben
ſollen. — Nun, was fuͤhlen meine Leſer? Doch
erſt noch weiter!

Da man in Verpflegung der Lazarethkranken
ſchon ohnehin ſehr oͤkonomiſch zu Werke geht, und
da noch obendrein jeder von dieſer Subſiſtenz das
Seine ziehen will, ſo kann man leicht denken, daß
die Diaͤt der armen Kranken ſehr ſchlecht ſeyn muß.

Dritter Theil. R
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[257/0269] Ich. O ja, ich verſtehe den Herrn, und ſehe wohl, daß der Herr eben ſo boͤsartig als unwiſſend iſt: verſteht mich der Herr auch? Er. Tauſend Sakkerment: ich glaube gar, der Herr will mich tuſchiren! Weiß der Herr, wer ich bin? Ich. O ja, ich weiß und ſehe, daß der Herr weiter nichts iſt, als ein gefuͤhlloſer Bartkratzer. Wenn uns die Franzoſen unſre Feldſcheere vorgeſchla- gen haͤtten, um unſere Truppen durch ſie zu ruini- ren, ſo haͤtten ſie uns keine angemeßnere geben koͤnnen, als der Herr iſt. Er. (aufſtehend) Nun, ins drey — — Na- men, der Hacke will ich ſchon einen Stiehl machen, oder mein Name ſoll nicht ehrlich ſeyn! Ich gehe hin, und ſags dem Offizier: der ſoll mir ſchon Sa- tisfaktion ſchaffen! Er gieng wirklich, aber dabey blieb es auch. Ich indeß blieb ruhig: denn ich traute keinem Offi- zier zu, daß er dem Unmenſchen Recht haͤtte geben ſollen. — Nun, was fuͤhlen meine Leſer? Doch erſt noch weiter! Da man in Verpflegung der Lazarethkranken ſchon ohnehin ſehr oͤkonomiſch zu Werke geht, und da noch obendrein jeder von dieſer Subſiſtenz das Seine ziehen will, ſo kann man leicht denken, daß die Diaͤt der armen Kranken ſehr ſchlecht ſeyn muß. Dritter Theil. R

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/269>, abgerufen am 19.05.2024.