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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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noch wir geprellt worden; und an Fuhrlohn hätte
man vieles erspart.

Ein lustiger Bruder machte auf dieses Geschenk
ein Gedicht in Knittelversen, welches sogar gedruckt
wurde. Es war aber ein sehr massives Ding, wel-
ches unter der Aufschrift: Danksagung der
Soldaten vom Thaddischen Regiment
an die hallischen Philister
-- lauter Sar-
kasmen auf die Hallenser enthielt. Ich würde mich
schämen, hier auch nur eine Strophe davon anzu-
führen. Es kam bald nach Halle, und erregte,
als etwas ganz Unerwartetes, nicht wenig Auf-
sehen. Ein gewisser Mann in Halle verfiel auf
mich, und gab meine Wenigkeit in einer Klage an
unsern General geradezu als Verfasser an. Ich
weiß nicht, was den guten Mann berechtigt haben
mag, sich als Sprecher für Halle aufzuwerfen! --
Allein da man bey den Soldaten eben nicht gewohnt
ist, einer solchen Sache wegen, Untersuchung an-
zustellen, so wurde die Klage hingelegt, und blieb
ohne alle Rücksicht. Die Hallenser haben es indeß
recht gut gemeynt, und dieser guten Meynung we-
gen gebührt ihnen aller Dank der Soldaten, und
auch der meinige: denn auch ich habe Antheil an
ihren Gaben gehabt. Ich erkläre ihnen daher, daß
ich das Pasquill -- denn das ist es allemal -- nicht
gemacht habe, und das mag ihnen genug seyn.


noch wir geprellt worden; und an Fuhrlohn haͤtte
man vieles erſpart.

Ein luſtiger Bruder machte auf dieſes Geſchenk
ein Gedicht in Knittelverſen, welches ſogar gedruckt
wurde. Es war aber ein ſehr maſſives Ding, wel-
ches unter der Aufſchrift: Dankſagung der
Soldaten vom Thaddiſchen Regiment
an die halliſchen Philiſter
— lauter Sar-
kasmen auf die Hallenſer enthielt. Ich wuͤrde mich
ſchaͤmen, hier auch nur eine Strophe davon anzu-
fuͤhren. Es kam bald nach Halle, und erregte,
als etwas ganz Unerwartetes, nicht wenig Auf-
ſehen. Ein gewiſſer Mann in Halle verfiel auf
mich, und gab meine Wenigkeit in einer Klage an
unſern General geradezu als Verfaſſer an. Ich
weiß nicht, was den guten Mann berechtigt haben
mag, ſich als Sprecher fuͤr Halle aufzuwerfen! —
Allein da man bey den Soldaten eben nicht gewohnt
iſt, einer ſolchen Sache wegen, Unterſuchung an-
zuſtellen, ſo wurde die Klage hingelegt, und blieb
ohne alle Ruͤckſicht. Die Hallenſer haben es indeß
recht gut gemeynt, und dieſer guten Meynung we-
gen gebuͤhrt ihnen aller Dank der Soldaten, und
auch der meinige: denn auch ich habe Antheil an
ihren Gaben gehabt. Ich erklaͤre ihnen daher, daß
ich das Pasquill — denn das iſt es allemal — nicht
gemacht habe, und das mag ihnen genug ſeyn.


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[293/0305] noch wir geprellt worden; und an Fuhrlohn haͤtte man vieles erſpart. Ein luſtiger Bruder machte auf dieſes Geſchenk ein Gedicht in Knittelverſen, welches ſogar gedruckt wurde. Es war aber ein ſehr maſſives Ding, wel- ches unter der Aufſchrift: Dankſagung der Soldaten vom Thaddiſchen Regiment an die halliſchen Philiſter — lauter Sar- kasmen auf die Hallenſer enthielt. Ich wuͤrde mich ſchaͤmen, hier auch nur eine Strophe davon anzu- fuͤhren. Es kam bald nach Halle, und erregte, als etwas ganz Unerwartetes, nicht wenig Auf- ſehen. Ein gewiſſer Mann in Halle verfiel auf mich, und gab meine Wenigkeit in einer Klage an unſern General geradezu als Verfaſſer an. Ich weiß nicht, was den guten Mann berechtigt haben mag, ſich als Sprecher fuͤr Halle aufzuwerfen! — Allein da man bey den Soldaten eben nicht gewohnt iſt, einer ſolchen Sache wegen, Unterſuchung an- zuſtellen, ſo wurde die Klage hingelegt, und blieb ohne alle Ruͤckſicht. Die Hallenſer haben es indeß recht gut gemeynt, und dieſer guten Meynung we- gen gebuͤhrt ihnen aller Dank der Soldaten, und auch der meinige: denn auch ich habe Antheil an ihren Gaben gehabt. Ich erklaͤre ihnen daher, daß ich das Pasquill — denn das iſt es allemal — nicht gemacht habe, und das mag ihnen genug ſeyn.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/305>, abgerufen am 29.04.2024.